Leipzig wieder ohne Gegentor:Doppelschicht

RB Leipzig - FC Augsburg

Dayot Upamecano widmete sein Tor seiner Mama und bedankte sich für die gute Zusprache bei Betreuer Babcar N'Diaye

(Foto: Jan Woitas/dpa)

Der junge französische Verteidiger Dayot Upamecano führt Leipzig zum 2:0-Sieg gegen Augsburg - und überrascht mit dem Führungstor sogar seinen eigenen Trainer Ralph Hasenhüttl.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Der erste Weg nach seinem ersten Tor führte den Leipziger Innenverteidiger Dayot Upamecano, 19, zur Bank. Der französische Nachwuchsnationalspieler wusste, bei wem er sich bedanken wollte, und der Mann, der ihn bald auf dem Rasen mit ekstatischen Gesichtszügen umarmte, war längst von seinem Sitz in die Höhe geschnellt: Babcar N'Diaye, der sich bei RB als Spielerbetreuer vor allem um die frankophonen Spieler kümmert - und ihnen auch mal gut zuredet.

"Er hatte mir vor dem Spiel gesagt, dass ich ein Tor schießen würde!", verriet Upamecano nach dem 2:0-Sieg Leipzigs gegen den FC Augsburg mit lachenden Augen. Den Treffer widmete er freilich der Frau, die ihm am meisten bedeutet: "Das ist für meine Mama", sagte er. Denn auch sie sage ihm immer wieder, dass der Tag kommen würde, an dem ihm ein Tor gelingen würde.

In 29 Spielen hat er sich daran versucht, die Prophezeiung der Mutter wahr werden zu lassen, am Freitag gelang es ihm in einer Partie, die mit zunehmender Dauer zu einer einseitigen Angelegenheit wurde. Yussuf Poulsen hatte per Seitfallzieher aufs Tor geschossen, Augsburgs Torwart Marwin Hinz hatte den Ball nur abklatschen können, und Upamecano war zur Stelle und schoss volley ein. Es war sein erstes Tor als Erstliga-Profi überhaupt, in Salzburg hatte er keinen Treffer erzielen können, nur bei dessen Zulieferverein Liefering hatte er mal getroffen, meinte er. Trainer Ralph Hasenhüttl freute sich für den Franzosen, der trotz seiner Jugend mit großer Umsicht in der Abwehr agiert. Einen kleinen Seitenhieb aber wollte sich der Österreicher nicht verkneifen: "Ich sage immer: Er kann unglaublich viel... Nur nicht Tore schießen", sagte Hasenhüttl - und meinte das: halb im Spaß und halb im Ernst.

Leipzig steht ungewohnt tief

Innenverteidiger, so dozierte Hasenhüttl, messe er auch an ihrer Torgefährlichkeit, da sei bei Upamecano "nicht so viel zu sehen gewesen" in der Vergangenheit, "ich bin da kritisch". Andererseits ist Upamecanos Hauptaufgabe, das eigene Tor zu sichern. Und Upamecano hatte einen großen Anteil daran, dass RB Leipzig zum zweiten Mal nacheinander wieder zu Null spielte - nach einer Serie von acht Partien, in denen der Tabellenzweite der vergangenen Saison jeweils Gegentore hinnehmen musste.

Das lag auch an einer etwas veränderten taktischen Ausrichtung. "So tief haben wir in einem Heimspiel noch nie gestanden", sagte Hasenhüttl. Vor allem im Dezember war Leipzig für Konter und Tore aus Standardsituationen anfällig gewesen. "Wir haben viel gemacht in letzen Wochen, damit wir den Laden hinten dicht bekommen", erklärte der Trainer. Gegen Augsburg wirkte es, als sei die Operation gelungen. Die Augsburger kamen kaum je in die Lage, durchdachte Angriffe aufzubauen oder gar Chancen zu erspielen; je länger die Uhr voranschritt, desto stabiler standen die Gastgeber. Auf der anderen Seite mussten die Augsburger durch einen abgefälschten Freistoß des künftigen Liverpoolers Naby Keita das 2:0 hinnehmen (70.).

Vorfreude auf das Duell mit Neapel

Die Gäste konnten auch von Glück sprechen, dass es nur beim 2:0 blieb. "Wir haben das vermissen lassen, was uns die letzten Wochen stark gemacht hat. Das war nicht unser bestes Spiel, und daher geht die Niederlage absolut in Ordnung", meinte Augsburgs Kapitän Daniel Baier, der bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wurde, dies aber stoisch ertrug, sich nicht versteckte, stetig den Ball forderte. Der Grund für die Pfiffe: In Leipzig hatte man noch nicht vergessen, dass Baier beim 1:0-Hinspielsieg RB-Trainer Hasenhüttl mit einer obszönen Geste beleidigt hatte.

Was nun die Niederlage für die Ambitionen der immer noch gut platzierten Augsburger auf einen Startplatz in der Europaleague bedeutet? "Da denken wir gar nicht drüber nach. Wir wollen nächstes Jahr wieder Bundesliga spielen. Da arbeiten wir weiter dran", sagte Trainer Manuel Baum. Für Leipzig hingegen ist Europa nicht Zukunft, sondern Gegenwart. Am Donnerstag reisen die Leipziger zum Europaleague-Duell mit dem SSC Neapel nach Italien. Dort soll auch Nationalstürmer Timo Werner treffen, der so verbissen um ein eigenes Tor kämpfte, als sei er nicht seit drei, sondern - wie Upamecano vor dem Freitagsspiel - seit 29 Spielen ohne Tor. Dass Werner haderte, quittierte Hasenhüttl mit Zufriedenheit: "Das ist das alte Stürmerleid, wenn man kein Tor macht, ist man nicht zufrieden". Doch für die kommenden Partien sei die Abwehr gefragt - erst recht in Neapel. Eine Null am Vesuv wäre eine gute Basis fürs Weiterkommen. "Der Schlüssel zum Erfolg wird in den nächsten Wochen sein, dass wir defensiv unsere Kompaktheit behalten", sagte Hasenhüttl. Denn: "Dass wir vorne immer unsere Tore machen können, wissen wir."

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