Laureus-Award:Bewegende Momente

Franz Beckenbauer und Martin Braxenthaler durften den Sport-Oscar entgegennehmen. Die Tennis-Prominenz glänzte durch Abwesenheit.

"Kaiser" Franz Beckenbauer erfüllte geduldig alle Fotografen-Wünsche, Martin Braxenthaler war stolz wie Oscar: Die beiden deutschen Preisträger genossen die Auszeichnung mit dem Sport-Oscar Laureus in Barcelona, während die ebenfalls siegreichen Tennisstars Roger Federer, Amelie Mauresmo und Serena Williams bei der Gala durch Abwesenheit glänzten.

"Ich habe schon viele Preise bekommen, aber dieser ist etwas ganz Besonderes", sagte Beckenbauer, der aus den Händen seiner früheren Kontrahenten Sir Bobby Charlton und Johan Cruyff den Laureus für sein Lebenswerk erhielt. "Normalerweise ist man 100 Jahre alt oder schon gestorben, wenn man so eine Auszeichnung bekommt. Ich fühle mich aber noch ganz gut", meinte der 60 Jahre alte Beckenbauer.

Auf dem Podium hatte er zuvor bereits nicht nur zur Erheiterung von Spaniens König Juan Carlos und Monacos Fürst Albert verraten, dass er eigentlich sogar schneller gealtert sei als üblich. Dass er im WM-Finale 1966 in England 120 Minuten hinter Bobby Charlton herlaufen musste, "hat mich fünf Jahre meines Lebens gekostet", scherzte Beckenbauer, der erst acht Jahre später gegen seinen zweiten Laudator Cruyff den Titel gewann.

Dass er in seiner einzigartigen Karriere als erster Fußballer 1990 auch als Trainer Weltmeister wurde und vor allem 2006 in Deutschland eine perfekte WM ausgerichtet hatte, prädestinierte ihn "wie kaum einen anderen" (Akademie-Mitglied Boris Becker) für die Ehrung.

Die WM steht dann auch in Beckenbauers persönlicher Rangliste ganz oben. "Der wichtigste Moment in meinem Fußball-Leben war der 6. Juli 2000, als Sepp Blatter den Umschlag öffnete und sagte: The winner is Deutschland", erklärte der "Kaiser", der "insgesamt neun Jahre" für das Sommermärchen gearbeitet hatte.

"Wir haben viele Komplimente bekommen. Das Image unseres Landes ist jetzt ein anderes als vor der WM", meinte Beckenbauer: "Der Sport hat die Kraft, die Welt besser zu machen. So viele erfolgreiche Superstars wie in der Laureus-Familie können etwas bewegen. Ich bin stolz, ein Mitglied zu sein."

Die Akademie, der inzwischen fast 50 frühere Sportgrößen angehören, darunter auch die Gründungsmitglieder Boris Becker und Katarina Witt, setzt sich für zahlreiche Hilfsprojekte in der ganzen Welt ein.

Schade war es allerdings, dass neben Serena Williams (Comeback des Jahres) und der vor einigen Wochen am Blinddarm operierten Amelie Mauresmo (Durchbruch des Jahres) auch der als erster Athlet überhaupt zum dritten Mal ausgezeichnete Roger Federer sich nur per Videobotschaft innerhalb der live in viele Länder übertragenen Zeremonie für ihre Preise bedankten.

Monoskifahrer Martin Braxenthaler, dreifacher Paralympics-Sieger von Turin 2006, genoss aber auch ohne die Tennis-Troika den Abend in Barcelona, für den seine Freundin Kerstin extra Urlaub genommen hatte. "Ich freue mich riesig, dass ich die Auszeichnung bekommen habe und bin richtig stolz darauf", sagte der 35 Jahre alte Traunsteiner, der seine Chancen auf den Laureus für den Weltbehindertensportler zuvor "bei sechs Nominierten, die alle Riesen-Leistungen erreicht haben, bei rechnerisch unter 20 Prozent" angesiedelt hatte.

Sichtlich bewegt hatte der Weltcupsieger aus der Hand von Olympiasieger Franz Klammer und Supermodel Valeria Mazza die Trophäe entgegengenommen und sich nur kurz in zwei Sätzen bei allen bedankt, "die das möglich gemacht haben". Nach der Verleihung hatte er dann seine Worte wiedergefunden: "Momentan ist diese Auszeichnung die Krönung meiner Laufbahn."

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