Leichtathletik-WM in Daegu:"Bladerunner" Pistorius läuft auf Prothesen ins Halbfinale

"Ein Traum ist wahr geworden": Der beidseitig unterschenkelamputierte Südafrikaner Oscar Pistorius qualifiziert sich am zweiten Tag der Leichtathletik-WM in Südkorea für das Halbfinale über 400 Meter. Bei den Gehern siegt Waleri Bortschin. Olympiasieger Usain Bolt gewinnt erneut mühelos - doch ein anderer Jamaikaner ist noch schneller.

im Überblick.

Mit einem Favoritensieg durch Russlands Ausnahmegeher Waleri Bortschin und einer beeindruckenden Vorstellung von Prothesenläufer Oscar Pistorius über 400 Meter begann im südkoreanischen Daegu der zweite Tag der Leichtathletik-WM. Zehnkämpfer Jan Felix Knobel aus Frankfurt ist nach neun Disziplinen in Medaillen-Reichweite. Brittney Reese holt im Weitsprung das erste Gold für die USA.

Oscar Pistorius of South Africa runs to the finish line next to Femi Ogunode of Qatar and Tony McQuay of the U.S. in Daegu

"Es war phänomenal, ich bin sehr glücklich": Der Südafrikaner Oscar Pistorius nimmt dank zweier Prothesen an der Leichtathletik-WM teil - mit Erfolg.

(Foto: REUTERS)

"Es war phänomenal, hier zu laufen. Ich bin sehr glücklich", sagte Oscar Pistorius. "Ich war schon sehr schnell und hoffe, mich noch steigern zu können. Ein Traum ist wahr geworden, ich danke allen, die mich unterstützt haben." Der beidseitig unterschenkelamputierte Südafrikaner stand im Fokus des Interesses der Vorkämpfe im WM-Stadion. Auf der für ihn günstigen Außenbahn acht holte der im letzten der fünf Vorläufe ausgeloste 24-Jährige nach erwartet großem Startrückstand in der zweiten Kurve extrem auf und qualifizierte sich als 14. für das Halbfinale am Montag (13 Uhr deutscher Zeit).

Weit früher als Pistorius hatte Olympiasieger und Titelverteidiger Waleri Bortschin auf dem Stadtkurs in Daegu das 20-Kilometer-Gehen gewonnen. Weltrekordler und Teamgefährte Wladimir Kanajkin sicherte sich Silber vor Luis Fernando Lopez, der die erste Medaille für Kolumbien in der WM-Geschichte eroberte. Der Potsdamer Christopher Linke kam als einziger deutscher Starter mit 4:21 Minuten Rückstand nur auf den 21. Platz.

Zehnkampf-Favorit Trey Hardee hat seine Führung bei der Leichtathletik-WM in Daegu ausgebaut und liegt vor dem abschließenden 1500-Meter-Lauf auf Goldkurs. Der 27 Jahre alte Titelverteidiger aus den USA hatte am Sonntag nach neun Disziplinen 7962 Punkte gesammelt. Hardee wehrte alle Angriffe seines Landsmanns Ashton Eaton ab, der nach dem Speerwurf mit 7686 Zählern sogar auf Platz drei hinter dem Kubaner Leonel Suarez (7718) zurückfiel. Das deutsche Duo holte weiter auf: Jan Felix Knobel schob sich vor den 1500 Metern auf Platz fünf, sein Frankfurter Teamkollege Pascal Behrenbruch - bei Halbzeit nur 22. - auf Rang sieben vor.

Brittney Reese hat ihren Weitsprung-Titel bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften verteidigt und das erste Gold für die USA geholt. Bei den Titelkämpfen in Daegu/Südkorea setzte sich die 24-Jährige am Sonntag mit 6,82 Metern durch. Nur knapp dahinter landete die Russin Olga Kutscherenko (6,77) vor der Lettin Ineta Radevica (6,76). Die beiden deutschen Teilnehmerinnen Bianca Kappler (Rehlingen) und Sosthene Taroum Moguenara (Wattenscheid) waren in der Qualifikation gescheitert.

Olympiasieger und Weltrekordler Usain Bolt ist problemlos ins 100-Meter-Finale gelaufen. Der 25-jährige Titelverteidiger aus Jamaika gewann am Sonntag seinen Halbfinallauf in 10,05 Sekunden. Sein Landsmann Yohan Blake hatte als Sieger des ersten Laufs allerdings mit 9,95 Sekunden ein Zeichen gesetzt. Wegen Fehlstarts ist der einstige Doping-Sünder Dwain Chambers (Großbritannien) aus dem Rennen genommen worden. Der dreimalige Europameister Christophe Lemaitre qualifizierte sich mit 10,11 Sekunden für das Finale.

"Alles hat gepasst. Zwei Sprünge zum Aufwärmen, drei in der Quali - ich habe Kräfte geschont. Die kann ich noch brauchen", sagte Stabhochspringerin Martina Strutz (Hagenow), die ebenso 4,55 Meter meisterte wie Silke Spiegelburg (Leverkusen). Kristina Gadschiew (Zweibrücken) reichten 4,50 Meter, um in den Endkampf am Dienstag (12.05 Uhr deutscher Zeit) einzuziehen. Weltrekordlerin Jelena Isinbajewa (Russland), die vor zwei Jahren in Berlin als Titelverteidigerin drei ungültige Versuche bei der Anfangshöhe produziert hatte, schaffte diesmal auf Anhieb 4,55 Meter.

Im Kugelstoßen der Frauen übertrafen Christina Schwanitz aus Thum bei Chemnitz mit starken 19,20 Metern sowie die Magdeburgerin Nadine Kleinert mit 18,75 Metern gleich im ersten Versuch die Finalnorm von 18,65 Metern. Sie zählen am Montag (13.40 Uhr) zum Kreis der Medaillenkandidatinnen.

Über 110 Meter Hürden der Männer überstand Willi Mathyszik aus Rostock als einziger der drei deutschen Starter den Vorlauf und qualifizierte sich mit 13,53 Sekunden für das Halbfinale. Das gelang über 100 Meter der Frauen auch Jasmin Kwadwo (Wattenscheid), die in 11,29 Sekunden ihre persönliche Bestzeit einstellte.

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