Leichtathletik-WM:Krause stürzt und rappelt sich wieder auf

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Gesa Krause kämpft sich alleine wieder ans Feld ran. (Foto: dpa)
  • Gesa Felicitas Krause stürzt im Finale über 3000 Meter Hindernis unverschuldet und liegt früh aussichtslos zurück.
  • Eine Konkurrentin trifft sie mit dem Knie am Kopf, eine andere tritt ihr auf den Knöchel.
  • "Es ist schwer, das in Worte zu fassen", sagte Krause danach in der ARD.

Gesa Felicitas Krause flog kopfüber zu Boden, rappelte sich auf und kämpfte - der Traum von einer Medaille war aber schon nach nicht einmal einem Kilometer geplatzt: Mit viel Pech und nach einem unverschuldeten Sturz hat die Europameisterin hat bei der Leichtathletik-WM in London eine Medaille über 3000 Meter Hindernis verpasst.

Beim Überraschungssieg der Amerikanerin Emma Coburn kam die Triererin nur auf Platz neun - das bronzene Märchen von Peking 2015, als Krause sensationell Dritte geworden war, wiederholte sich nicht. Nach 9:23,87 Minuten kam Krause abgeschlagen ins Ziel und musste sich mit Platz neun begnügen. Vor zwei Jahren in Peking hatte Krause überraschend Bronze geholt.

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Deborah John aus Trinidad und Tobago prallt mit dem Kopf gegen eine Hürde und muss minutenlang behandelt werden. Rico Freimuth liegt im Zehnkampf auf Rang zwei.

"Ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen, dachte erst ans Aufhören. Ich war den ersten Kilometer benommen", sagte die unglückliche Krause in der ARD: "Es ist schwer, das in Worte zu fassen. Ich habe mich vorne gesehen, wo jetzt die beiden Amerikanerinnen gelandet sind. Das ist bitter, wenn man nicht eingreifen kann. Deshalb bin ich gerade auch den Tränen sehr nah."

In einem turbulenten Rennen kam die deutsche Hoffnungsträgerin bereits früh zu Fall. Die völlig verwirrt wirkende Vorlaufschnellste Beatrice Chepkoech (Kenia), die schon in der zweiten Runde am Wassergraben vorbeigerannt war und wieder umdrehen musste, war an einem Hindernis gestolpert und hatte Krause mitgerissen. Diese rannte verzweifelt dem Feld hinterher und schaffte nur noch den Anschluss an die Verfolgergruppe. In den Medaillenkampf konnte sie nicht mehr eingreifen.

Hinter Coburn (9:02,58), die Afrikas Dominanz beendete, machte Courtney Frerichs (9:03,77) den US-Doppelsieg perfekt. Bronze holte die kenianische Titelverteidigerin Hyvin Chepkemoi (9:04,03).2015 war Krause in Chinas Hauptstadt mit einem fulminanten Schlussspurt zu Bronze gestürmt und hatte damit die erste Laufmedaille im Einzel für den DLV seit 14 Jahren geholt. 2001 in Edmonton hatte zuvor Ingo Schulz Silber über 400 Meter gewonnen. Bei den Olympischen Spielen 2016 war Krause in damaliger deutschen Rekordzeit Sechste geworden.

Das "härteste Rennen meines Lebens" hatte Krause für das Finale vorhergesagt: "So eine große Breite an guten Hindernisläuferinnen gab es noch nie". Dabei hatte der Vorlauf am Mittwoch ihr bereits eine ganze Menge abverlangt. Da hatte sich der Hindernis-Floh bei Kälte und strömenden Regen in einer knallharten Ausscheidung den Sieg in ihrem Vorlauf vor der favorisierten Chepkemoi gesichert.

Dabei zeigte Krause, dass sie taktisch durchaus Vorteile gegenüber den besten Afrikanerinnen hat, wenngleich ihr deren läuferisches Grundvermögen fehlt. Alle Taktik war am Freitag aber nach nicht einmal drei Minuten hinfällig.

Damit blieb es für das deutsche Team auch nach dem achten Tag der Titelkämpfe an der Themse bei einmal Silber durch Siebenkämpferin Carolin Schäfer. Die magere Bilanz soll sich aber am Samstag aufhellen, denn das Duo Kai Kazmirek (Neuwied) und Rico Freimuth (Halle/Saale) marschiert im Zehnkampf dem Medaillen-Double entgegen. Zudem erreichte Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz (Mannheim) souverän das Finale.Nach dem ersten Tag lag der Olympiavierte Kazmirek mit 4421 Punkten auf Rang zwei vor Freimuth, der 4361 Zähler sammelte. Spitzenreiter Kevin Mayer (Frankreich/4478) schien bereits enteilt. "Er dürfte nicht mehr zu schlagen sein", sagte Freimuth.

Kazmirek arbeitete sich mit exzellenten 2,11 m im Hochsprung nach vorne und lief abschließend über 400 m 47,19 Sekunden. Damit war er erneut Bester des gesamten Feldes. Zuvor lieferte der 26-Jährige solide 10,91 Sekunden über 100 m und gute Leistungen im Weitsprung (7,64) und Kugelstoßen (13,87) ab. Freimuth zeigt bisher ebenfalls einen Wettkampf auf hohem Niveau (10,53/7,48/14,85/1,99).

Pamela Dutkiewicz kam im Halbfinale hinter Peking-Olympiasiegerin Dawn Harper-Nelson (12,63) und vor Weltrekordlerin Kendra Harrison (beide USA/12,86) ins Ziel. "Ich hatte einen ganz schlechten Start, wollte besonders vorsichtig sein", sagte Dutkiewicz in der ARD. Der erste Startversuch war abgebrochen, aber nicht als Fehlstart gewertet worden - der Wattenscheiderin fiel erkennbar ein Stein vom Herzen: "Ich hatte da schon mitgezuckt, bin dann beim zweiten Mal relativ verunsichert rausgelaufen. Aber jetzt ist alles gut, ich freue mich so sehr auf das, was morgen kommt."

Großes Pech hatte Claudia Salman-Rath im Weitsprung-Finale. Die Frankfurterin, die im Siebenkampf beim Silber von Klubkollegin Schäfer Achte geworden war, verpasste als Zehnte mit 6,54 m den Einzug in den Endkampf um zwei Zentimeter. "Das tut schon ein bisschen weh, ich hätte so gerne sechs Versuche gemacht. Ich habe den Siebenkampf schon gespürt", sagte Salman-Rath. Gold sicherte sich mit 7,02 m zum vierten Mal nach 2009, 2011 und 2013 Brittney Reese (USA) vor Darya Klischina (7,00), die als neutrale Athletin startende Russin.

Ein deutsches Trio verpasste die Medaillenentscheidungen. 800-m-Meisterin Christina Hering (München) war in 2:02,69 Minuten als Halbfinal-Siebte chancenlos. Über 1500 m erfüllten sich die Hoffnungen von Timo Benitz (LG Nordshcwarzwald) und Homiyu Tesfaye (Frankfurt) als Elfter bzw. Zehnter nicht.Gold wie schon 2015 holte sich über 200 m Dafne Schippers aus den Niederlanden, die in 22,05 Sekunden triumphierte. Das Hammerwerfen der Männer gewann zum dritten Mal in Serie der Pole Pawel Fajdek mit 79,81 m.

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