Leverkusen in der Champions League:Auf Mutmacher-Kur in Paris

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Engagiert: Eren Derdiyok (rechts) in Paris. (Foto: AFP)

Verschossener Elfmeter, Aus in der Champions League, sieben sieglose Pflichtspiele in Serie: Trotz der Niederlage gegen Paris Saint-Germain erklärt Bayer Leverkusen seine schlimmste Krise für beendet. Beim nächsten Gegner, dem FC Bayern, soll wieder Zählbares geholt werden.

Von Andreas Morbach, Paris

Rudi Völler hatte es sehr eilig - warum, wusste er wohl selber nicht genau. Im Stechschritt eilte Leverkusens Sportdirektor durch die engen Kellerflure des Prinzenparkstadions. Kaum war er gestoppt, redete Völler jedoch in aller Ruhe und ausführlich über das 1:2 (1:1) bei Paris Saint-Germain, mit dem sich die Rheinländer aus der Champions League verabschiedet hatten.

"Auch wenn es eine Niederlage war - dieses Spiel gibt Selbstvertrauen für Samstag", erklärte Völler, "denn da haben wir eine Riesenhausnummer für uns." Die Hausnummer ist die 25 der Werner-Heisenberg-Alle. Hier steht die Arena des FC Bayern München.

Auch Bernd Leno war plötzlich optimistisch gestimmt. In den zurückliegenden schwierigen Wochen war der Torwart stets einer der Stärksten im verunsicherten Team von Leverkusen. In Paris erlebte Leno viele ambitionierte und mutige Mitstreiter an seiner Seite. Über die bevorstehende Reise nach München sagte er: "Wir wollen nicht nur Gast sein. Auch wenn es nur ein Punkt ist - den wollen wir mitnehmen."

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Bayer Leverkusen zeigt beim 1:2 gegen Paris Saint-Germain, dass es trotz winziger Chancen aufs Viertelfinale noch Lust aufs Fußballspielen hat. Auf ein frühes Tor von Sam folgt schnell der Ausgleich, Rolfes vergibt einen Strafstoß. Doch auch danach ist Bayer um einen guten Auftritt bemüht.

Im Südwesten von Paris blieb der Mannschaft von Sami Hyypiä ein ähnlicher Achtungszähler noch verwehrt. Doch der finnische Coach fühlte sich trotz des Ausscheidens aus der Königsklasse wie nach einer Kur. Die Serie siegloser Pflichtspiele war für sein Team zwar gerade auf sieben angewachsen, doch für Hyypiä stand fest: "Wir gehen erhobenen Hauptes aus diesem Wettbewerb. Die Ausgangslage war schwierig, aber jetzt können wir viele positive Dinge mitnehmen."

So positiv dachte der Stoiker aus Skandinavien, dass er sich sogar einen kleinen Scherz erlaubte. "Nach dem 1:0", gluckste der 40-Jährige, "dachte ich, dass wir 5:0 gewinnen." Die 0:4-Pleite aus dem Hinspiel wäre somit glorreich gekontert und Leverkusen ein Plätzchen unter den besten acht in Europa gewiss gewesen. Von diesem Coup war der Bundesliga-Dritte allerdings ein gutes Stück entfernt.

Hyypiä war mit einer mutigen Aufstellung in die Partie gegangen. Seine zuletzt formschwachen Offensivkräfte Stefan Kießling und Heung-Min Son degradierte er zu Reservisten, das übrige Team legte von Beginn an einen beherzten Auftritt hin. Sidney Sam köpfelte früh den Führungstreffer (6. Minute), den Marquinhos jedoch prompt ausgleichen konnte (13.).

Auch nach dem verschossenen Elfmeter von Simon Rolfes (28.) spielten die Leverkusener weiter nach vorne, statt sich für das Spiel in München zu schonen - obwohl sie zu diesem Zeitpunkt für einen Erfolg vier weitere Tore benötigt hätten. Dass PSG in der zweiten Halbzeit durch Ezequiel Lavezzi noch zum Siegtreffer kam (53.), schmälerte den positiven Gesamteindruck nur geringfügig.

Nach den zum Teil saftigen Abreibungen durch Paris oder Manchester United (0:5) hat Leverkusen immerhin gezeigt, dass die Mannschaft lebt. "Wir hoffen auf die Spiele ab München", sagte Klubchef Michael Schade vor der direkten Weiterreise in den Freistaat, "und ich bin zuversichtlich, dass wir unsere Ziele erreichen können."

Die Hoffnung auf eine Fortsetzung des Aufschwungs ist auch bei den Spielern vorhanden. "Es war ein erster Schritt", befand Torwart Leno, "aber wir dürfen nicht vergessen: Wir haben auch in Paris 2:1 verloren - allerdings in der Art und Weise, die der Trainer sehen wollte." Innenverteidiger Philipp Wollscheid pflichtete ihm bei: "Es ist immer noch so, dass ein Gegentor nach einem Standard nicht sein muss - und ein verschossener Elfmeter scheiße ist."

In München, so der frühere Nürnberger weiter, wolle man "wieder so dagegenhalten wie in Paris - und dann schauen, was dabei herauskommt". Offensiver geht die Sache Sami Hyypiä an. "Wenn wir so eine Einstellung wie hier zeigen", glaubt der Finne, "kann es auch für Bayern schwer werden." Und das war in diesem Fall nicht als Scherz gemeint.

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