Leichtathletik-WM:Fraser-Pryce rennt allen davon

Leichtathletik-WM: Nicht einzuholen: Die Jamaikanerin Shelly-Ann Fraser-Pryce holte Gold über 100 Meter.

Nicht einzuholen: Die Jamaikanerin Shelly-Ann Fraser-Pryce holte Gold über 100 Meter. 

(Foto: AFP)

Die schnellste Frau der Welt ist eine Jamaikanerin. Diskuswerfer Robert Harting qualifiziert sich locker fürs Finale - die erforderliche Weite übertrifft er im ersten Versuch. Den 400-Meter-Lauf der Frauen gewinnt eine Britin. Im Siebenkampf startet Julia Mächtig schwach, auch Sprinterin Verena Sailer verpasst ihr Ziel.

Kurzmeldungen zur Leichtathletik-WM

100 Meter, Frauen: Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce bleibt die schnellste Frau der Welt und machte bei der Leichtathletik-WM einen Tag nach dem Triumph ihres Landsmanns Usain Bolt den jamaikanischen Doppelerfolg über 100 m perfekt. Die 26-Jährige lief in 10,72 Sekunden Jahresweltbestzeit und gewann in Moskau überlegen Gold. Silber ging überraschend an Murielle Ahoure von der Elfenbeinküste (10,93) vor Titelverteidigerin Carmelita Jeter aus den USA (10,94). Deutschlands Top-Sprinterin Verena Sailer (Mannheim) und Youngster Tatjana Pinto (Münster) waren im Halbfinale ausgeschieden. "Das war kein schlechtes Rennen, bis 60 Meter lag ich sogar ziemlich weit vorne", sagte Sailer, "doch am Ende bin ich fest geworden. Das ist schon schade, weil es mit dem Finale hätte klappen können. Trotzdem bin ich stolz auf meine Leistung."

Mit 11,16 Sekunden und Platz 10 erreichte die 27-Jährige, Europameisterin von 2010, ihre bislang beste WM-Platzierung, auch wenn sie ihre kürzlich aufgestellte Bestleistung (11,02) deutlich verpasste. Wie ihre männlichen Kollegen haben auch die Sprinterinnen prominente Dopingfälle zu verkraften. Die dreifache Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown (Jamaika) war überführt worden. Auch Kelly-Ann Baptiste, WM-Dritte von 2011 über 100 m, und Semoy Hackett wurden positiv getestet. Das gab der nationale Verband aus Trinidad und Tobago NAAA am Montag bekannt, machte aber keine Aussage zur gefundenen Substanz. Baptiste und Hackett waren kurz vor WM-Beginn aus Moskau abgereist.

Hammerwerfen, Männer: Der Pole Pawel Fajdek hat überraschend Gold im Hammerwerfen gewonnen. Der 24-Jährige gewann mit Weltjahresbestleistung von 81,97 m vor dem Ungarn Krisztian Pars (80,30) und Lukas Melich aus Tschechien (79,36). Titelverteidiger Koji Murofushi aus Japan (78,03) verpasste als Sechster ebenso eine Medaille wie Markus Esser. Der Leverkusener musste sich mit 76,25 m und Platz zehn zufrieden geben.

Diskus, Männer: Diskus-Olympiasieger Robert Harting (28) hat souverän das Finale im Diskuswerfen (Dienstag, 17.00 Uhr/ZDF und Eurosport) erreicht. Der Welt- und Europameister aus Berlin benötigte in der Qualifikation lediglich einen Wurf und untermauerte mit seinen 66,62 m zugleich seinen Anspruch auf sein drittes WM-Gold in Serie. Nach dem lockeren Aufgalopp beendete der Titelverteidiger die Qualifikation, um Kräfte für das Finale zu sparen. Ex-Weltmeister Gerd Kanter aus Estland steht ebenfalls im Endkampf.

"Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich richtig losgeht und ich arbeiten kann", sagte Harting, der mit seiner Vorstellung zufrieden war: "Für die Uhrzeit war nicht mehr drin. Im Finale muss ich dann noch frischer werden." Sein kleiner Bruder Christoph verpasste dagegen das Finale. Der "Mini-Harting" kam über 62,28 m nicht hinaus. Martin Wierig (Magdeburg) erreichte dagegen mit 64,06 m wie Hartings Dauerrivale Piotr Malachowski den Endkampf. Der Pole, mit 71,84 m Erster in der Weltjahresbestenliste, kam auf 66,00 m - wie Harting im ersten Versuch. Auch Ex-Weltmeister Gerd Kanter aus Estland kämpft um die Medaillen.

Hürden, 110 Meter: Der Amerikaner David Oliver hat für eine große Überraschung gesorgt und im Alter von 31 Jahren seinen ersten großen Titel über 110 Meter Hürden geholt. In der Weltjahresbestzeit von 13,00 Sekunden siegte der ehemalige Football-Spieler am Montagabend vor seinem Landsmann Ryan Wilson (13,13) und dem Russen Sergej Schubenkow (13,24). Titelverteidiger Jason Richardson (13,27) und Weltrekordhalter Aries Merritt aus den USA (13,31) gingen als Vierter und Sechster überraschend leer aus.

Sprint, 400 Meter: Peking-Olympiasiegerin Christine Ohuruogu hat in Moskau Gold über 400 m gewonnen und damit nach 2007 ihren zweiten Titel. Die Britin lief in 49,41 Landesrekord und setzte sich in einem dramatischen Finish gegen die zeitgleiche Titelverteidigerin Amantle Montsho aus Botswana durch. Bronze gewann Antonina Kriwoschapka aus Russland (49,78). Die deutsche Meisterin Esther Cremer aus Wattenscheid war im Halbfinale gescheitert.

Siebenkampf, Frauen: Siebenkämpferin Julia Mächtig hat bei der Leichtathletik-WM in Moskau eine Medaille vorerst aus den Augen verloren. Die 27 Jahre alte Neubrandenburgerin blieb über die 100 m Hürden (14,38 Sekunden), im Hochsprung (1,71 m) und mit der Kugel (15,48 m) jeweils unter ihren Leistungen vom Qualifikations-Wettkampf in Ratingen und lag nach drei Disziplinen mit 2685 Punkten nur auf Rang 16. Nach ihrer Steigerung im Juni auf 6430 Punkte war die Mecklenburgerin angesichts des Ausfalls vieler Medaillenkandidatinnen als Nummer zwei der Welt nach Moskau gereist. In Führung liegt im Moment die Ukrainerin Ganna Melnischenko (2919) vor Sharon Day aus den USA (2882). Dritte war die Belgierin Nafissatou Thiam (2867). Die Frankfurterin Claudia Rath erwischte einen guten Start und könnte ihre Bestleistung von Ratingen (6317) noch einmal steigern.

Nach dem Kugelstoßen hat sie im Vergleich bereits 81 Zähler mehr gesammelt und liegt mit 2778 Punkten auf Rang sieben. In Abwesenheit zahlreicher Top-Athletinnen hatte sich Mächtig Chancen auf Edelmetall im Luschniki-Stadion ausgerechnet. Alle drei Medaillengewinnerinnen der Olympischen Spiele von London - Jessica Ennis-Hill (Großbritannien), Lilli Schwarzkopf (LG Rhein-Wied) und Tatjana Tschernowa (Russland) - hatten verletzt abgesagt. Auch Jennifer Oeser, WM-Dritte 2011, fehlt in Russlands Hauptstadt nach zwei Fersenoperationen. "Ich möchte - simpel gesagt - ganz einfach gut sein. Das heißt, ich strebe einen Wettkampf an, in dem ich mein Leistungsvermögen möglichst optimal ausschöpfen kann", sagte Mächtig vor dem Wettkampf. Ebenfalls unter ihren Möglichkeiten blieb Kira Biesenbach aus Leverkusen. Die Zweite der U23-Europameisterschaften liegt mit 2583 Punkten auf dem 27. Rang.

400 Meter Hürden, Männer: Silvio Schirrmeister, deutscher Meister über 400 m Hürden, hat seinen Start wegen des Verdachts auf einen Muskelfaserriss abgesagt. Der 24-Jährige aus Chemnitz, der in diesem Jahr mit 49,15 Sekunden persönliche Bestzeit gelaufen war, hatte sich beim Aufwärmen vor der Qualifikation an der Wade verletzt. "Ich bin extrem traurig und wirklich deprimiert", sagte Schirrmeister dem Internetportal leichtathletik.de.

Von Mannschaftsarzt Dr. Knud Leonhard bekam er eine Spritze: "Ich habe gefragt, ob ich dann laufen kann. Er hat er mit dem Kopf geschüttelt. Da ist eine Welt zusammengebrochen." Im Halbfinale am Dienstag (17.40 Uhr/ZDF und Eurosport) stehen erwartungsgemäß Olympiasieger Félix Sanchez (Dominikanische Republik), Titelverteidiger David Greene (Großbritannien) und Michael Tinsley (USA), Silbermedaillengewinner von London und Führender der Weltjahresbestenliste.

3000 Meter Hindernis, Männer: Der deutsche Meister Steffen Uliczka ist bei der Leichtathletik-WM in Moskau über 3000 m Hindernis in der Qualifikation ausgeschieden. Der 29-Jährige aus Kiel wurde in seinem Vorlauf nach 8:28,32 Minuten nur Siebter und verpasste damit das Finale am Donnerstag (18.20 Uhr/ZDF und Eurosport). Uliczka blieb fast sechs Sekunden über seiner persönlichen Bestzeit (8:22,92). Weltmeister und Olympiasieger Ezekiel Kemboi aus Kenia qualifizierte sich ebenso souverän wie sein Landsmann, Mitfavorit Paul Kipsiele Koech, sowie Mahiedine Mekhissi-Benabbad (Frankreich), Silbermedaillengewinner von London.

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