Leichtathletik:"Das war sehr schnell"

Leichtathletik: Genzebe Dibaba, nachdem sie beim Diamond-League-Meeting im Juli 2015 über 1500 Meter neuen Weltrekord gelaufen war. Jetzt wird ihr Trainer wegen Dopingverdachts verhört.

Genzebe Dibaba, nachdem sie beim Diamond-League-Meeting im Juli 2015 über 1500 Meter neuen Weltrekord gelaufen war. Jetzt wird ihr Trainer wegen Dopingverdachts verhört.

(Foto: Claude Paris/AP)

Ein Weltrekord, bei dem Fragen aufkommen: Die Äthiopierin Genzebe Dibaba bleibt in Monaco über die 1500 Meter 39 Hundertstelsekunden unter der 22 Jahre alten Bestzeit der Chinesin Qu Yunxia.

Genzebe Dibaba wirkte ein bisschen verloren auf der Bahn des Stade Louis II, als die zierliche Läuferin aus Äthiopiens Hochland dem Publikum schüchtern mit einem Blumenstrauß zuwinkte. Während sich die Stimme des Stadionsprechers überschlug, musste Dibaba das Rennen ihres Lebens kommentieren. "Ich bin sehr glücklich", sagte die 24-Jährige verlegen. "Das war sehr schnell."

Mit ihrem Weltrekord über die 1500 Meter von 3:50,07 Minuten beim Diamond-League-Meeting in Monaco ist Dibaba 39 Hundertstelsekunden unter der fast 22 Jahre alten Bestzeit der Chinesin Qu Yunxia geblieben. Deren Weltrekord vom 11. September 1993 galt bei Experten als auf lange Sicht uneinnehmbare Bastion. Entsprechend groß war der Jubel in Monte Carlo, als Dibaba am Freitagabend im Ziel die Arme hochriss. Zudem stellte die zweitplatzierte Sifan Hassan in 3:56,05 Minuten einen niederländischen Rekord auf, hinter ihr rannte Shannon Rowbury (USA) in 3:56,29 zum Nordamerika-Rekord. Drei weitere Läuferinnen blieben unter der Vier-Minuten-Marke.

"Ich wusste von Anfang an, dass ich den Weltrekord brechen kann", sagte Dibaba nach dem Wettkampf. "Und ich bin in der Lage, mich noch zu verbessern. Vielleicht unter 3:50." Neun Tage vor Monaco rannte sie in Barcelona bereits Afrika-Rekord - die 3:54,11 waren aber noch weit weg vom Weltrekord. Doch nun steigerte sie sich in Monaco um gut vier Sekunden und trat damit auch aus dem Schatten ihrer älteren Schwestern Ejegayehu und Tirunesh, beide Olympia-Medaillen-Gewinnerinnen.

Einen Beigeschmack hat die neue Bestzeit dennoch: Die Chinesin Qu Yunxia wurde in den neunziger Jahren vom berüchtigten Ma Junren trainiert, der einst das "Geheimnis" seiner schnellen Truppe verraten hatte: Schildkrötenblut. Doping stritt er stets ab. Dabei gehörten sechs seiner Schützlinge zu den insgesamt 27 Athleten, die von den Chinesen kurz vor den Olympischen Spielen 2000 in Sydney aus dem Verkehr gezogen wurden.

In der vergangenen 15 Jahren kam über 1500 Meter außer der Äthiopierin nur eine Läuferin näher als fünf Sekunden an Qus Rekord heran: Die Türkin Süreyya Ayhan (2003/3:55,33) ist mittlerweile wegen Dopings lebenslang gesperrt. Die Leistung Dibabas, die außer zwei Hallen-WM-Titeln bei großen Meisterschaften noch wenig vorzuweisen hat und ihre Freiluft-Bestmarke 2015 um siebeneinhalb Sekunden steigerte, warf demnach Fragen auf.

"Über den alten Weltrekord der Chinesin weiß ich nichts. Ich lebe meine eigene Geschichte, kümmere mich nicht um andere und darum, unter welchen Bedingungen sie gelaufen sind", sagte Dibaba in Monaco. "Ich kann nur sagen, dass ich sehr hart arbeite und Gott für diesen Sieg danke. Ich denke, ich kann mich noch weiter steigern. Ich träume davon, auch die Rekorde über 800 und 5000 Meter zu brechen."

Seit Freitagabend ist Dibaba Gold-Favoritin bei der Leichtathletik-WM Ende August in Peking. Dort will sie die 1500 und die 5000 Meter laufen.

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