Leipzig wieder auf Platz zwei:Nächste Evolutionsstufe

Eine Spitzenmannschaft zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie selbst an nicht so überzeugenden Tagen gewinnt. Beim mühsamen 2:0 entledigt sich Leipzig der mutigen Bremer mit einigem Glück.

Von Javier Cáceres, Leipzig

RB Leipzig baut seine Arena weiter zur uneinnehmbaren Festung aus. Gegen eine Werder-Mannschaft, die zwar unterlegen war, aber nie das Parfum eines Abstiegskandidaten verströmte, erreichten die Leipziger im sechsten Heimspiel der Saison den fünften Sieg. Das 2:0 (1:0) war ein mühsam erkämpfter Erfolg, den der eingewechselte Linksverteidiger Bernardo mit dem ersten Bundesligatreffer seiner Karriere erst in der 87. Minute sicherstellte. Und mühsam war das deshalb, weil die die Symptome der Besserung bei Werder waren auch im dritten Spiel unter dem neuen Trainer Florian Kohfeldt unübersehbar waren. "Wir sind hier mutig aufgetreten. Daher war ich grundsätzlich mit unserer Leistung zufrieden, mit dem Ergebnis aber nicht", sagte Kohfeldt. Seine Mannschaft rutschte nämlich wegen des Sieges der Freiburger auf den vorletzten Tabellenplatz ab.

RB Leipzig - Werder Bremen

Leipzigs Spielmacher Naby Keita zeigte nicht nur bei der 1:0-Führung, die er selbst erzielte, weshalb viele große Vereine ihn verpflichten wollen.

(Foto: Jan Woitas/dpa)

Abweichend vom 4:0-Sieg gegen Hannover hatte Kohfeldt der Mannschaft ein 3-5-2-System aufgetragen, allerdings mit zwei Spielern an der Außenbahn, Augustinsson und Gebre Selassie, die bei eigenem Ballbesitz so offensiv ausgerichtet waren wie weiland die legendären Brasilianer des Weltmeisterteams von 1962. Es entwickelte sich eine Partie, die auch in der Anfangsphase anregend war, obschon es kaum Torszenen gab.

Dann aber geriet das von Jiri Pavlenka gehütete Werder-Tor in den Blickpunkt. Erst lenkte der Tscheche einen Schuss von Diego Demme noch ins Aus (18.). Dann konnten die Werderaner von Glück sprechen, dass Leipzigs Kapitän Willi Orban im Abseits stand, als ihm Florian Halstenberg an den Kopf schoss und der Ball im Netz landete (20.). Kurz danach war Pavlenka wieder gefordert, als Polvsen einen Hybrid aus Hereingabe und Torschuss abließ. In der 34. Minute aber hatte er wegen Fehlern seiner Vorderleute das Nachsehen: Nach einem Fehlpass von Philipp Bargfrede konnten die Leipziger einen Angriff aufziehen; der Pass in die Spitze von Regisseur Emil Forsberg landete in den Füßen des überraschten Werder-Kapitäns Thomas Delaney und flipperte von dort zu Naby Keita. Dieser konnte sich am Strafraum in Ruhe überlegen, wo er den Ball hinspielen würde. Er entschied sich für einen Flachschuss, der vom Innenpfosten ins Tor sprang.

Hasenhüttl wechselt Werner aus - und wird belohnt

Nach der Pause tat Werder das einzig Richtige: Die Mannschaft entschloss sich zu einem entschiedenen Schritt nach vorn - ohne übermäßige Rücksicht darauf, dass Leipzig mit seiner Konterstärke in solchen Situationen die größten Ölquellen zu finden pflegt, und offenkundig aus der Überzeugung heraus, dass den Leipzigern die erfolgreiche Champions-League-Reise nach Monaco vom Dienstag (4:1) noch in den Knochen stecken müsste. Die Bremer rissen den Ball und damit die Spielkontrolle an sich; und sie kamen zu ihren ersten wirklichen Chancen der Partie. Sie bedurften aber Leipziger Geburtshilfe: Eine Freistoßflanke des schwedischen WM-Fahrers Ludwig Augustinsson setzte Leipzigs - ansonsten vorzüglicher - Innenverteidiger Dayot Upamecano fast ins eigene Netz (53.). Fünf Minuten später versuchte sich Fin Bartels nach einer Hereingabe von Thomas Delaney glücklos an einem Fallrückzieher. Als Kruse aus 13 Metern (72.) und wiederum Bartels (75.) weitere gute Einschuss-Möglichkeiten vergaben, reagierte Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl und wagte etwas Unerwartetes: Für den weitgehend wirkungslosen DFB-Mittelstürmer Timo Werner wechselte er Jean-Kévin Augustin ein.

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Bremens Max Kruse konnte hingegen nicht an seine Leistung gegen Hannover anknüpfen.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Der Auftrag an den zuletzt verletzten Franzosen war klar. Er sollte für mehr Entlastung sorgen. Zufall oder nicht, nur drei Minuten später setzte Keita den dänischen Stürmer Yussuf Povlsen gut in Szene, doch der Däne vergab ebenso wie wenig später Augustin selbst. Kohfeldt wiederum stellte danach ein 4-3-3-System um, brachte den Stürmer Ishak Belfodil für Innenverteidiger Lamine Sané. Doch noch ehe das Wirkung entfalten konnte, nutzte Bernardo eine zu kurz abgewehrte Ecke mit seinem dritten Torschuss binnen 75 Sekunden zum 2:0-Endstand.

"Dieser Sieg war ein wichtiger Schritt für uns", sagte Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl - denn trotz der ungekannten Champions-League-Belastung hat sich Leipzig bis auf den zweiten Tabellenplatz der Bundesliga vorgeschoben. "Das geht nur über Mentalität", sagte Kapitän Willi Orban, "und die haben wir heute bewiesen."

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