Leichtathletik-WM:Caster Semenya im verminten Bereich

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Caster Semenya gewinnt Gold über 800 Meter. (Foto: Getty Images for IAAF)
  • Die umstrittene Caster Semenya gewinnt in London Gold über 800 Meter.
  • Doch ihr Sieg wird nur eine unliebsame Debatte verschärfen.

Von Joachim Mölter, London

Caster Semenya war favorisiert gewesen in diesem 800-Meter-Finale, der letzten Einzelentscheidung der Frauen bei der Leichtathletik-WM. Die 26-Jährige kam ja als Olympiasiegerin und Weltjahresbeste nach London. Doch die Leichtigkeit, mit der die Südafrikanerin am Sonntagabend auf der Zielgeraden an den Rivalinnen vorbeiflog, überraschte dann doch.

Semenya siegte in 1:55,17 Minuten - mit ihrer persönlichen Bestzeit ist sie nun unter die Top Ten der ewigen Rangliste eingedrungen, in einen verminten Bereich. Alle Zeiten bis auf eine, die dort notiert sind, stammen aus den siebziger und achtziger Jahren, der Hochzeit des unkontrollierten Dopings.

"Sie sind fantastisch, ein unglaubliches Publikum"

Semenya lief diese Zeit, nachdem sie bereits drei Runden über 1500 Meter in den Beinen hatte, wo sie letztlich die Bronzemedaille gewann, und danach drei weiteren über die von ihr bevorzugten zwei Stadionrunden. Woher sie diese Energie nehme, ist die 26-Jährige anschließend vom Stadionmoderator gefragt worden. "Von den Zuschauern", sagte Semenya artig: "Sie sind fantastisch, ein unglaubliches Publikum." Die 56000 Zuschauer im Stadion applaudierten ihr zwar höflich, aber den ganzen Lärm hatten sie wegen der Britin Lynsey Sharp gemacht, die auch mitgerannt war.

Die Überlegenheit, mit der Caster Semenya sich ihren insgesamt dritten WM-Titel sicherte, wird die Debatte um ihre angeblich hohen Testosteronwerte jedenfalls verschärfen; diese Werte sollen ihr einen Vorteil im Kampf gegen ihre Geschlechtsgenossinnen bescheren. Der internationale Sportgerichtshof Cas hatte vor zwei Jahren einen Grenzwert des Weltverbandes IAAF aufgehoben und weitere wissenschaftliche Belege angefordert.

Die IAAF hat nun eine Studie vorliegen, mit der sie demnächst wieder vors Sportgericht ziehen will. Caster Semenya hatte sich zwischenzeitlich wohl einer Hormontherapie unterziehen müssen, um die körpereigene Testosteronproduktion zu regulieren. Bei der WM 2015 war sie noch im Halbfinale ausgeschieden. Seit der Aufhebung des Grenzwertes wenig später läuft sie schneller als je zuvor.

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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