Leverkusens Elfmeterserie:Nur ein bisschen krank

Leverkusen Germany 07 12 2016 UEFA Champions League 2016 17 Season Group E Matchday 6 Bayer

Wendell schießt den Ball Richtung Tor zum 3:0 für Leverkusen gegen den AS Monaco - gewertet wird der Treffer später jedoch als Eigentor von Torwart Morgen De Sanctis, weil ihm der Ball vom Balken gegen den Rücken sprang.

(Foto: DeFodi/imago)

Ist Leverkusens rekordreife Elfmeterpechsträhne zu Ende? Antwort: Jein! Beim 3:0 gegen Monaco verschießt Wendell - trifft aber über Umwege doch.

Von philipp selldorf, Leverkusen

Kaum hatte der Schiedsrichter die Partie beendet, verkündete der Stadionsprecher schon die Nachricht, dass die Zuschauer Zeugen eines Vorfalls für die Leverkusener Geschichtsbücher gewesen seien. So bedeutsam hatte das 3:0 gewonnene Spiel von Bayer 04 gegen eine B-Elf des AS Monaco zwar nicht ausgesehen, dennoch hatte der Conferencier dem Empfinden des spärlich erschienenen Publikums entsprochen. Denn damit hatte ja wirklich niemand gerechnet, dass Bayer tatsächlich einen Elfmeter zu einem Tor nutzen könnte. So trat die in der Tat historische Neuigkeit, dass Bayer erstmals eine Vorrunde der Champions-League komplett ohne Niederlage absolviert hatte, hinter jener Strafstoß-Szene, die in der 82. Minute das 3:0 brachte, in den Hintergrund.

Was für ein Jubel war das, als der brasilianische Verteidiger Wendell nach dem Tor auf den Knien in Richtung Fankurve rutschte, die Hände zum Himmel und zum gnädigen Gott erhoben, der den Treffer ermöglicht hatte. Vier Elfmeter hat Bayer im Laufe dieser Bundesliga-Saison bereits verschossen, drei weitere im DFB-Pokal, eine traumatische Quote des Versagens.

Deswegen bestand nicht nur gespannte Erwartung, wie der nächste Versuch enden würde. Es herrschte auch dieser typisch rheinische Spaß an der Freude, als Wendell zur Ausführung des Freischusses antrat. "Hinein, hinein, hinein", riefen die amüsierten Fans in der Kurve. Wendell lief an und traf die Latte - wieder eine Fahrkarte.

Die Uefa wertet das 3:0 als Eigentor des Monaco-Keepers

Doch weil der Ball vom Balken gegen den Rücken des am Boden liegenden Torwarts Morgen De Sanctis sprang, wurde doch noch ein Tor draus. Im ganzen Stadion brach daraufhin ausgelassenes Gelächter aus, bei den Profis auf dem Platz und bei den Spielern auf der Bank, bei Bayer-Trainer Roger Schmidt und sogar beim unglücklichen Monegassen De Sanctis.

Streng genommen ist die Leverkusener Elfmeter-Krankheit damit aber noch nicht kuriert, denn die Uefa stuft den Treffer als Eigentor des Keepers ein. Doch bei Bayer wollte man sich den gelungenen Abend von dieser Spitzfindigkeit nicht verderben lassen. Listig bemerkte Julian Brandt, Schütze des 2:0 und bester Bayer-Spieler des Abends: "Man muss ja erst mal dem Torwart so an den Rücken schießen, dass der Ball reingeht."

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