Leichtathletik:Das große Finale als Herkules-Aufgabe

Sprintstar Bolt siegt beim Diamond-League-Meeting in Monaco

Bekannte Pose: Usain Bolt, der vielleicht beste Sprinter aller Zeiten, befindet sich auf Abschiedstournee - und scheint in guter Form zu sein.

(Foto: Claude Paris/dpa)

Usain Bolts Laufbahn geht bei der WM in London zu Ende. Sein Karriere-Finale könnte ein schwieriges werden.

Von Katharina Brumbauer

Das Stade Louis II in Monaco, Freitagabend: Die Bestplatzierten des 100-Meter-Laufs beim Diamond-League-Meeting werden geehrt. Für den Sieger war das gerade bestrittene Rennen nur eine Vorbereitung auf die Leichtathletik-WM Anfang August in London, wo er seine Karriere beenden wird. Für die Zuschauer dreht er noch eine Ehrenrunde: in der Hand die goldene Sieger-Trophäe in Form einer Herkules-Figur.

Ein Halbgott, passend zum vielleicht besten Sprinter der Historie. Dafür steht Usain Bolt. Acht Olympiasiege, Elf Weltmeistertitel, Weltrekorde über 100 und 200 Meter. Der Sieg in Monaco stellt für ihn nicht viel mehr als eine Randnotiz dar. Bolt bestritt zwar sein letztes Diamond-League-Rennen, doch als große Bühne für sein Karriere-Finale hat er die 100 Meter und die Sprintstaffel bei den Weltmeisterschaften in London auserkoren. Noch zweimal in einem Finale mit kleinen Mätzchen die Gegner vor dem Start narren, noch zweimal den Showman geben, sich noch zweimal aus den Startblöcken katapultieren, noch zweimal gegen die besten der Welt sprinten: dann tritt er ab. "Die Stimmung in den Stadien werde ich vermissen", sagte Bolt am Freitagabend: "Ich bin glücklich über meine Karriere, aber traurig, dass sie endet." Vorher gewann er nochmal - in 9,95 Sekunden - und überquerte dabei mit denkbar knappem Vorsprung vor dem Amerikaner Isiah Young und dem Südafrikaner Akani Simbine über die Ziellinie. Richtig starke (und jüngere) Gegner wie der Jahresweltbeste aus den USA, Christian Coleman,21, oder auch der kanadische Olympia-Zweite von Rio, Andre de Grasse,22, waren im Fürstentum nur in den Staffelrennen mit von der Partie. Angeblich auch, weil für Bolt - glaubt man den Aussagen von de Grasses Coach Stuart McMillan in kanadischen Medien - diese allzu starken Gegner im direkten Duell über die 100 Meter nicht erwünscht waren.

Logischerweise war dem 30-jährigen Bolt nach einem Rennen mit schwachem Start und einem Sprint, der technisch keine Augenweide war, nicht unbändige Freude anzusehen. "Unter zehn Sekunden ist immer gut. Ich bin auf dem Weg in die richtige Richtung, es bleibt aber noch eine Menge Arbeit", sagte Bolt in Hinblick auf die am 4. August beginnende Leichtathletik-WM in London.

Dass Bolt nach diesen Wettkämpfen aufhören wird, ist auch eine Konsequenz gesundheitlicher Probleme. Sein Körper ließ den Athleten, je weiter die Zeit fortschritt, immer stärker spüren, welche Strapazen so eine außergewöhnliche Karriere mit sich bringen. Zuletzt klagte er über Rückenprobleme, die auch sein Münchner Vertrauensarzt, Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, nicht gänzlich lindern konnte.

Dementsprechend ist die Ära vorbei, in der Bolt Zeiten wie seinen Fabelweltrekord von 9,58 Sekunden bei den Weltmeisterschaften in Berlin 2009 laufen konnte. Zu früherer Leichtigkeit fehlt noch etwas, doch der Trend ging mit Siegen beim Heimrennen In Kingston/ Jamaika (10,03 Sekunden) und Ostrau/ Tschechien (10,06) nach oben. So ganz langsam also kommt der "behäbige Traktor" (Sport-Informations-Dienst) Bolt ins Rollen. Und auch die jungen Wilden wie Coleman und de Grasse wissen: Einen Usain Bolt, den Herkules der Leichtathletik, darf man nie abschreiben.

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