Leichtathletik-WM in Japan:"Ich greife nach Gold"

Neun Wettkämpfe, neun Siege, alle mit Speerwürfen über 65 Meter: Christina Obergföll ist Deutschlands größte Gold-Hoffnung bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Osaka. Heute feiert sie ihren 26. Geburtstag.

Yasmin Schulten

Christina Obergföll reißt die Arme in die Luft und jubelt laut: "Was hier passiert, ist der absolute Hammer". Die Athletin hat gerade ihren Speer 70,20 Meter weit geworfen und ihren eigenen Europarekord verbessert. Bei der Weltmeisterschaft in Japan strebt sie jetzt noch weiter: "Ich greife nach Gold, das ist ganz klar." Daran hat auch der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) keinen Zweifel. Vizepräsident Helmut Digel sieht die 26-Jährige am Ende der WM sogar als neuen "Weltstar".

Leichtathletik-WM in Japan: Christina Obergföll hat WM-Gold fest im Blick

Christina Obergföll hat WM-Gold fest im Blick

(Foto: Foto: dpa)

Die Erwartungen an Obergföll sind hoch, kommen aber nicht von ungefähr. Die internationale Bühne des Speerwurfs betrat die Speerwerferin 2005 bei der Weltmeisterschaft in Helsinki, als sie aus dem Nichts heraus ihren Speer auf Europarekord von 70,03 Metern schmetterte. Denn ein Jahr zuvor war sie bei Olympia in Athen noch in der Qualifikation ausgeschieden. Diese eindrucksvolle Leistung brachte ihr hinter der Weltrekordlerin Osleidys Menendez die Silbermedaille ein. Die Überraschung über ihren Erfolgswurf war groß und wurde schnell als Glückswurf abgetan.

Tatsächlich hielt der Erfolg nicht an: Bei der EM in Göteborg brachte sie statt Gold nur einen vierten Platz nach Hause. In diesem Jahr ist nach intensivem Training im Winter aber alles anders: Die Offenburgerin nahm bisher an neun Wettkämpfen teil - und gewann sie alle. Derzeit führt sie die Liste der Jahresweltbesten mit sieben Weiten jenseits der 66 Meter an.

Wenn Christina Obergföll nicht gerade trainiert, studiert sie Lehramt mit den Fächern Englisch und - wie zu erwarten - Sport an der Universität in Freiburg. Heute feiert die 1,75 Meter große Athletin ihren 26. Geburtstag - in Japan. Denn sie flog bereits am Montag ins DLV-Trainingslager in Shibetsu, wo sie sich auf den WM-Auftakt am Samstag vorbereitet.

Ernst wird es für sie erst am 31. August. Dann ist das Speerwurf-Finale; die Qualifikation bereits zwei Tage davor. Obergfölll nimmt es gelassen: "Ich muss eigentlich nur gesund und locker bleiben." Außerdem sei sie ein "absoluter Wettkampftyp" und genieße es, vor einem großen Publikum wie in Osaka zu werfen. Sie traue sich irgendwann 72 Meter zu, sagte sie vor Kurzem in einem Interview. Und ist überzeugt, dass das auch sauber zu schaffen ist. Für sie ist Doping jedenfalls kein Thema: "Ich habe schon tausendmal gesagt, dass ich nichts Verbotenes nehme. Darum kann ich mich auch so tierisch über Erfolge freuen." Dann klappt es vielleicht auch mit der Goldmedaille in Osaka.

Obergfölls vermeintlich größte Konkurrentin und Goldmedaillen-Titelverteidigerin Menendez wird ihr beim Griff nach Gold jedenfalls nicht im Wege stehen. Denn die Kubanerin sagte ihre WM-Teilnahme aus Verletzungsgründen ab. Und auch die Rivalin aus den eigenen Reihen, die Leverkusenerin Steffi Nerius, tritt nicht vollkommen fit an: Mit Verletzungen am Rücken und beiden Füßen habe sie "keine zwingenden Medaillenziele", sagte Nerius.

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