Leichtathletik:Model und Ministrantin

Konstanze Klosterhalfen beeindruckt beim Diamond-League-Meeting in Rom über 1500 Meter. Die 20-Jährige gilt bereits als beste Läuferin, die außerhalb Afrikas geboren ist.

Von SID, Rom

Wenn die Scheinwerfer angehen und der Startschuss knallt, wird aus der sonst so zurückhaltenden Konstanze Klosterhalfen eine Rennmaschine. Dann zeigt die 20-Jährige, warum sie als neuer Stern am deutschen Leichtathletik-Himmel gilt. Die zierliche Läuferin versteckt sich nicht, rennt frech und lässt sich auch von großen Namen nicht einschüchtern. "Ich versuche, mich auf mich zu konzentrieren und mir zu sagen: ,Ich habe gut trainiert, ich habe alles gemacht, was ich konnte. Jetzt kann ich nur noch laufen'", sagt Klosterhalfen, der am Donnerstagabend beim Diamond-League-Meeting in Rom ein weiterer Coup gelungen war.

In 3:59,30 Minuten rannte die Sportstudentin über ihre Lieblingsstrecke 1500 Meter auf Rang drei der ewigen deutschen Bestenliste, seit der Wende hatte keine Deutsche die Vier-Minuten-Marke unterboten. Experten halten die Leverkusenerin für das womöglich größte nicht in Afrika geborene Talent der Geschichte.

Unbekümmert, zielstrebig und eine große Zukunft vor sich - auch der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) weiß, was er an dem Phänomen Klosterhalfen hat. "Sie ist außergewöhnlich talentiert", sagt Cheftrainer Idriss Gonschinska: "Sie hat Lust aufs Laufen, will sich zeigen und sucht ihre Chance. Sie hat den Instinkt, im richtigen Moment das Richtige zu machen. Das zeichnet sie aus." Wie besonders Klosterhalfen ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Mit 20 Jahren und 110 Tagen gelang ihr als jüngster Läuferin der Geschichte das Triple, die 800 Meter unter zwei Minuten (1:59,65), die 1500 Meter unter vier und die 5000 Meter (14:51,38) unter 15 Minuten gelaufen zu sein.

Druck scheint das Multitalent nicht zu kennen. "Darüber mache ich mir nicht so viele Gedanken. Man kann nicht mehr tun, als zu trainieren, sein Bestes zu geben und dranzubleiben. Dann kann man viel erreichen", sagt Klosterhalfen, die schon bei den Olympischen Spielen in Rio dabei war. Sie hat früher auch Ballett gemacht, geturnt, sie spielt Querflöte und Klavier, arbeitete schon als Model und ist Ministrantin in ihrer Heimatgemeinde. Doch ihr Herz gehört der Leichtathletik, ihre Kaltschnäuzigkeit ist eine ihrer Stärken. "Ich bin im Vorhinein immer nervöser, als wenn ich dann laufe. Im Rennen hat es bisher immer geklappt", sagt Klosterhalfen. Da ist sie eine Maschine.

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