Leichtathletik-WM in Daegu:Usain Bolt trabt ins Finale

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Jamaikas Supersprinter Usain Bolt hat keine Probleme bei den Vorläufen im 100-Meter-Lauf, Diskuswerferin Nadine Müller trumpft groß auf, Malte Mohr übersteht als einziger deutscher Stabhochspringer die Qualifikation und Kenia feiert einen historischen Triumph im Frauen-Marathon.

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Nadine Müller reckt ihre langen Arme am Sonntag nach Diskus-Gold. Mit glänzenden 65,54 m sorgte die 25 Jahre alte Geheimfavoritin am Samstag in Daegu für den gelungenen deutschen Auftakt bei der 13. Leichtathletik-WM.

Nadine Müller greift nach der Qualifikation nach Gold. (Foto: dpa)

"Ich bin sehr zufrieden, es lief wie geplant", sagte die 1,93 m große Nadine Müller: "Die 65 Meter machen mich zuversichtlich, das sollte im Finale mindestens für die ersten Sechs reichen", meinte die lange Blonde. Die WM-Sechste von 2009 in Berlin ließ sich auch von einem kleinen Missgeschick nicht aus der Ruhe bringen. Beim Aufwärmen war ihr die lange Trainingshose gerissen. Die besten Weiten hinter ihr erreichten Chinas Weltranglisten-Erste Yanfing Li mit 64,44 und Kubas Olympia- und WM-Zweite Yarelis Barrios mit 63,80.

Zwei weitere Aktivposten im 72-köpfigen deutschen Team waren Malte Mohr (München), der als einziger des Stab-Trios das Finale am Montag erreichte, sowie Gesa Felicitas Krause (Frankfurt). Die U20-Europameisterin steht als Vorlaufdritte über 3000 m Hindernis mit der erneuten Steigerung auf 9:35,83 Minuten im Finale am Dienstag. Mohr war hochzufrieden: "Die Anlage liegt mir. Im Finale sollten 5,80 Meter drin sein", sagte der Wahl-Münchner, der nach seiner Kritik am Trainingslager des DLV auf der Ferieninsel Jeju ("Ich langweile mich zu Tode") nun in Daegu von Klubkamerad Tim Lobinger betreut wird. Im Finale fehlt Australiens Titelverteidiger und Olympiasieger Steven Hooker nach drei ungültigen Versuchen an der Anfangshöhe.

Zehnkämpfer Jan Felix Knobel hat sich am ersten Tag seines WM-Debüts in guter Form präsentiert. Auch dank zwei persönlicher Bestleistungen sicherte sich der 22-Jährige aus Frankfurt/Main 4169 Punkte und Halbzeit-Platz zehn. Sein Vereinskollege Pascal Behrenbruch war am Samstag nach fünf Disziplinen mit 4021 Zählern dagegen nur 22. - und schwer enttäuscht. Der Hallenser Rico Freimuth musste wegen einer Verletzung beim Weitsprung nach dem Kugelstoßen frustriert aufgeben. "Eine solide Leistung, rund 60 Punkte mehr als zur Halbzeit in Götzis. Ich bin jetzt echt happy", sagte Knobel schweißtriefend nach seinem ersten WM-Tag. Am Sonntag will er seine persönliche Bestleistung angreifen. "Die Nacht wird kurz, nur vier oder fünf Stunden, aber morgen gilt dann: Locker rangehen, keine Fehler machen, cool bleiben."

Eine Zwei-Mann-Show der Spitzenklasse boten wie erwartet die starken Amerikaner. Trey Hardee und Ashton Eaton lieferten sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Hallen-Weltrekordler Eaton (4446 Punkte) übernachtete als "Halbzeit-Champ", Titelverteidiger Hardee lag nur 53 Zähler hinter seinem Landsmann in Lauerstellung.

Enttäuschung dagegen im deutschen Stabhochsprung-Lager über das Scheitern von Raphael Holzdeppe (Zweibrücken) und dem auf den letzten Drücker noch ins Team gerutschten Karsten Dilla (Uerdingen/Dormagen). Der Olympia-Achte Holzdeppe verpasste den Finalvorkampf, weil er 5,50 in der Qualifikation erst im zweiten Versuch schaffte, der seinem Klubkameraden Björn Otto vorgezogene Karsten Dilla kam nicht über seine Anfangshöhe von 5,35 m hinaus.

Auf der Strecke blieb über 3000 m Hindernis als enttäuschende Vorlauf-Neunte in 9:59,53 auch Jana Sussmann (LG Nordheide).

Die erste von 47 Goldmedaillen bei den Weltmeisterschaften gewann trotz eines Sturzes am Getränkestand Edna Kiplagat beim kenianischen Dreifach-Triumph im Marathon. In 2:28:43 lag die 31-Jährige vor Prisca Jeptoo (2:29:00) und Sharon Cherop (2:29:14), mit denen sie gleichzeitig den Marathon-Weltcup gewann.

Edna Kiplagat will den größten Marathon-Triumph der Läufernation Kenia in der WM-Geschichte ausgiebig genießen: "Ich feiere das Gold jetzt beim Shoppen", kündigte die Polizistin an. Doch die WM-Prämie von 60.000 Dollar will die 31-Jährige nicht komplett auf den Kopf hauen. Während die Schwedin Isabellah Andersson als beste Europäerin in 2:30:13 Stunden Siebte wurde, waren deutsche Läuferinnen nicht am Start. Irina Mikitenko (Gelnhausen) und Sabrina Mockenhaupt (Siegen) verzichteten zu Gunsten eines lukrativen Stadtmarathons im Herbst, wollen aber 2012 bei Olympia in London dabei sein.

Überraschend schaffte U 20-Europameisterin Gesa Felicitas Krause (Frankfurt/Main) mit persönlicher Bestzeit von 9:35,83 Minuten als Dritte ihres Vorlaufes den Finaleinzug im 3000-Meter-Hindernislauf. Chancenlos war dagegen Jana Sussmann (Nordheide) in 9:59,53 Minuten.

Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordler Usain Bolt bestand den ersten Auftritt bei der Leichtathletik-WM in Daegu mit Bravour. Leicht und locker lief der 25-jährige Jamaikaner in 10,10 Sekunden ins 100-Meter-Halbfinale. Auch seine Teamkameraden Yohan Blake und Nester Carter überstanden die erste WM-Hürde problemlos. Der dreifache Europameister Christophe Lemaitre aus Frankreich gewann seinen Vorlauf in 10,14 Sekunden vor den Amerikaner Justin Gatlin, der sich mit 10,31 Sekunden nach vierjährigen Doping-Sperre zurückmeldete. Halbfinale und Finale stehen am Sonntag auf dem WM-Programm.

Unterdessen hat Hammerwerfer Markus Esser die Qualifikation souverän überstanden. Der 31-jährige Leverkusener schaffte am Samstag mit 77,60 Meter die drittbeste Weite. "Ich bin gut drauf. Das war locker vom Hocker. Ich dachte, ich wäre nervöser", sagte Esser, der bei der Europameisterschaft 2010 in Barcelona im Vorkampf gescheitert war. "Der Stein war schon riesig, der da heute runtergefallen ist. Die Schmach von der EM wollte ich mir heute ersparen", meinte er. Das Finale steht am Montag auf dem WM-Programm. Im Weitsprung wird der Medaillenkampf ohne deutsche Beteiligung stattfinden. Die Saarbrückenerin Bianca Kappler blieb mit 6,48 Metern 27 Zentimeter unter der Norm für den Einzug in den Endkampf. Nur 6,02 Meter weit schaffte es Sostene Moguenara aus Wattenscheid.

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