Leichtathletik-EM:Dreispringer Max Heß holt erstes EM-Gold für Deutschland nach 45 Jahren

Athletics European Championships 2016

Überraschte alle in Amsterdam: Dreispringer Max Heß

(Foto: dpa)

Dem 19-Jährigen genügt dafür bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Amsterdam nur ein gültiger Sprung. Es ist nicht der einzige Podestplatz für die Deutschen.

Vier Tage vor seinem 20. Geburtstag hat Dreispinger Max Heß bei der Leichtathletik-EM in Amsterdam mit der Siegweite von 17,20 Metern die gesamte Konkurrenz und auch sich selbst überrascht. "Damit liebäugelt man, aber als Europameister aus dem Stadion zu gehen, ist schon etwas unwahrscheinlich", sagte der Chemnitzer. Mit seinem einzigen gültigen Versuch hatte der Jüngste im deutschen Männerteam am Ende vier Zentimeter Vorsprung auf den Polen Karol Hoffmann. "Es war eng. Ich hätte nicht mehr nachlegen können, weil mein Fuß nicht mitmachte", sagte Heß, der im Winter Hallen-Vizeweltmeister wurde, erleichtert. Bis dato einziger deutscher Dreisprung-Europameister war der DDR-Athlet Jörg Drehmel, der 1971 in Helsinki den Titel gewann.

Auch die weiteren beiden Medaillengewinne durch Linda Stahl und Lisa Ryzih - jeweils Silber - hatten etwas Besonders. Mit zehn Podestplätzen hat der Deutsche Leichtathletik-Verband die EM-Medaillenbilanz mit zehn Edelplaketten von 2014 schon übertroffen. Vor zwei Jahren in Zürich waren es acht Medaillen.

Speerwerferin Stahl gewinnt Silber im letzten Versuch

Speerwerferin Linda Stahl holte sich mit dem letzten Versuch über 65,25 Meter noch Silber. "Alles oder nichts - und es gab irgendwie alles", sagte die 30-jährige Leverkusenerin. Zerknirscht war nach dem großen Wurf ihrer Klubkollegin Katharina Molitor. Die Weltmeisterin lag mit 63,20 Metern bis dahin auf dem Bronze-Rang und wurde am Ende mit 30 Zentimetern Rückstand auf Sara Kolak (Kroatien) Vierte. "Der vierte Platz an sich ist natürlich ärgerlich", sagte Molitor, die jetzt sogar um den Start bei den Olympischen Spielen bangen muss. Denn die Olympia-Zweite Christina Obergföll könnte sie noch aus dem Rio-Team verdrängen. Die Offenburgerin war als Vierte der deutschen Meisterschaften nicht für die EM nominiert worden, wird aber am Sonntag in ihrer Heimatstadt bei einem Meeting noch versuchen, Molitor auszustechen. Christin Hussong aus Zweibrücken hatte als deutsche Meisterin das Rio-Ticket schon vor der EM in der Tasche.

Athletics European Championships 2016

Speerwerferin Linda Stahl.

(Foto: dpa)

Stabhochspringerin Ryzih überrascht mit dem zweiten Rang

Einen unerwarteten Höhenflug erlebte Stabhochspringerin Lisa Ryzih. Die 27 Jahre alte Athletin vom ABC Ludwigshafen übersprang 4,70 Meter - nur Europameisterin Ekaterini Stefanidi aus Griechenland kam mit 4,81 Metern höher. "Ich genieße absolut den Moment und freue mich so, dass es eine Medaille geworden ist", sagte die im russischen Omsk geborene Ryzih. Die deutsche Meisterin Martina Strutz (Schwerin) wurde mit 4,45 Metern nur Zehnte.

Nur um 14 Zentimeter verpasste Diskuswerfer Christoph Harting EM-Bronze und damit seine erste internationale Medaille. Der jüngere Bruder von Olympiasieger Robert Harting musste sich mit 65,13 Metern und Platz vier begnügen. Der Pole Piotr Malachowski holte sich mit 67,06 Metern seinen zweiten EM-Titel nach 2010. Robert Harting verzichtete auf eine Titelverteidigung.

Siebenkampf-Königin von Europa ist die Niederländerin Anouk Vetter. Mit 6626 Punkten siegte sie vor heimischer Kulisse vor Titelverteidigerin Antoinette Nana Djimou (Frankreich/6458 Punkte). Die Leverkusenerin Anna Maiwald wurde bei ihrem EM-Debüt mit 6020 Punkten Zehnte. Deutschlands beste Siebenkämpferin Carolin Schäfer (Friedrichstein) war nicht am Start und sparte ihre Kräfte für die Olympischen Spiele.

Kugelstoßer Storl peilt den Titel-Hattrick an

Der EM-Schlusstag könnte noch ein großer Sonntag für den DLV werden. Titelverteidiger David Storl ist bereit für den goldenen Hattrick im Kugelstoßen. In der Qualifikation schaffte der Chemnitzer mit 20,84 Metern mit dem ersten Stoß den Finaleinzug. "Nach der holprigen Saison war das nicht unbedingt zu erwarten, dass es gleich so klappt. Es muss einfach wieder Spaß machen", sagte der Doppel-Weltmeister.

Auch in den vier Staffeln hoffen die deutschen Sprinter noch auf einen Endspurt mit Medaillen. Die beiden 4 x400-Meter Quartette zogen locker in die Finals ein. Die vier Frauen erreichten in 3:28,03 Minuten die viertbeste Zeit. Flott unterwegs waren auch die Männer, die in 3:03,97 Minuten schon mal Saisonbestzeit liefen. Außerdem wollen - angeführt von der EM-Dritten Gina Lückenkemper und dem bisher enttäuschenden Julian Reus - die Kurzsprint-Staffeln ganz vorne landen. Für den Endlauf qualifizierten sich beide DLV-Quartetts ohne Probleme.

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