Laufschuhe:Auf gedämpften Sohlen

Emil Zatopek lief seine Bestzeiten noch mit einfachen Lederschuhen. Heutige Sportler profitieren dagegen von modernster Technik.

Christian Selbherr

Als Grete Waitz 1978 an den Start des New York Marathons ging, sagten noch viele: "Eigentlich sind 42,195 Kilometer doch viel zu lang für eine Frau." Doch die Norwegerin ließ sich nicht beeindrucken und gewann die Damenkonkurrenz. Im nächsten Jahr kam sie wieder, siegte erneut, und blieb mit einer Zeit von 2:27,33 als erste Frau unter zweieinhalb Stunden. Ihre insgesamt neun Siege in New York sind auch von Männern noch immer unerreicht.

Marathon Füße

Jeder Fuß ist anders. Das sollte man bei der Wahl des Laufschuhs bedenken.

(Foto: Foto: Reuters)

Wer heutzutage seine Runden im Park dreht, erkennt schnell, dass Frauen auch unter Hobbyläufern schon lange keine Exotinnen mehr sind. Entsprechend haben die Hersteller von Sportausrüstungsartikeln darauf reagiert, besonders bei den Schuhen. Waitz lief mit einem Paar Adidas TRX, die ihr am besten passten. Eine umfangreiche Damenkollektion gab es damals noch nicht. Inzwischen produzieren alle Hersteller ihre Laufschuhe als Herren- und Damenvarianten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand - besser gesagt, auf dem Fuß: Bei Frauen ist der Spann zierlicher, und der Fuß muss meist viel weniger Gewicht abfedern.

Auf Zehen, Fersen und Knöchel drückt nämlich beim Laufen das Zweieinhalbfache des Körpergewichts. Als sich in den siebziger Jahren die Probleme unter Joggern häuften, begannen die Hersteller, Schuhe mit geeigneter Dämpfung zu entwickeln. Der TRX von Waitz war so einer, gerade im Vergleich etwa zu dem reinen Lederschuh, mit dem der Tscheche Emil Zatopek 1952 seine drei olympischen Goldmedaillen gewonnen hatte. Zatopeks Füße trennten nur ein paar flache, genagelte Sohlen vom Asphalt. Im TRX dagegen war erstmals eine dämpfende Zwischensohle aus Schaumstoff unter das Profil geklebt.

Heute wirkt diese allerdings wie ein Prototyp aus fernen Tagen, denn inzwischen ist aus der Frage der richtigen Dämpfung fast schon eine eigene Wissenschaft geworden. Jede Firma hat immer wieder Neues entwickelt: etwa Nike mit seinen Luftpolstern oder die Gel-Komponenten bei Asics. Die neuesten Modelle von Adidas, wie der Adistar Fusion von 2006, kombinieren einige bewährte Elemente der vergangenen Jahre. Die Brücke in der Sohlenmitte stützt zum Beispiel das Fußgewölbe. Vor- und Rückfuß können sich praktisch unabhängig voneinander bewegen. Eine zusätzliche Zwischensohle und ein bewegliches Fersensystem schützen vor Stößen von vorne, von der Seite und von hinten. Trotzdem soll der Fuß weiterhin möglichst natürlich abrollen können, um Fehlbelastungen und Verletzungen zu vermeiden.

Da jeder Fuß anders ist, gibt es auch nach wie vor nicht den einen Laufschuh, der jedem Läufer passt. Profis und Orthopäden raten zudem, vor dem Kauf mehrere Paar Schuhe auf einem Laufband zu testen. Manche Läden bieten Video- und Computeranalysen an. Einige nehmen Schuhe, die ihre Käufer nicht zufriedenstellen, sogar noch nach zwei Wochen zurück.

Abhilfe wollen einige Hightech-Produkte schaffen: Schuhe, in denen Chips und Magnete die Dämpfung individuell auf das Körpergewicht und die Fußführung des Läufers abstimmen. Auch ohne solche Technologien haben gute Laufschuhe ihren Preis. Für 60 oder 70 Euro mag man zwar ein altes Modell aus dem Vorjahr bekommen, für die Laufschuhe, die schon über die neueste Technik verfügen, muss man dagegen circa 140 Euro bezahlen. Zum Vergleich: den TRX aus den siebziger Jahren bekam man noch für weniger als 100 Mark.

Eines dagegen scheint in all den Jahren beinahe gleich geblieben zu sein: das menschliche Leistungsvermögen. Egal in welchen Schuhen, mit ihrer New-York-Bestzeit von 2:25,42 Stunden aus dem Jahr 1980 könnte Grete Waitz immer noch weit vorne mithalten. Die Siegerin des Marathons 2006, Jelena Prokopcuka aus Lettland, war nämlich nur ganze 37 Sekunden schneller.

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