Leverkusen:Befreiung dank Volland

Bayers 4:0 gegen den SC Freiburg ist Heiko Herrlichs erster Sieg - eine Besonderheit erleben dabei die Bender-Zwillinge.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Von Freiburgs Trainer Christian Streich heißt es, dass er während eines Spiels in seiner Coaching-Zone mindestens so viele Meter macht wie die Spieler auf dem Platz, und dass er dabei wenigstens so viel Adrenalin ausschüttet wie ein ganzer Kinosaal bei der Ansicht eines Horrorfilms. Auch am Sonntagnachmittag in Leverkusen hat er gleich nach dem Anstoß in seinem Käfig Posten bezogen, aber nach kaum einer halben Halbzeit hat er diesen Posten verlassen, um sich auf die Bank zu setzen und Abstand vom Geschehen auf dem Platz zu nehmen. Was er dort zu sehen bekam, muss ihm als Schocker der wüsten Art erschienen sein, denn seine Freiburger fingen sich nicht nur ein Tor nach dem anderen ein. Sie hatten auch jeden dieser Gegentreffer durch ihr stümperhaftes Vorgehen provoziert. Weil Bayer es dabei beließ, in der zweiten Hälfte die Pausenführung (3:0) zu verwalten, kamen die Freiburger mit der 0:4-Niederlage günstig davon. Für Bayer-Trainer Heiko Herrlich war es sein erster Sieg in Leverkusen.

Erstmals bei Bayer spielen die Bender-Zwillinge zusammen

Freiburgs Plan für die Partie bestand offenbar darin, den spielstarken Gegner in Zweikämpfe zu verwickeln, wo immer man ihn antraf, und ihm dadurch mittelfristig den Spaß zu verderben. Zwanzig Minuten hat das halbwegs funktioniert. Die Zuschauer sahen ein Spiel, das in viele Kampfhandlungen auf engem Raum zerfiel, der Ball wechselte immer wieder rasch die Seiten, wenngleich Bayer das zunehmend aktivere Team war und folgerichtig mit wachsender Frequenz vor Alexander Schwolows Tor auftauchte. Kai Havertz verfehlte nach Wendells Vorlage knapp die Führung (17.), vier Minuten später fiel sie dann aber doch: Kevin Volland erhielt in der Mitte der Freiburger Hälfte ungestört den Ball, lief ungestört ein paar Meter Richtung Strafraum und schoss aus 25 Metern ins Netz. Torwart Schwolow kam nicht mehr heran, weil er falsch postiert war.

Dieses Tor war zwar vermeidbar, aber offenbar auch das Ergebnis der besonderen Verbindung, die Volland mit dem SC Freiburg unterhält. In seinem achten Spiel gegen Freiburg war es sein sechster Treffer.

Die Führung verschärfte den Kontrast auf dem Feld. Bayer steigerte sich jetzt in Spiellaune, bei den Freiburgern brach kollektiv Konfusion aus. Den Zweikämpfen, die sie eben noch gesucht und bestritten hatten, gingen sie nun aus dem Weg. Charles Arranguiz mit einem Fernschuss nach abgewehrter Ecke (29.) besorgte das 2:0, Volland fünf Minuten darauf nach Vorlage von Lars Bender das 3:0. Übrigens sein siebter Treffer gegen Freiburg im achten Spiel. Den achten verhinderte der Video-Assistent. Volland hatte schon über sein 4:0 gejubelt, doch das Fernsehgericht erkannte, dass er unterwegs ein Foul begangen hatte. Den vierten Treffer fügte später Julian Brandt hinzu (86.).

Die andere Besonderheit dieses Spiels bestand darin, dass es eine berührende Familienzusammenführung brachte. Erstmals seit ihren gemeinsamen Jahren beim TSV 1860 München standen Lars und Sven Bender wieder gemeinsam in einem Bundesligateam. 2009 hatten sich ihre Wege getrennt.

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