Leichtathletik:Auffällige Werte

Der Leichtathletik-Weltverband ermittelt gegen 28 mutmaßliche Dopingsünder. Die Sportler waren bei Nachtests aufgeflogen, die Dopingfahnder von den Weltmeisterschaften 2005 und 2007 untersucht hatten.

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat wegen auffälliger Werte bei Doping-Nachtests der Weltmeisterschaften 2005 in Helsinki und 2007 in Osaka Ermittlungen gegen 28 Athleten eingeleitet und diese vorläufig suspendiert. Das teilte der Weltverband am Dienstag mit. Namen und Nationalitäten der betroffenen Sportler nannte die IAAF nicht. Es sei aber kein Sportler dabei, der bei den Weltmeisterschaften in Peking (22. bis 30. August) an den Start gehe.

Die Mehrzahl der betroffenen Athleten habe ihre Karriere laut IAAF beendet. Einige seien bereits bestraft worden, wenige noch aktiv. Den 28 Athleten wurden in 32 nachträglich analysierten Urintests auffällige Werte im Dopinglabor in Lausanne nachgewiesen. Schon im März 2013 hatten Dopingfahnder bei Nachtests sechs positive Proben der WM 2005 entdeckt. Darunter befanden sich in Hammerwerferin Olga Kusenkowa (Russland), Kugelstoßerin Nadeschda Ostaptschuk und Hammerwerfer Iwan Tichon (beide Weißrussland) drei Goldmedaillengewinner. Dazu kamen die WM-Zweiten Wadim Dewjatowski (Weißrussland/Hammer) und Tatjana Kotowa (Russland/Weit) sowie der Kugel-Sechste Andrej Michnewitsch (Weißrussland).

Journalisten der ARD und der britischen Sunday Times hatten zuletzt erneut Dopingverdächtigungen gegen Russland sowie gegen Kenia erhoben. Im Rahmen der Recherche wurde eine Datenbank der IAAF mit 12 000 Blutwerten von den australischen Doping-Experten Michael Ashenden und Robin Parisotto ausgewertet. Sie kamen zu dem Schluss, dass jede dritte Medaille bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen in Ausdauerdisziplinen zwischen 2001 und 2012 von Athleten gewonnen wurde, die im Laufe ihrer Karriere möglicherweise mit Doping zu tun hatten. Die IAAF zweifelt die Aussagekraft der Analysen heftig an. Der Weltverband betonte am Dienstag zudem, dass die Nachtests der Weltmeisterschaften 2005 und 2007 schon im April, also vor Ausstrahlung der Dokumentation durchgeführt worden seien. Ashenden kritisierte am Mittwoch wiederum die Reaktion der IAAF. Er führte Beispiele an, die nahelegten, dass der Verband manche Athleten trotz auffälliger Blutwerte monatelang nicht getestet hatte. "Verfolgt die IAAF ihr Anti-Doping-Mandat mit der gleichen Hingabe, mit der Athleten sich um Erfolg bemühen?", fragte Ashenden. "Nach allem, was ich in der Datenbank gesehen habe, glaube ich: nein."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: