Leipzig gewinnt 3:1:"Wieder voll in Schuss"

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Bei RB geht es wieder um Fußball. Endlich, möchte man sagen. Hasenhüttl schwärmt von Werner.

Von David Joram, Leipzig

In Leipzig ist zuletzt wenig übers Fußballspielen gesprochen worden. Erst wurden die Übergriffe der BVB-Fans diskutiert, dann ein Uefa-Erlass. Konkret: Dürfen die Rasenballsportler bei erfolgreicher Qualifikation überhaupt in der Champions League starten, wenn sich auch Schwesterklub Red Bull Salzburg für diese qualifiziert?

RB zeigte am Samstagnachmittag gegen Köln von Beginn, dass es wieder um das Spiel an sich gehen sollte. Mit enormer Wucht überrannten Leipzigs Kicker ihre Gäste aus Köln. Mittelfeldspieler Stefan Ilsanker erklärte: "Bei uns in der Kabine war Leidenschaft ein wichtiger Begriff: Ich glaube, die haben wir auf den Platz gebracht." Hauptsächlich voran schritten diesbezüglich die Spieler Naby Keita, Emil Forsberg und Timo Werner, die den Leidenschafts-Begriff um den der spielerischen Klasse erweiterten.

Kesslers karnevaleske Einlage führt zum 1:0

Vom Start weg organisierten sie einen enormen Druck auf die Kölner Aufbauspieler, die sich überhaupt nicht zu helfen wussten. Dass es nach 45 Minuten trotzdem nur 2:0 stand, hatte mit Leipziger Pech und Abschlussschwäche zu tun. Glück hatten die Hausherren allerdings, dass Kölns Torhüter Thomas Kessler genauso schläfrig agierte wie seine Vorderleute. Äußerst karnevalesk bereitete er nach fünf Minuten den Leipziger Führungstreffer vor. Am linken Straufraumeck haute er einen Ball bogenlampenhaft auf den Kopf von Timo Werner, der direkt zu Forsberg weiterleitete. Der Schwede wackelte einmal kurz, legte den Ball flink vom rechten auf den linken Fuß, narrte damit Innenverteidiger Dominic Maroh - und schob locker zum 1:0 ein.

Leipzigs Entscheider: Als Köln aufkommt, macht Timo Werner mit seinem 3:1 den Deckel auf die Partie. (Foto: Robert Michael/AFP)

"Entscheidend war heute die Körpersprache und das Selbstverständnis", urteilte FC-Trainer Peter Stöger. Er meinte dies nicht positiv, weil seinen Jungs beides fehlte. Auch die restliche Spielzeit taten die FC-Kicker so, als sei der Fokus bereits auf den Rosenmontagsumzug gerichtet. Keita durfte den Ball fast nach Belieben in Kölns Gefahrenzone schieben, wo wahlweise Werner, Sabitzer oder eben ein anderer Leipziger den schnellen Abschluss suchte.

Beste Tormöglichkeiten entstanden, die allerdings allesamt ungenutzt blieben. Mal, weil Torwart Kessler zeigte, dass er ja eigentlich fürs Bälle halten bezahlt wird, wie gegen Werner (18. und 19. Minute). Mal, weil Halstenberg per Kopf nur die Latte traf (19.). Oder weil Sabitzer einfach zu hoch oder zu weit vorbei zielte (19., 36.).

Wieder war es ein Kölner, der den sehr guten, aber halt nicht perfekten Leipzigern helfen musste. Wie schon beim 1:0 tat sich erneut Maroh hervor, diesmal in Hauptverantwortung. Eine Flanke von Keita nahm er mit dem linken Schienbein direkt, der Ball rollte daraufhin genau ins eigene Toreck.

Stöger zu Hasenhüttl: "Gratulation an meinen österreichischen Freund"

"Wir haben den Gegner so gestresst, dass er sich selbst das Tor reindrückt", analysierte Leipzigs Trainer Hasenhüttl später treffend den ersten Durchgang, ebenso treffend beschrieb er die Anfangsphase des zweiten Spielabschnitts: "Da hatten wir nicht mehr die Stabilität wie zu Beginn." Es war die einzige Phase des Duells der beiden österreichischen Trainer, die FC-Coach Stöger ("Gratulation an meinen österreichischen Freund") hernach "in Ordnung" fand, weil sein Team da eine Reaktion gezeigt habe. Die sah so aus, dass Clemens und Olkowski gute Flanken Richtung 17-Tore-Mann Anthony Modeste schlugen, der damit aber zweimal fahrlässig umging. Beim dritten Mal machte es Olkowski besser, er bediente einfach Modestes Sturmpartner Yuya Osako, der zum Anschlusstreffer eingrätschte (53.).

Der halbleere Kölner Block stimmte prompt ein "Kölle Alaaf" an - was aber eher den Leipzigern zu neuem Mut verhalf. Keita schickte Werner auf die Reise, der den 28-jährigen Ex-Dortmunder Neven Subotic eher wie einen 48-jährigen Altherrenkicker stehen ließ, um dann den Ball aus spitzem Winkel wuchtig zum 3:1 zu treffen.

Auf den Rängen sangen nun wieder die RB-Fans, vor allem Lobeshymnen auf ihren Torschützen. "Er passt wie kaum ein anderer in unser Umschaltspiel", strich Hasenhüttl heraus, und: "Er ist absoluter Aktivposten und wieder voll in Schuss." RB bleibt deshalb auf Champions-League-Kurs, zumindest rein sportlich gesehen. Und der FC? "In Köln findet der Rosenmontag trotzdem statt", sagte Peter Stöger. "Ab Dienstag konzentrieren wir uns dann auf Bayern München."

© SZ vom 26.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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