Bayerns 5:4 in Leipzig:Irre Wendung in der Nachspielzeit

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Freude pur: Bayerns David Alaba (v.l.), Juan Bernat und Thiago. (Foto: AFP)
  • Der FC Bayern dreht nach 2:4-Rückstand noch das Spiel in Leipzig und gewinnt mit 5:4.
  • Das Siegtor von Arjen Robben fällt in der fünften Minute der Nachspielzeit.
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Von Matthias Schmid

Der Kurzurlaub am Ballermann war von höchster Stelle genehmigt. Doch dass die Spieler von RB Leipzig künftig häufiger vor den Spielen einen Abstecher auf die Baleareninsel Mallorca unternehmen dürfen, um im Mittelmeer Land und Leute erkunden zu dürfen, ist in den kühnen und ambitionierten Plänen des Emporkömmlings nicht vorgesehen. Das hat Oliver Mintzlaff während der Pause am Samstagnachmittag noch mal klargestellt. Bei einer 2:1-Führung. Ob der Leipziger Geschäftsführer da schon ahnte, dass er einem denkwürdigen Fußballnachmittag beiwohnen würde?

Seine Mannschaft verspielte gegen den deutschen Meister nicht nur eine 4:2-Führung, sondern mussten am Ende sogar noch als trauriger Verlierer den Rasen verlassen. Den Münchnern gelang tatsächlich noch die irre Wende in einem archaisch mitreißenden Bundesligaspiel, sie siegten am Ende mit 5:4 (1:2). Der Siegtreffer durch Arjen Robben fiel erst in der fünften Minute der Nachspielzeit, genauso wie der Ausgleich wenige Sekunden zuvor von David Alaba mit einem wundervollen Freistoß. "So sieht ein Spiel aus, wenn es keine Balance zwischen Abwehr und Angriff gibt", sagte Bayern-Kapitän Philipp Lahm: "Bei uns hat es lange so ausgesehen, als wären wir schon in der Sommerpause."

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In der Tat schien es zunächst so zu sein, als ob die Leipziger die außergewöhnliche Form der Vorbereitung in eine außergewöhnliche Leistung transportieren könnten. Schon nach 65 Sekunden führten sie durch einen Kopfballtreffer von Marcel Sabitzer, der einer der Mallorca-Reisenden war. In den ersten Minuten waren die Bayern so hoffnungsvoll unterlegen, als hätten sie ihre B-Junioren nach Leipzig geschickt. Doch es standen ihre zurzeit besten und fittesten Kicker auf dem Rasen. Also auch die beiden Weltmeister Philipp Lahm und Xabi Alonso, die zum vorletzten Mal die Trikots als Berufsfußballer überzogen. Die beiden kommen gemeinsam auf mehr Champions-League-Spiele als die Leipziger auf Erstliga-Spiele.

Deshalb hatte Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick im SZ-Interview das eigentlich sportlich bedeutungslose Spiel zum Schaulaufen ausgerufen. Er erinnerte an den surreal anmutenden Aufschwung der Leipziger, die sich vor viereinhalb Jahren noch als Regionalligist zum Testspiel gegen den Grün-Weiß Piesteritz trafen. Und nun also als Tabellenzweiter ein Spiel gegen die Bayern, das "irgendwie auch schon ein Champions-League-Test ist", wie Rangnick hervorhob. Dort, wo die Leipziger in der nächsten Saison mitspielen dürfen und Weltauswahlen wie Real Madrid oder den FC Barcelona treffen können. Und so wie die Partie gegen den FC Bayern offenbarte, werden sie dort nicht nur als Touristen auftreten.

Wie ein echter Aufsteiger haben sie ja auch nie gespielt, sie können in dieser Runde sogar mehr Punkte sammeln als der 1. FC Kaiserslautern, der 1998 als Neuling auf wundersame Weise die Meisterschaft feiern konnte. Wunderlich ist der Leipziger Aufschwung nicht, der Hochgeschwindigkeitsfußball folgt einem ausgeklügelten Plan mit jungen, schnellen und hochbegabten Spielern. Wie jung, schnell und hochbegabt sie sind, mussten vor allem auch Lahm und Alonso erfahren, die sich ein ums andere Mal wie deren Großeltern fühlen mussten, so unbekümmert und energiereich spielte Leipzig. Vor dem Elfmetertor von Timo Werner (29.) zum 2:1 tanzte Forsberg Alonso so geschmeidig aus, dass dieser nur noch das Bein heben konnte, um das Tor zu verhindern.

Es war nicht der Nachmittag des großartigen Spaniers, denn vor dem 1:3 von Yussuf Poulsen fälschte er den Schuss unglücklich ins eigene Tor ab. Nicht nur Alonso war an diesem Tag in Kopf und Beinen langsamer als die Leipziger. Auch Torhüter Tom Starke ließ sich von Timo Werner beim 2:4 düpieren (65.), als er aus kurzem Winkel den Ball durch die Beine bekam. Und die Reaktion der Münchner? Sie rannten und kämpften, als würden sie noch einen Punkt benötigen, um die Meisterschaft zu gewinnen.

"Der Rückstand hat uns schon gekitzelt", fand Lahm, "weil wir unbedingt das Spiel noch drehen wollten." Thiago per Kopf zum 2:3 und Robert Lewandowski mit seinem zweiten Treffer zum 3:4 brachten die Münchner wieder heran - um dann in der Nachspielzeit dem Spiel noch eine weitere wilde Wendung zu geben. Ausflüge nach Mallorca wird es in Leipzig während der Saison wohl so schnell nicht mehr geben.

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