Leverkusen besiegt Hoffenheim:Kießling steht goldrichtig

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Beim Heimsieg gegen Hoffenheim setzen sich Leverkusens Offensivkräfte besser in Szene.

Von Milan Pavlovic, Leverkusen

Leverkusen gewinnt 2:1 gegen Hoffenheim. Es ist der 13. Sieg des Werksklubs im 15. Bundesliga-Duell mit der TSG. Nicht zuletzt wegen eines klaren Chancen-Übergewichts ist er vollkommen verdient. Aber wo ist da die Geschichte?

Sie spielt zur einen Hälfte auf dem Feld, wo die Stürmer Stefan Kießling und Julian Brandt die Partie zugunsten des Favoriten drehten. Und sie spielt zur anderen Hälfte auf der Trainerbank, wo Bayer-Coach Roger Schmidt die richtigen Entscheidungen traf.

Doch der Reihe nach. Die Auftaktpartie war aus Leverkusener Sicht eher als Durchlauferhitzer gedacht vor dem eminent wichtigen Playoff-Hinspiel am Dienstag in der Champions League bei Lazio Rom. Bei extrem schwüler Witterung begannen die Gastgeber forsch und verteidigten extrem hoch. Noch höher ist in solchen Situationen bloß das Risiko, mit einem Pass ausgehebelt zu werden. So kam es schon in Minute fünf: Bayer verlor zwei Zweikämpfe in scheinbar ungefährlichem Territorium, doch nach einem feinen Durchstecker von Eugen Polanski war die Mitte verwaist. In den freien Raum startete Steven Zuber, der cool abschloss, indem er Torwart Bernd Leno tunnelte.

Einer jubelt, zwei am Boden: Stephan Kiessling gleicht gegen Hoffenheim zum 1:1 aus. Das Spiel endet 2:1 für Bayer. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Horst Hrubesch eingeholt

Leverkusen wirkte irritiert. War das nicht die TSG Hoffenheim, erwiesener Lieblingsgegner der Werkself? Jene TSG, die ab dieser Saison ohne den Brasilianer Firmino auskommen muss, der für 41 Millionen Euro auf die Ersatzbank des FC Liverpool wechselte? Nun, diese TSG erinnerte anfangs in nichts an jene Mannschaft, die eine Woche zuvor mit 0:2 bei Zweitligist TSV 1860 München aus dem DFB-Pokal geflogen war. Sie nervte Leverkusens spielstarke Mannschaft.

Bayer-Trainer Schmidt hatte Offensivkräfte wie den jungen Julian Brandt und den aus Freiburg verpflichteten Admir Mehmedi zunächst draußen gelassen (ebenso den chilenischen Mittelfeld-Millionen-Einkauf Charles Aránguiz). Wie so oft hatte er vorne auf Routinier Stefan Kießling gesetzt. Doch mit den wenigen Bälle in die Spitze konnte er wenig anfangen. 44 Minuten lang.

Aber wer stand in Minute 45 am Ende des besten Leverkusener Angriffs der ersten Halbzeit - an dem Bender (Hackentrick), Son, Calhanoglu, Bellarabi (Hacke) und Wendell beteiligt waren - goldrichtig? Natürlich Kießling. Er staubte ab zum 1:1.

Statistik-Freunde registrierten, dass der Stürmer damit zum vierten Mal in Serie beim Saison-Auftakt getroffen hat. Und nun insgesamt schon zum zehnten Mal gegen Hoffenheim (so oft wie kein anderer Profi). Zudem: In der ewigen Torjägerliste hat Kießling Horst Hrubesch (136) eingeholt - und liegt nur noch ein Tor hinter einer anderen HSV-Legende: Uwe Seeler.

Mehmedi legt Brandt das Siegtor auf

Roger Schmidt hingegen dürfte registriert haben, dass er mit seiner Aufstellung alles richtig gemacht hatte. Zumal er in der zweiten Halbzeit, die Bayer dominierte, noch einen drauf legte: In der 60. Minute wechselte er Sommer-Zugang Admir Mehmedi ein, der vom SC Freiburg geholt wurde. Vier Minuten später kam Julian Brandt. In der 71. Minute kam Mehmedi auf der Mittellinie vollkommen frei an den Ball. Er umdribbelte Schär, verzögerte etwas - und passte im genau richtigen Moment in den Lauf des hinter ihm gestarteten Brandt. Dessen Linksschuss ging durch die Beine von Niklas Süle und schlug zum 2:1 im Gästetor ein.

Auch wenn Leverkusen davor und danach viele Chancen ausließ (vorneweg Kießling) und Hoffenheim sich nicht eine Gelegenheit mehr zum 2:2 erarbeitete, äußerten sich beide Seiten nach Abpfiff zufrieden. Schmidt aus verständlichen Gründen ("Wir gehen mit einem sehr guten Gefühl aus der Partie"). Und TSG-Trainer Markus Gisdol offenbar, weil sich sein Team nach dem Pokalschock gesteigert hatte. Es sei allenfalls "verwunderlich, dass man ein so gutes Spiel schon zum Saison-Auftakt sieht". Gisdol überging dabei gnädig, dass man von seinen prominenten Offensivkräften Kevin Volland und Kevin Kuranyi nahezu gar nichts sah.

Volland selbst monierte zu Recht: "Das war in der zweiten Halbzeit zu wenig von uns. Wir hatten im Ansatz viele gute Kontergelegenheiten, aber daraus haben wir viel zu wenig gemacht." Das sollte Bayer 04 eine Warnung sein. Die Werkself kann sich nicht darauf verlassen, dass Lazio Rom am Dienstag die Lücken und Nachlässigkeiten bei den Leverkusenern nicht konsequenter bestraft. Darauf hinzuweisen und sich etwas einfallen zu lassen, wird die Aufgabe von Roger Schmidt sein.

© SZ vom 16.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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