Leon Draisaitl:Über Edmonton nach Köln

Lesezeit: 2 min

Letzter Auftritt: Leon Draisaitl (links) und sein Team können sich nicht gegen Anaheim durchsetzen. (Foto: Chris Williams/imago)

Der NHL-Profi erhält von den Edmonton Oilers die Freigabe, zur WM in der Heimat mit dem deutschen Nationalteam zu stoßen.

Von Jürgen Schmieder und Johannes Schnitzler, Los Angeles/Köln

Das Timing war nicht perfekt beim letzten Spielzug der Edmonton Oilers. Stürmer Connor McDavid tankte sich durch die Mitte und legte nach außen auf Leon Draisaitl, der sich mit letzter Kraft ins Spieldrittel der Anaheim Ducks geschleppt hatte. Er fischte mit seinem Schläger nach dem Puck, bugsierte ihn in Richtung Tor - doch es sollte nicht sein, kurz darauf war Schluss. Die Oilers verloren die entscheidende siebte Partie der Viertelfinalserie in Anaheim 1:2, die formidable Saison des jungen Teams ist vorbei.

Weshalb Draisaitl nun pünktlich zum vorletzten Gruppenspiel der deutschen Auswahl bei der WM in Köln eintreffen dürfte.

Timing war in dieser Spielzeit die große Stärke des erst 21 Jahre alten Draisaitl. Er fügte sich wunderbar in das System von Trainer Todd McLellan ein, in der Hauptrunde schaffte er 29 Treffer und 48 Zuspiele und übertraf die Bestmarke des erfolgreichsten deutschen Akteurs in der nordamerikanischen Liga NHL, die von Marco Sturm (56 Punkte in der Saison 2005/06). In den Playoffs war Draisaitl mit 16 Punkten nicht nur der erfolgreichste Stürmer seines Klubs, sondern ist derzeit hinter Jewgeni Malkin von den Pittsburgh Penguins gar auf Platz zwei der ganzen Liga.

Der Weg nach Köln führt erst einmal über Edmonton

Das ist freilich perfektes Timing für einen, dessen Vertrag ausläuft. Die Oilers dürften Draisaitl einen Vertrag anbieten, der ihn zwischen sechs und acht Jahre bindet und etwa 6,5 Millionen Dollar pro Saison reicher macht. Über diese Zukunft wollte Draisaitl während der Serie gegen die Ducks nicht sprechen. Dafür herrschte am Donnerstagabend Gewissheit darüber, was in den kommenden Tagen passieren wird. Während Korbinian Holzer (Anaheim) und Tom Kühnhackl (Pittsburgh) noch um den Stanley Cup spielen, ist die NHL-Saison für Draisaitl vorbei. Er wird am Freitag nach Köln reisen. Die Kollegen dort sehnen ihn herbei. Wie sehr, machte Dennis Seidenberg, NHL-Verteidiger der New York Islanders, klar: "Er ist der beste deutsche Spieler." Draisaitl teilte mit, dass er sich sehr über das Playoff-Aus ärgere, aber auch freue, jetzt das deutsche Team "in meiner Heimat unterstützen zu können". Bevor Draisaitl am Samstagmorgen in Deutschland eintrifft, musste er erst einmal zurück nach Edmonton: Abschlussgespräch, Abschlussuntersuchung, Spind räumen. Es gab Versicherungsfragen zu klären, wer bezahlt für seinen WM-Trip, und wie viel? Bis zuletzt war Draisaitl über die NHL abgesichert, für den Invaliditätsfall müsste nun der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) vorsorgen. Die Höhe der Prämie orientiert sich am künftigen Vertrag Draisaitls, im Raum steht eine bis zu sechsstellige Summe. Dafür werden wohl Sponsoren des Verbands aufkommen. Ob Draisaitl schon am Samstag gegen Aufsteiger Italien spielt, ließ Bundestrainer Marco Sturm offen. "Es war eine lange Saison, es ist eine lange Reise", sagte er. Spätestens im letzten Vorrundenspiel am Dienstag gegen Lettland soll Draisaitl auf dem Eis stehen.

© SZ vom 12.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: