Leipzig - Köln (18 Uhr):Zurück zu den Kernkompetenzen

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Leipzigs Kapitän Willi Orban könnte am Sonntag gegen Köln wieder auf dem Platz stehen. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Nach dem glücklichen Weiterkommen in der Europa League will RB Leipzig zu alter Stärke finden - und an der Champions-League-Qualifikation arbeiten. Drei wichtige Spieler könnten zurückkehren.

Eigentlich hatten sie ja Grund, glücklich zu sein. Aber bei RB Leipzig konnten sie sich nicht so wirklich freuen, nach diesem für den neutralen Zuschauer so spannenden Rückspiel beim SSC Neapel, immerhin Tabellenführer der Serie A. Dabei hatte es doch trotz einer 0:2-Niederlage dank des 3:1-Hinspielerfolgs gerade so für den Einzug ins Achtelfinale der Europa League gereicht. Aber die Leipziger wirkten bedrückt, weil "wir fast gar nichts gezeigt haben, was uns ausmacht", wie Marcel Sabitzer es formulierte. Und auch weil der Gegner, im Gegensatz zum Hinspiel in Bestbesetzung spielend, schonungslos aufgezeigt hatte, dass Leipzig eben noch nicht zu den besten Teams in Europa zählt.

Schon am 8. März geht es weiter in der Europa League, gegen Zenit St. Petersburg, doch viel wichtiger ist es für RB Leipzig, sich in den restlichen Spielen der Bundesliga-Saison direkt für die Champions League zu qualifizieren. Schließlich entspricht die Teilnahme an dieser dem eigenen Selbstverständnis, genauso wie dem des hinter dem Verein stehenden österreichischen Getränkekonzerns. Denn die Königsklasse ist nicht nur finanziell erheblich lukrativer, sondern hat der Europa League auch in Sachen Prestige einiges voraus. Und Red Bull investiert nunmal so massiv in den Sport, um genau dies in Verbindung mit seinem Namen zu maximieren.

Doch gerade in diesem Jahr geht es hinter den Bayern enorm eng zu. Nur drei Punkte liegen die Klubs auf den Plätzen zwei bis sechs auseinander, der Fünfte darf sich demnach keine weiteren Fehler erlauben, denn zuletzt verlor Leipzig auch in Frankfurt. Die Spieler müssen es schaffen, sich schnell genug wieder auf den Liga-Alltag einzustellen. Nur drei Tage liegen zwischen dem Spiel gegen ein europäisches Spitzenteam und der Partie gegen den Bundesliga-Letzten aus Köln.

"Wir haben uns vorgenommen, sofort aufs Tempo zu drücken"

Personell kann Trainer Ralph Hasenhüttl im Heimspiel wohl auf drei Spieler zurückgreifen, die am Donnerstag in Neapel noch gefehlt hatten und so zumindest konditionell im Vorteil wären. So könnte Kapitän Willi Orban wieder spielen, der sich in der Begegnung mit Eintracht Frankfurt eine Fleischwunde zugezogen hatte. Orban könnte verhindern, dass die Leipziger Abwehr den Kölnern ähnlich viele Gelegenheiten gewährt wie den Italienern drei Tage zuvor. Mit Naby Keita könnte ein weiterer Eckpfeiler des Teams zurückkehren und dafür sorgen, dass das eigentlich so gefürchtete aber gegen Neapel nicht existente Umschaltspiel wieder funktioniert. Vielleicht kommt das Spiel aber noch zu früh für den 23-Jährigen, der sich im Sommer dem FC Liverpool anschließen wird. Doch da gibt es ja noch Angreifer Emil Forsberg, für den es nach zehnwöchiger Pause wegen einer Schambeinentzündung erstmals in diesem Jahr womöglich wieder einen Platz in der Startelf gibt.

"Wir haben uns vorgenommen, sofort aufs Tempo zu drücken", kündigte Hasenhüttl für das Spiel an. Auch an ihm nagte es wohl, dass genau dieses Tempo in Neapel gefehlt hatte. Überfallfußball, dem Gegner gleich zu Beginn keine Luft zum Atmen geben: Das, worauf sie in Leipzig eigentlich spezialisiert sind, wollen sie wieder zeigen. Noch nie konnte Köln in den bisherigen drei Duellen gegen Leipzig gewinnen. Doch auch den Sachsen wird nicht entgangen sein, dass die Kölner nicht mehr die unsichere Truppe aus der Hinrunde sind. "Bei einem Gegner schaue ich als letztes auf den Tabellenplatz", sagt Hasenhüttl. "Mit Köln erwarten wir eine Mannschaft, die bei weitem noch nicht aufgegeben hat."

Die eigentlich schon längst begrabenen Hoffnungen in der Domstadt, auch über die laufende Saison hinaus erstklassig zu bleiben, hat vor allem Simon Terodde wiederbelebt, genauso wie das Kölner Angriffsspiel. Im Winter vom VfB Stuttgart gekommen, erspielte er sich innerhalb weniger Wochen den Status eines Unersetzlichen im Kölner Team: War die Offensive noch in der Hinrunde in 17 Spielen nur zehnmal erfolgreich, traf sie in den bisherigen sechs Spielen der Rückrunde bereits genauso oft. Allein die Hälfte der Tore erzielte Terodde. Umso schockierender müssen die Szenen vom vergangenen Wochenende aus Hannover für die Anhänger des Effzeh gewesen sein. Terodde wurde nach einer Stunde nach einem Zweikampf mit Salif Sané mit einer Gehirnerschütterung vom Platz getragen. Mittlerweile gab es Entwarnung. Alles nicht so schlimm wie zunächst befürchtet, Terodde ist in Leipzig wieder einsatzbereit.

© SZ vom 25.02.2018 / SZ, DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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