Leichtathletik-WM in Moskau:Schrader greift nach Silber

Leichtathletik-WM in Moskau: Starke Leistung im Diskuswerfen: Zehnkämpfer Michael Schrader.

Starke Leistung im Diskuswerfen: Zehnkämpfer Michael Schrader.

(Foto: AFP)

Der deutsche Zehnkämpfer liegt bei der Leichtathletik-WM in Moskau nach acht von zehn Disziplinen auf dem zweiten Platz. Usain Bolt sprintet locker ins 100-Meter-Finale. Die Sprinterinnen Verena Sailer und Tatjana Pinto erreichen souverän das Halbfinale über 100 Meter.

Kurzmeldungen zur Leichtathletik-WM

Zehnkampf, Männer: Zehnkämpfer Michael Schrader (26) greift nach Silber, Europameister Pascal Behrenbruch (28) hat nach einer enttäuschenden Vorstellung im Stabhochsprung dagegen keine Chance mehr auf eine Medaille bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau. Der Frankfurter Behrenbruch kam in der achten Disziplin nicht über 4,70 m hinaus und blieb damit deutlich unter seinen Möglichkeiten. Bei seinen 8514 Punkten im Juni in Ratingen hatte er 5,00 m geschafft. Im Vergleich liegt Behrenbruch als Zwölfter nun bereits 216 Punkte hinter der Zwischenmarke von Ratingen zurück.

Schrader bestätigte seine starke Verfassung vom Samstag, ließ 14,29 Sekunden über die Hürden mit 46,44 m im Diskuswerfen die dritte Bestleistung des Wettkampfes folgen und übersprang 5,00 m. Damit liegt er im Zwischenklassement mit 7071 Punkten auf Rang zwei hinter Ashton Eaton. Der Olympiasieger und Weltrekordler aus den USA befindet sich auf Gold-Kurs und dürfte kaum zu schlagen sein. Zuletzt hatte Frank Busemann vor 16 Jahren mit Bronze eine WM-Medaille für die deutschen Mehrkämpfer gewonnen. Rico Freimuth (Halle/Saale) verteidigte im Stabhochsprung Rang drei und greift noch einmal in den Kampf um Bronze ein. Gegenüber seinen Konkurrenten Eelco Sintnicolaas aus den Niederlanden, Damian Warner aus Kanada und dem Franzosen Kevin Mayer hat er aber deutliche Schwächen in den abschließenden Disziplinen Speerwurf und 1500 m.

Der Olympia-Dritte Leonel Suarez (Kuba), ein ausgewiesener Speerwurf-Spezialist, ist ebenfalls noch im Rennen um Edelmetall. Der Olympia-Zehnte Behrenbruch hatte bereits zu Beginn des zweiten Wettkampftages über 110 m Hürden und mit dem Diskus sein Potential nicht abgerufen. Seinen vollmundigen Ankündigungenen, am zweiten Tag das Feld von hinten aufrollen zu wollen, ließ er keine Taten folgen. Titelverteidiger Trey Hardee aus den USA blieb am Samstag im Hochsprung ohne gültigen Versuch und ist bereits ausgeschieden.

100 Meter, Männer: Usain Bolt ist bei der Leichtathletik-WM in Moskau problemlos ins Finale über 100 m eingezogen. Der Weltrekordler aus Jamaika gewann sein Halbfinale in 9,92 Sekunden und greift im Endlauf am Abend (19.50 Uhr) nach seinem sechsten WM-Gold. Bolt setzte sich in seinem Lauf gegen Mike Rodgers aus den USA (9,93) durch. In Abwesenheit der überführten Dopingsünder Tyson Gay (USA), Asafa Powell (Jamaika) und des verletzten Titelverteidigers Yohan Blake (Jamaika) gilt Justin Gatlin (USA) als Bolts Hauptkonkurrent. Der Olympiasieger von Athen 2004 gewann sein Halbfinale in 9,94 Sekunden vor Nestor Carter (9,97, Jamaika). Im zweiten Lauf setzten sich die Jamaikaner Nickel Ashmeade (9,90) und Kemar Baily-Cole (9,93) durch - jeweils mit persönlichen Bestleistungen. Die beiden Europäer - Exoten im Feld der Jamaikaner und Amerikaner - James Dasaolu (9,97, Großbritannien) und Christophe Lemaitre (10,00, Frankreich) komplettierten als Zeitschnellste das Finale.

Gehen, Männer: Der russische Geher Alexander Iwanow hat dem Ausrichter bei der Leichtathletik-WM in Moskau die erste Goldmedaille beschert. Der 20-Jährige überraschte auf dem Rundkurs im Olympiapark von 1980 die arrivierten Geher und ließ sich nach 20 km (1:20:58 Stunden) im Luschniki-Stadion von den Zuschauern feiern. Hinter Iwanow kam Olympiasieger Chen Ding (China) mit elf Sekunden Rückstand ins Ziel. Bronze ging an den Spanier Miguel Angel Lopez (+22 Sekunden). Christopher Linke aus Potsdam kam mit 1:02 Minuten Rückstand auf Platz 14. Knapp zwei Kilometer vor der Ziel hatten die Kampfrichter den Olympiazweiten Erick Barrondo (Guatemala) aus dem Wettbewerb genommen. Zuvor war bereits der Chinese Wang Zhen in Führung liegend disqualifiziert worden. Vor dem Wettbewerb hatte es Verwirrung um zwei russische Geher gegeben. Die Olympiasieger Sergej Kirdjapkin und Olga Kaniskina waren kurzfristig aus dem WM-Aufgebot gestrichen worden. Gründe für die Maßnahme wurden zunächst nicht bekannt gegeben. "Wahrscheinlich geht es um ihre Gesundheit", sagte ihr Trainer Walentin Malaskow. Der 33 Jahre alte Kirdjapkin hatte 2012 in London Olympia-Gold über 50 km geholt und war 2005 sowie 2011 Weltmeister über die lange Distanz. Die 28-jährige Kaniskina wurde 2008 Olympiasiegerin über 20 km und holte bei den letzten drei Weltmeisterschaften den Titel.

100 Meter, Frauen: Ganz souverän ist die deutsche 100-Meter-Meisterin Verena Sailer bei der Leichtathletik-WM in Moskau ins Halbfinale eingezogen. Die Ex-Europameisterin aus Mannheim gewann am Sonntag in Moskau ihren Vorlauf in 11,11 Sekunden. Halbfinale und Finale werden an diesem Montag im Luschniki-Stadion ausgetragen. "Ich bin glücklich, dass ich die nächste Runde erreicht habe, das war mein Ziel. Und ich bin erfreut von meiner Zeit", meinte Sailer. Tatjana Pinto aus Münster erreichte ihr Vorhaben, zum ersten Mal ins WM-Halbfinale zu kommen. Die 21-Jährige rannte als Vorlauf-Vierte 11,38 Sekunden. Die beste Zeit legte US-Meisterin English Gardner mit 10,94 Sekunden hin.

Kugelstoßen, Frauen: Kugelstoßerin Christina Schwanitz hat das Finale erreicht. Die 27 Jahre alte Hallen-Europameisterin und Weltranglistendritte vom LV Erzgebirge übertraf im zweiten Versuch mit 19,18 m die geforderten 18,70 m und greift am Montag (18.25 Uhr) nach einer Medaille. Josephine Terlecki aus Magdeburg verpasste dagegen den Endkampf der besten Zwölf mit 17,87 m. Zwar erzielte die 27-Jährige exakt die gleiche Weite wie die Weißrussin Alena Kopets, die als letzte Athletin das Finale erreichte, da sie jedoch keinen gültigen zweiten Versuch zustande brachte, schied Terlecki aus.

Auf den WM-Start verzichtet hatte Europameisterin Nadine Kleinert (ebenfalls Magdeburg), weil sie nicht mehr die Form früherer Jahre hat. Keine Probleme mit der geforderten Qualifikationsweite hatte Top-Favoritin Valerie Adams aus Neuseeland. Die Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Weltjahresbeste stieß die Kugel bereits im ersten Versuch auf 19,89 m. Auch Jewgenija Kolodko (Russland), Silbermedaillengewinnerin in London, qualifizierte sich mit 19,55 m.

110 Meter Hürden, Männer: Erik Balnuweit (24) hat das Halbfinale über 110 m Hürden (Montag, 17.05 Uhr) klar verpasst. Der Leipziger blieb in seinem Vorlauf mit 13,68 Sekunden deutlich hinter seiner Saisonbestleistung (13,44) zurück und schied wie bei Olympia in London und der WM-2011 bereits in der ersten Runde aus. Dagegen sind Weltrekordler und Olympiasieger Aries Merritt, Titelverteidiger Jason Richardson und der Weltjahresbeste David Oliver (alle USA) locker in die nächste Runde eingezogen.

Ex-Weltrekordler Dayron Robles (Kuba) und Chinas Peking-Olympiasieger Liu Xiang waren nicht am Start. Um die WM-Nominierung Balnuweits hatte es vor Moskau einigen Wirbel gegeben. Der deutsche Meister Matthias Bühler hatte vergeblich versucht, seinen Start einzuklagen. Beide Sprinter hatten die A-Norm nicht erfüllt, Balnuweit im Vergleich zu Bühler aber die bessere Saisonbestzeit. Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), verteidigte die Entscheidung für Balnuweit: "Die teilweise geäußerten Behauptungen, die Entscheidung sei nicht nach leistungssportlichen Gesichtspunkten oder gar willkürlich getroffen worden, war schlichtweg falsch."

1500 Meter, Frauen: Mittelstreckenläuferin Diana Sujew aus Hamburg hat das Halbfinale verpasst. Die 22-Jährige scheiterte über 1500 m nach 4:09,40 Minuten bereits im Vorlauf. Sujew blieb auf der blauen Bahn des Luschniki-Stadions deutlich über ihrer Bestzeit (4:05,62), die sie vor vier Wochen im belgischen Heusden aufgestellt hatte. Die gebürtige Lettin lief bis 200 m vor dem Ziel mutig an der Spitze, dann ging ihr die Kraft aus. Ins Halbfinale am Dienstag kamen dagegen problemlos Titelverteidigerin Jenny Simpson (USA) und Gold-Favoritin Abeba Aregawi (Schweden). Der Endlauf startet am Donnerstag (19.20 Uhr). Olympiasiegerin Asli Çakir Alptekin wurde vor den Weltmeisterschaften des Dopings überführt. Die Türkin steht als Wiederholungstäterin vor einer lebenslangen Sperre.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: