Leichtathletik:"Historischer Tag"

Sebastian Coe, IAAF's President, attends a press conference as part of the International Association of Athletics Federations (IAAF) council meeting in Monaco

Beschwört eine "Ära der Transparenz": IAAF-Präsident Sebastian Coe.

(Foto: Eric Gaillard/Reuters)

IAAF-Präsident Coe setzt sein Reformpaket durch. Es soll dem kriselnden Verband wieder Glaubwürdigkeit verschaffen.

Für Sebastian Coe ist es der bislang größte Erfolg seiner Funktionärs-Karriere. Der Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF hat am Samstag auf dem Sonderkongress in Monaco ein umfangreiches Reformpaket durchgebracht. Ein Jahr nach Aufdeckung der Korruptionsaffäre seines Vorgängers Lamine Diack hat Coe eine Satzung konzipiert, die seine eigene Macht beschränkt und mehr Transparenz schaffen soll. "Er ist offensichtlich gewillt, den Kampf gegen Korruption und Doping zur zentralen Aufgabe seiner Präsidentschaft zu machen", sagte Clemens Prokop, Präsident des deutschen Verbandes.

95 Prozent der 197 Delegierten stimmten der Reform zu, ein unerwartet klares Ergebnis. Befördert wurde es auch dadurch, dass unerwartet nicht geheim abgestimmt wurde. Offenbar gab es hinter den Kulissen Bemühungen, die Reform mit afrikanischen Gegenstimmen zu Fall zu bringen - bei der offenen Abstimmung fehlte wohl der Mut zum Nein. Man sei halt in eine "Ära der Transparenz" übergegangen", sagte Coe. Der Senegalese Diack, gegen den die französische Justiz ermittelt, soll unter anderem für die Vertuschung von Doping-Proben bis zu 700 000 Euro pro Fall kassiert haben. "Niemals wird eine einzelne Person mehr so eine unkontrollierte Macht haben", sagte Coe, der von einem "historischen Tag" sprach. Von dem Betrug will er - lange Jahre Vizepräsident unter Diack - nichts gewusst haben. "Wir waren nicht involviert", betonte er.

Ein neues unabhängiges "Integrity Unit Board" soll von April 2017 an nun den Kampf gegen Doping führen, das Budget wird auf 7,5 Millionen Euro verdoppelt - eine Lehre aus dem Skandal um systematischen Betrug in Russland. Für Prokop ist die Reform-Satzung der IAAF beispielhaft für andere Verbände, bis hin zum Internationalen Olympischen Komitee mit Thomas Bach an der Spitze. Das IOC könne sich inspirieren lassen, meinte der Jurist "insbesondere, was die Macht des Präsidenten betrifft." Bach hat Coe bislang nicht ins IOC geholt, anders als zuvor Diack. Das werde in der IAAF als "Provokation" empfunden, sagte Prokop. "Strukturell ist es das ein Unding, dass der Weltpräsident der Leichtathleten nicht automatisch im IOC ist."

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