Länderspielreise der Nationalelf:Flieger voll kriegen - aber wie?

Joachim Löw

Spielt er am Ende selbst? Bundestrainer Joachim Löw.

(Foto: dpa)

Bundestrainer Joachim Löw hat ein Problem: Er muss die Amerika-Tour des DFB im Mai ohne Bayern- und wohl auch ohne BVB-Profis planen, weil alle im Verein gefragt sein werden. Außerdem fehlen Özil, Khedira und Klose - sowie einige Nachwuchsspieler. Der Engpass lässt Raum für kuriose Überlegungen.

Von Christof Kneer

Wenn die Nationalmannschaft am 22. Mai nach Amerika aufbricht, dürfte Michael Ballack halbwegs fit sein. Er wird ja ein bisschen trainieren im Mai, er will ja mithalten können bei seinem Abschiedsspiel am 5. Juni. Man könnte sich also gut vorstellen, wie er wieder im deutschen Mittelfeld herumdirigiert und ein paar dienstbare Geister um ihn herumflitzen. Lars Bender zum Beispiel wird dabei sein bei der Amerika-Tour (22. Mai bis 3. Juni) der Nationalelf. Bender kann auch alleine so viel laufen wie ein ganzes Zwillingspaar, warum sollte er nicht noch die paar hundert Meter für Ballack mitlaufen?

Fürs Protokoll: Ballack wird nicht zur Reisegesellschaft zählen, ebenso wenig wie Torsten Frings, Kevin Kuranyi oder Wolfgang Overath. Aber ansonsten können nicht mehr viele deutsche Fußballer sicher sein, dass nicht plötzlich ein DFB-Mitarbeiter hinter einer Hecke hervorgesprungen kommt und sie ins Flugzeug zerrt. Joachim Löw muss dieses Flugzeug vollbekommen, das ist das Problem.

Er kann keine Bayern mitnehmen, weil die höchst wahrscheinlich am 25. Mai das Champions-League-Finale spielen und am 1. Juni mit dem VfB Stuttgart im Pokalfinale verabredet sind. Er kann keine Dortmunder mitnehmen, weil die den Bayern wahrscheinlich im Champions-League-Finale begegnen. Er kann den Lazio-Profi Miroslav Klose nicht mitnehmen, weil der am 26. Mai ein Pokalfinale im Kalender stehen hat. Er kann die Real-Profis Mesut Özil und Sami Khedira nicht mitnehmen, weil die am 1. Juni noch Liga-Pflichten zu erfüllen haben.

Und dass im Juni noch die U21-EM stattfindet, macht die Sache so kompliziert, dass die Quadratur des Kreises ein Freundschaftsspiel dagegen wäre. "Es bleibt dabei, dass Trainer Rainer Adrion alle Spieler zur EM mitnehmen darf, die er will", sagte Löws Assistent Hansi Flick - womit weitere A-Elf-Kandidaten wie Lewis Holtby, Patrick Herrmann oder Sebastian Jung aus den Planungen ausscheiden.

Komplizierte Besetzung

Für Löw und Flick war das eine gemischte Woche, sie haben es sehr genossen, wie Münchner und Dortmunder die Spanier zerzausten. Allerdings: Selber spielen wollten Löw und Flick gegen Ecuador (29.5.) und die USA (2.6.) eigentlich nicht.

Bis zum 16. Mai haben Löw und Flick Zeit, eine Bordbesatzung zu konzipieren, aber im Stillen jonglieren sie längst mit Namen. Mindestens 17 Feldspieler plus drei Torhüter sollen mit ins Flugzeug, ein Dutzend Passagiere dürften fix gebucht sein: die Torhüter Adler, Zieler und ter Stegen, die Leverkusener Bender und Schürrle, die Schalker Höwedes, Draxler und Neustädter, die Hamburger Jansen und Westermann, die Londoner Podolski und Mertesacker.

Womöglich stößt der ein oder andere alte Bekannte dazu wie Dennis Aogo, aber die meisten Ex-Nationalspieler dürften ihre Vorsilbe behalten - auch Stefan Kießling wird nicht zurückkehren, zumal seine letzten Äußerungen im Trainerstab wie eine Vorababsage angekommen sind.

Im Zweifel für den Jüngeren: Nach diesem Grundsatz will Löw sein Aufgebot bestellen, wobei auch zwei vergleichsweise uralte 25-Jährige mit ihren Debüts rechnen können: der Leverkusener Flügelspieler Sidney Sam, den Löw seit Langem wohlwollend verfolgt und Freiburgs Angreifer Max Kruse, dessen Spiel den DFB-Trainern so gut gefällt, dass er zum vollwertigen Kadermitglied werden könnte.

Das reicht aber immer noch nicht für eine seriöse Reisegruppe, weshalb Löw wohl noch ein paar von jenen U21-Spielern eine Bordkarte aufdrängt, die Adrion nicht mit zur EM nimmt. Der Freiburger Matthias Ginter, 19, interessiert Löw, aber Adrion wird es sich kaum leisten, auf ihn zu verzichten.

Sonst noch Möglichkeiten? Klar, Löw könnte ein paar Dortmunder nachreisen lassen nach dem Champions-League-Finale, ausgeschlossen ist auch diese Option nicht. Aber sie ist auch nicht viel wahrscheinlicher als ein Comeback von Michael Ballack.

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