Wolfsburg verliert 1:2:Sehnsucht nach "dreckigen Punkten"

Nur das bessere Torverhältnis trennt Wolfsburg vom Relegationsplatz. Bei der 1:2-Niederlage gegen Leverkusen scheint das nicht allen Beteiligten bewusst zu sein.

Beim Schlusspfiff verzog Bruno Labbadia noch gequält sein Gesicht, eine Stunde später war der neue Trainer des VfL Wolfsburg schon wieder im Angriffsmodus. Nur durch Handauflegen, soviel ist nach nur einem Punkt aus zwei Spielen unter seiner Regie klar, wird der Coach seinen Ruf als Retter aber nicht festigen können. "Ich kenne die Mechanismen und bin vollkommen auf unsere schwierige Situation eingestellt. Wir müssen viele Dinge besser machen - und das schnell", sagte der 52-Jährige nach der 1:2 (0:1)-Niederlage der Niedersachsen gegen Bayer Leverkusen.

VfL Wolfsburg v Bayer 04 Leverkusen - Bundesliga

Hat wieder mal wieder intensiv Gelegenheit, die Mechanismen der Trainer-Branche zu studieren: Bruno Labbadia vor Anpfiff der Partie gegen Leverkusen.

(Foto: Matthias Kern/Getty)

Noch stehen die Norddeutschen als 15. punktgleich mit Mainz 05 auf Rang 16 ganz knapp über dem Strich. Aber der 52-Jährige musste feststellen, dass seine Schützlinge gedanklich immer noch nicht im Abstiegskampf angekommen sind - und das nach nur 25 Punkten aus 25 Spielen und lediglich einem Sieg aus den letzten elf Spielen. Doch dieses Phänomen ist Labbadia alles andere als fremd. Schon beim Hamburger SV waren ihm die übermäßig traditionsbewussten Hanseaten mit ihrem Gerede von der glorreichen HSV-Vergangenheit auf die Nerven gegangen. Der Coach fordert Leistung hier und jetzt: "Was irgendwann einmal war, zählt in unserer Situation nicht."

VfL Wolfsburg - Bayer 04 Leverkusen

Was Wolfsburg nicht hat, hat Leverkusen: eine funktionierende Offensive. Julian Brandt (rechts) erzielte ein technisch blitzsauberes Tor zum 2:0 und freute sich anschließend mit Kevin Volland (links).

(Foto: Peter Steffen/dpa)

Mannschaften wie Bayer Leverkusen sind sportlich längst enteilt, auch Josuha Guilavogui forderte daher eine klare Konzentration auf das allein wichtige Ziel. "Mainz, Bremen und Freiburg sind unsere direkten Konkurrenten", nannte der Mittelfeldspieler die Rivalen beim Namen. Und die wird man nach Lage der Dinge nicht mit spielerischer Brillanz, sondern nur mit fußballerischen Sekundärtugenden hinter sich lassen können, davon ist auch Olaf Rebbe überzeugt. Der VfL-Sportchef, wegen seiner umstrittenen Personalpolitik innerhalb und außerhalb des Vereins in der Kritik, machte nach der enttäuschenden Leistung gegen Leverkusen fehlende Konsequenz als Hauptgrund für die sportliche Misere aus.

Leverkusens Stürmer Stefan Kiesling bekommt sein 400. Bundesligaspiel

"Natürlich ist die Ernüchterung groß. Wir müssen einfach auch 'mal dreckige Punkte holen", sagte Rebbe. Ähnlich frustriert war der Ex-Leverkusener Admir Mehmedi, der sich über sein Anschlusstor in der 79. Minute nicht freuen konnte: "Insgesamt war das zu wenig von uns."

Freuen durften sich hingegen die Gäste, die seit September auswärts ungeschlagenen Rheinländer sind wieder mittendrin im Kampf um die Champions-League-Qualifikation. "Die Mannschaft hat auf die Heimniederlage gegen Schalke 04 genau die richtige Antwort gegeben", sagte Trainer Heiko Herrlich, nachdem Lucas Alario (31. Foulelfmeter) und Nationalspieler Julian Brandt (78.) für einen erfolgreichen Nachmittag gesorgt hatten.

Und so hatte der Coach auch nichts dagegen, dass seine Truppe den ewigen Bayer-Profi Stefan Kießling anlässlich dessen 400. Bundesligaspiels mit einer kleinen Fete im Kabinengang feierte. Der zuletzt von zahlreichen Verletzungen gebeutelte Kießling durfte 120 Sekunden lang mithelfen, den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten. "Ich habe da aber kein Geschenk verteilt. Stefan hat in der kurzen Zeit alle Kopfbälle gewonnen und mehrere Fouls gezogen", sagte Herrlich. Der gebürtige Franke Kießling ist der 65. Bundesligaprofi mit mindestens 400 Ligaeinsätzen.

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