Leichtathletik:Ein Ständchen zum Geburtstag

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So schnell wie noch keine deutsche Läuferin über 3000 Meter in der Halle: Konstanze Klosterhalfen. (Foto: Bernd Thissen/dpa)

Konstanze Klosterhalfen verbessert bei den deutschen Hallenmeisterschaften die 30 Jahre alte deutsche 3000-Meter-Marke.

Von Joachim Mölter, Dortmund/München

Fast jeder hat schon "Happy Birthday" zum Geburtstag gehört, nur wenige haben es von tausenden von Menschen gesungen bekommen. Konstanze Klosterhalfen kann jetzt von sich behaupten, zu diesem kleinen Kreis zu gehören. 4000 Menschen sangen ihr am Sonntag ein Ständchen zum 21. Geburtstag, so viele waren in der Dortmunder Halle zusammengekommen. Allerdings nicht, um Party mit der jungen Frau zu machen, sondern, um die deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathleten zu sehen.

Dabei hatte Konstanze Klosterhalfen im 3000-Meter-Finale nicht nur ihre bisherige Bestzeit in der Halle um 16 Sekunden verbessert, sondern auch gleich den deutschen Rekord um fast sechs. Nach 8:36,01 Minuten war sie im Ziel, die Ost-Berlinerin Kathrin Ullrich hatte vor 30 Jahren 8:41,79 gebraucht; da war Klosterhalfen noch nicht geboren. "Es ist schon ein bisschen komisch, wenn ich höre, wie alt der Rekord war", sagte sie. Abgesehen davon war es jedoch "der schönste Geburtstag, den ich mir machen konnte", fand sie: "Es ist ein ganz tolles Gefühl, ihn mit dem zu verbringen, was ich gerne mache."

"Rennmaschine" nennt sie der Sport-Informations-Dienst, die Deutsche Presse-Agentur beschreibt sie als "Leichtgewicht aus Leverkusen", weil sie bei 1,74 Meter Körpergröße weniger als 50 Kilo wiegt. Eine Leichtigkeit, die in den Genen und der Familie liege, wie sie immer wieder versichern muss, weil sie halt gar so dünn aussieht. Andererseits schleppt sie wenig Gewicht mit sich, wenn sie ihre Rekordrunden dreht. Im vergangenen Jahr hat Klosterhalfen bereits die deutsche 3000-Meter-Marke im Freien an sich gerissen (8:29,89). In die Leichtathletik-Geschichte ging sie zudem ein als jüngste Läuferin eines seltenen Triples: die 800 Meter in weniger als zwei Minuten zu rennen (1:59,65), die 1500 Meter in weniger als vier (3:58,92) und die 5000 Meter in weniger als 15 (14:51,38).

"Das eine sind nationale Rekorde, das andere ist internationale Erfahrung", sagt Idriss Gonschinska, der Leitende Direktor Sport des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). In der Frauen-Klasse rennt Konstanze Klosterhalfen den Erfolgen auf internationaler Ebene ja noch ein bisschen hinterher. Bei Olympia 2016 in Rio und der WM 2017 in London verpasste sie jeweils den Endlauf über 1500 Meter. "Da habe ich mir vielleicht zu viel Druck gemacht. Ich muss lockerer werden", sagt sie.

Nun will sie bei der Hallen-WM in Birmingham (1. bis 4. März) weitere Erfahrung sammeln, ob über 1500 oder über 3000 Meter, weiß sie noch nicht; das wird erst kurzfristig entschieden. Bei der Hallen-EM im vorigen Jahr zog sie die 1500 Meter vor und holte Silber. Dass sich die Ausdauerspezialistin bei ihren vielen Läufen über verschiedene Distanzen verzetteln oder gar übernehmen könnte, glaubt Gonschinska nicht. "Ich habe ein hohes Vertrauen in ihr Trainerteam", sagt er: "Außerdem ist es schwierig zu sagen, ,Lauf mal langsamer', wenn jemand ein hohes Leistungsvermögen hat."

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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