Laura Dahlmeier:Moneten für die nächste Bergtour

19 02 2017 Biathlonarena Hochfilzen AUT IBU Weltmeisterschaften Biathlon Hochfilzen 2017 Masse; Dahlmeier

Laura Dahlmeier: Beeindruckt von sich selbst

(Foto: imago/Eibner Europa)
  • Bei 21 Starts lief Laura Dahlmeier 17 Mal aufs Podest - sie krönt ihre Saison mit dem vorzeitigen Sieg des Gesamt-Weltcups.
  • Schon nach vier Jahren hat sie sich in der Weltspitze eingenistet.
  • Die Erfolge lohnen sich für die Biathletin auch finanziell.

Von Joachim Mölter

So viele Schießstände im Schnee gibt es nicht auf dieser Welt, mithin auch nicht so viele Orte, an denen man Biathlon-Weltcups ausrichten kann. Man kommt also immer an den gleichen Plätzen vorbei, und doch schaffen es einige Athleten, engere emotionale Beziehungen zu der ein oder anderen Sportstätte aufzubauen. Die Partenkirchnerin Laura Dahlmeier zum Beispiel verknüpft sicher schöne Erinnerungen mit Nove Mesto: In der tschechischen Stadt hatte sie 2011 bei den Junioren-Weltmeisterschaften ihren ersten internationalen Auftritt, dort kam sie 2013 zu ihrem ersten WM-Einsatz im Frauen-Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) und weitere zwei Jahre später zu ihrem ersten Weltcup-Sieg.

Auch mit Kontiolahti verbindet Dahlmeier viel: In der finnischen Gemeinde gewann sie 2015 ihre erste WM-Medaille (Silber in der Verfolgung) und wenige Tage später ihren ersten Titel (in der Frauen-Staffel). Und dort sicherte sie sich am Samstag auch ihren ersten Gewinn des Gesamtweltcups.

"Ich habe viel investiert und sehr, sehr viel trainiert. Ich habe immer an das große Ziel gedacht - und das war, irgendwann den Gesamtweltcup zu gewinnen. Da geht ein Kindheitstraum in Erfüllung", sagte Dahlmeier, die erst neulich fünf WM-Titel aus Hochfilzen in Österreich mitgenommen hat, eine ebenfalls traumhafte Ausbeute. Aber der Gewinn des Gesamtweltcups bedeutet ihr mindestens genauso viel. "Das macht den komplexesten Sportler aus, über eine ganze Saison konstant ganz vorne zu sein", erklärte Dahlmeier am Samstag und fügte hinzu: "Dass ich das jetzt mit 23 Jahren geschafft habe, ist echt beeindruckend."

Fest in der Weltspitze eingenistet

Das findet auch Magdalena Neuner, die als bislang letzte deutsche Biathletin die große Kristallkugel in Empfang nehmen durfte, 2012, bei ihrem Karriereende. "Was sie in diesem Jahr geleistet hat, ist unglaublich. Der Gesamtweltcup ist die Krönung einer herausragenden Saison", schwärmte die 30-Jährige, inzwischen Mutter zweier Kinder.

Wie fest sich Laura Dahlmeier nur vier Jahre nach ihrem Weltcup-Debüt in der Weltspitze eingenistet hat, ist tatsächlich verblüffend. Wie zu Beginn ihrer Karriere trifft sie weiterhin mehr als 90 Prozent ihrer Schüsse ins Ziel, liegend wie stehend, eine Spitzenquote. Inzwischen liefert sie aber auch immer häufiger die beste Laufzeit in der Loipe ab. Sicher schießen und schnell laufen, das ist eine Kombination, die schwer zu überbieten ist und erklärt, warum sie bei 17 ihrer 21 Starts in diesem Winter unter den ersten Drei landete.

Auch Dahlmeiers Heimtrainer erreicht eine faszinierende Quote

Während sie sich am Samstag nach der Verfolgung ihren zehnten Saisonerfolg sicherte, war ihr freilich noch nicht bewusst, dass sie damit schon als Gesamtsiegerin feststand. Das erfuhr sie erst im Fernsehinterview. "Ist das jetzt wirklich fix?", fragte sie vorsichtshalber nach: "Das macht mich jetzt echt sprachlos." Als sie wieder zu Worten kam, gab sie zu, sich nicht mit dem Zwischenstand beschäftigt zu haben, was sogar verständlich ist angesichts des Weltcup-Modus': 1137 Punkte hat Dahlmeier aktuell, die Vorjahressiegerin Gabriela Koukalova aus Tschechien liegt bei 970; falls die nächstgelegene Verfolgerin die drei noch ausstehenden Rennen beim Saisonfinale am kommenden Wochenende gewänne, könnte sie theoretisch 180 Punkte sammeln und ihre deutsche Rivalin überholen, jedoch nur, falls diese gar nicht mehr in die Punkteränge käme. Aber wenn man berücksichtigt, dass in der Schlussrechnung die zwei schlechtesten Saisonresultate gestrichen werden, ist Dahlmeier schon jetzt nicht mehr zu fassen.

Das ist auch ein Verdienst ihres Heimtrainers Bernhard Kröll, der nun drei der insgesamt fünf deutschen Gesamtweltcup-Gewinnerinnen betreut hat. Vor Dahlmeier und Neuer hatte der 40-Jährige bereits Martina Glagow in seiner Talentschmiede geformt und aus dem Werdenfelser Land hervorgebracht. Eine Leistung im Hintergrund, die nicht minder beachtlich ist.

Erste Verbindung mit Olympia ist geknüpft

Für Laura Dahlmeier haben sich die Erfolge auch in finanzieller Hinsicht gelohnt: Allein für die einzelnen Weltcup-Ergebnisse bekommt sie rund 200 000 Euro Preisgeld ausgeschüttet, dazu kommen jetzt noch mal 28 000 für den Gesamtsieg sowie die ein oder andere Prämie von Sponsoren, die vermutlich auch nicht gering ausfallen wird. Jedenfalls lassen sich mit dem Geld hübsche Bergtouren finanzieren, die liebste Freizeitbeschäftigung der 23-Jährigen. Zuletzt hatte sie davon gesprochen, mal in Südamerika auf Gipfel in den Anden klettern zu wollen.

Sie braucht diese Ablenkung, um den Kopf wieder freizubekommen für den nächsten Winter. Da stehen dann die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang auf dem Programm. Die erste Verbindung zu diesem Ort hat sie bereits geknüpft, neulich beim Weltcup. Auch das könnte noch eine schöne Beziehung werden: Die beiden Rennen bei der Olympia-Generalprobe hat sie jedenfalls schon mal gewonnen.

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