Leichtathletik:Warten auf Antworten

2015 Prefontaine Classic - Day 1

"Wenn sich herausstellen sollte, dass er eine Linie überschritten hat, bin ich der Erste der geht": Mo Farah über seinen Trainer Alberto Salazar.

(Foto: Jonathan Ferrey/AFP)

Die Dopingvorwürfe gegen seinen Trainer Alberto Salazar zehren an Mo Farah. Kurzfristig sagt der Weltmeister über 5000 und 10.000 Meter seinen Start am Sonntag bei der Diamond League in Birmingham ab.

Die Doping-Anschuldigungen gegen seinen Trainer haben Doppel-Olympiasieger Mo Farah stark zugesetzt. Weil er sich "emotional und physisch erschöpft" fühle, sagte der Weltmeister über 5000 und 10 000 Meter am Sonntag seine Teilnahme am Diamond-League-Meeting der Leichtathleten in Birmingham ab. Eigentlich wollte der Brite bei seinem Heimspiel im Alexander Stadium über die ungewohnte 1500-Meter-Distanz laufen, doch dann erklärte er nur wenige Stunden vor dem Start: "Diese Woche war sehr stressig und hat mir vieles abverlangt. Ich entschuldige mich bei den Zuschauern, die extra Tickets gekauft haben, um mich laufen zu sehen. Aber ich war einfach nicht in der Lage, mich vernünftig auf dieses Rennen vorzubereiten."

Farahs Trainer Alberto Salazar war am Mittwoch in einer BBC-Reportage vorgeworfen worden, in seiner bekannten Trainingsgruppe "Nike Oregon Projekt" bereits seit Jahren mit verbotenen Substanzen zu arbeiten. Salazar wies den Bericht umgehend zurück, Farah selbst wurde darin ausdrücklich nicht mit Doping in Verbindung gebracht. Dennoch berufen sich der britische Sender und der amerikanische Recherchedienst ProPublica bei ihren Enthüllungen auf die Aussagen von mindestens sieben ehemaligen Athleten und Betreuern der Laufgruppe. So soll Salazar unter anderem den Olympiazweiten Galen Rupp aus den USA bereits im Alter von 16 Jahren mit Testosteron gedopt haben.

Farah betonte bereits am Samstag, die Zusammenarbeit mit dem früheren Marathonläufer fortsetzen zu wollen - zumindest so lange es keine Beweise für die Doping-Anschuldigungen gibt. "Wenn sich herausstellen sollte, dass Alberto eine Linie überschritten hat, dann bin ich der Erste, der geht", sagte er. Farah berichtete auch von einem Telefonat am Vortag, bei dem er seinen Trainer gefragt habe: "Alberto, was ist los? Ich will Antworten von dir haben." Salazar habe daraufhin geantwortet: "Mo, ich kann es dir beweisen, es sind nur Anschuldigungen, ich kann dir Beweise vorlegen." Salazar wittert hinter den Doping-Anschuldigen eine Kampagne ehemaliger Mitstreiter.

Das Verhältnis zwischen Trainer und Läufer war bislang sehr eng, da Farah seinen Aufstieg zum weltbesten Langstreckenläufer vor allem Salazar verdankt. 2011 war Farah in die von Nike gegründete und finanzierte Trainingsgruppe im US-Bundesstaat Oregon gewechselt, anschließend wurde er dreimal Weltmeister und zweimal Olympiasieger über 5000 und 10 000 Meter. "Ich bin wirklich wütend. Es ist nicht fair, es ist nicht korrekt. Ich habe nichts getan, aber mein Name wird durch den Schmutz gezogen", sagte er. Trotzdem kündigte Farah am Sonntag an, in die USA zu Salazar zurückzufliegen, um sich dort auf die Weltmeisterschaft Ende August in Peking vorzubereiten.

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