Leichtathletik-WM in Helsinki:Esser verpasst knapp eine Medaille

Im Hammerwurf-Finale lag der Leverkusener zunächst sogar in Führung - nach sechs Durchgängen landete er auf einem respektablen vierten Platz. Der Äthiopier Bekele holte sich unterdessen den Sieg über die 10.000 Meter.

Äthiopiens Langlauf-Volksheld Kenenisa Bekele hat seinen WM-Titel über 10.000 Meter im windig-kühlen Helsinki locker verteidigt und als Gold-Zugabe 60.000 Dollar kassiert. Aber auch die beiden deutschen Hammerwerfer haben sich gut verkauft.

Bekele, AFP

Bekele in Helsinki

(Foto: Foto: AFP)

Markus Esser lag im Finale der 10. Leichtathletik-Weltmeisterschaften zunächst sogar in Führung, nach sechs Durchgängen landete der 25 Jahre alte Leverkusener mit 79,16 Meter auf einem respektablen vierten Platz. Kollege Holger Klose (Saarbrücken/74,80) wurde Elfter.

Der Weißrusse Iwan Tichon verteidigte mit 83,89 m seinen Titel; Silber erkämpfte sein Landsmann Wadim Dewjatowski (82,60) vor dem Polen Szymon Ziolkowski (79,35).

Die rund 35.000 Zuschauer im Olympiastadion von 1952 hatten zuvor ein taktisch kluges 10.000-m-Rennen des äthiopischen Trios erlebt. Am Ende holte sich der 23 Jahre alte Bekele in 27:08,33 Minuten sein zweites WM-Gold vor seinem Landsmann Sileshi Sihine (27:08,87) und dem Kenianer Moses Mosop (27:08,96).

Schweres Jahr für Bekele

Auf einen Start über 5000 Meter wird Bekele verzichten; damit vergibt der Olympiasieger auch die gute Chance, erstmals in der WM-Geschichte beide Langstrecken zu gewinnen.

"Das ist ein sehr schweres Jahr für mich", sagte Bekele, dessen Verlobte am 4. Januar bei einem gemeinsamen Waldlauf zusammengebrochen und wenig später gestorben war.

Nerius und DLV-Chef versöhnt

Frank Hensel, der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), war nach dem guten Auftaktwochenende trotz des trüben Himmels bei bester Laune: "Wir haben bei den Platzierungen besser abgeschnitten, als von den Meldelisten zu erwarten war. Wenn sich das fortsetzt, können wir uns auf die nächsten Tage freuen."

Auch der Disput zwischen Speerwerferin Steffi Nerius und dem DLV ist beigelegt. "Die ganzen Probleme sind aus der Welt geschafft, wenn es überhaupt welche gegeben hat", erklärte DLV-Präsident Clemens Prokop nach einem Gespräch mit der Olympia-Zweiten von 2004 im Athletendorf in Helsinki.

Bei ihrem Rundumschlag in einem kurz vor der WM publizierten Interview war der Leiter des Amtsgerichts in Kelheim Zielscheibe der Vorwürfe gewesen. Steffi Nerius hatte ihm dabei das Interesse an der Leichtathletik abgesprochen und ihm vorgeworfen, sein Präsidentenamt zur persönlichen Profilierung zu nutzen.

"Sie hat mir die Hintergründe des Interviews erläutert, und ich habe ihr meine Sicht der Dinge erklärt. Da waren die Schwierigkeiten relativ rasch geklärt", berichtete Prokop nach dem gut 45 Minuten langen Gespräch. Zunächst sollte dieses Treffen erst nach dem Speerwurf-Finale der Frauen am Sonntag stattfinden.

Sprinthoffnung Tobias Unger kann den ersten Startschuss kaum erwarten. "Ich bin jetzt schön frisch und ganz froh, dass ich die 100 Meter ausgelassen habe", sagte die große deutsche Sprinthoffnung vor den 200-Meter-Vorläufen.

"Ich habe den Anspruch, dass ich ins Halbfinale möchte. Gedanken an eine Medaille möchte ich nicht verschwenden." Unger hat auch noch etwas gutzumachen: Bei seinem ersten WM-Auftritt 2003 in Paris erlebte er seine schwärzeste Stunde und schied als Sechster im Vorlauf mit 21,33 Sekunden aus.

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