Leichtathletik-WM:Deutsche Staffel verpasst den Coup

16th IAAF World Athletics Championships London 2017 - Day Nine

Nadine Gonska (vorne) in der deutschen Staffel über 4x400 Meter.

(Foto: Getty Images)
  • Die deutschen Leichtathleten bleiben am letzten Tag der Leichtathletik-WM ohne Edelmetall.
  • Im Medaillenspiegel erreicht Deutschland knapp die Top Ten.

US-Topstar Allyson Felix hat zum Abschluss der WM in London mit der amerikanischen 4x400-Meter-Staffel Gold gewonnen und ist damit erfolgreichster Leichtathlet in der Geschichte der Weltmeisterschaften. Die USA setzten sich am Sonntagabend in 3:19,02 Minuten vor Großbritannien (3:25,00) und Polen (3:25,41) durch. Das deutsche Quartett mit Ruth Sophia Spelmeyer, Laura Müller, Nadine Gonska und Hannah Mergenthaler kam nach einem beherzten Rennen auf Platz sechs (3:27,45), Titelverteidiger Jamaika schied aufgrund einer Verletzung der zweiten Läuferin aus.

"Wenn man das erste Mal im Finale steht, will man natürlich nach den Sternen greifen. Wir haben uns schon ein bisschen vorgestellt, dass der Stern bronzefarben sein könnte", sagte Spelmeyer, die im Einzelrennen als zweitbeste Europäerin im Halbfinale ausgeschieden war: "Wir sind aber auch so zufrieden, die Zeit hätte noch ein bisschen besser sein können."

Im Medaillenspiegel belegt Deutschland damit abschließend Rang zehn. Zu einer Goldmedaille von Speerwerfer Johannes Vetter kamen zweimal Silber und zweimal Bronze. Es siegten die USA (zehn Gold, elf Silber, neun Bronze) vor Kenia (5/2/4) und Südafrika (3/1/2).

Hochspringer Mateusz Przybylko wird Fünfter

Auch der deutsche Hochsprung-Meister Mateusz Przybylko hat eine Medaille verpasst. Der 25-Jährige übersprang im Finale 2,29 Meter und wurde Fünfter. Eike Onnen kam nicht über 2,20 Meter und Platz zehn hinaus. Erstmals seit 30 Jahren standen wieder zwei DLV-Athleten im Hochsprung-Finale. Als bisher letzter Deutscher hatte Raul Spank 2009 in Berlin mit Bronze eine WM-Medaille gewonnen. Der Olympiazweite und Jahresweltbeste Mutaz Essa Barshim (Katar) sicherte sich Gold mit 2,35 Meter, der neutrale Athlet Danil Lysenko (2,32) wurde Zweiter. Bronze holte Majd Eddin Ghazal für Syrien (2,29), der 30-Jährige leistete sich aber zwei Fehlversuche weniger als Przybylko.

Auch Diskuswerferin Nadine Müller hat ihre dritte WM-Medaille klar verpasst. Die 31 Jahre alte Hallenserin wurde am Sonntagabend mit 64,13 Metern Sechste. Top-Favoritin Sandra Perkovic erkämpfte ihren zweiten Titel nach 2013 in Moskau. Die zweimalige Olympiasiegerin aus Kroatien gewann mit 70,31 Metern vor der Australierin Dani Stevens (69,64) und der Französin Mélina Robert-Michon (66,21). Die Berlinerin Julia Harting, vor einem Jahr EM-Zweite in Amsterdam, verpasste als Neunte den Endkampf um die Medaillen knapp.

Geher Christopher Linke hat trotz einer starken Vorstellung eine Medaille über 20 Kilometer verpasst. Der 28-Jährige kam wie schon bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im Vorjahr auf den fünften Platz, nachdem er das Feld lange angeführt und viel Tempo gemacht hatte. Gold sicherte sich der Kolumbianer Eider Arevalo in 1:18:53 Stunden vor dem als als neutraler Athlet startenden Russen Sergej Schirobokow (1:18:55) und dem Brasilianer Caio Bonfim (1:19:04). Linke (1:19:21) verpasste Bronze damit um 17 Sekunden. Bei den Frauen hatte zuvor über 20 KIlometer die Chinesin Yang Jiayu (1:26:19) den Titel vor der Mexikanerin Maria Guadelupe Gonzalez (1:26:20) und der Italienerin Antonella Palmisano (1:26:36) geholt.

Caster Semenya holt zweites Gold

Topfavoritin Caster Semenya (Südafrika) hat sich nach 2009 ihren zweiten WM-Titel über 800 Meter gesichert. Die zweimalige Olympiasiegerin setzte sich in London nach 1:55,16 Minuten in persönlicher Bestleistung gegen die Olympiazweite Francine Niyonsaba aus Burundi (1:55,92) durch, Bronze gewann die US-Amerikanerin Ajee Wilson (1:56,65).

Semenya, die schon zuvor mit 1:55,27 Minuten als schnellste Läuferin der Welt in diesem Jahr über die zwei Stadionrunden war, hatte in London schon Bronze über 1500 Meter gewonnen. Die hyperandrogene Läuferin steht im Mittelpunkt einer Debatte um Testosteron-Werte, die ihr laut eines Gutachten Vorteile gegenüber ihren Konkurrentinnen bringen. Nur Weltrekordlerin Jarmila Kratochvílová hatte bei einer WM jemals eine bessere Siegerzeit als Semenya, die Tschechin gewann 1983 in Helsinki in 1:54,68 Minuten.

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