DFB-Länderspiel gegen England:Werner bezahlt sein Debüt mit Verletzung

Deutschland - England

Timo Werner ist jetzt Nationalspieler - gegen England gelang ihm aber nicht allzu viel.

(Foto: dpa)
  • Timo Werner gibt beim 1:0 gegen England sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft.
  • Doch dem Leipziger ist die Nervosität anzumerken - dann verletzt er sich.
  • Seine Spielweise aus der Bundesliga passt noch nicht ganz zu jener der DFB-Elf.

Von Markus Schäflein

Er wisse nicht, "ob jetzt der perfekte Zeitpunkt ist", hatte Timo Werner gesagt, "aber ich muss damit umgehen, egal, was passiert." Diese Aussage des 21 Jahre alten Mittelstürmers wurde vornehmlich dem Umstand zugeordnet, dass er sein Länderspieldebüt in Dortmund zu geben hatte, wo die Anfeindungen gegen seinen Klub RB Leipzig unlängst eskaliert waren. Man musste allerdings anmerken, dass Dortmund immer noch besser für Werner war als das 27 Kilometer entfernte Gelsenkirchen - bei den Schalkern ist er seit seiner Schwalbe beim Leipziger 2:1-Sieg gegen Schalke am 12. Spieltag dieser Bundesliga-Saison sehr ungern gesehen.

Dass es kein perfekter Zeitpunkt für ein Debüt war, hatte dann auch nichts mit dem Austragungsort zu tun. Sondern einerseits damit, dass Lukas Podolski seinen Abschied zelebrierte - nicht im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, schadet vielleicht nicht als Debütant, aber selbstredend waren die Mitspieler vornehmlich bemüht, den scheidenden Podolski in Szene zu setzen. Was ja auch den gewünschten Erfolg brachte, das Abschieds-Traumtor. Das "Tschö, Poldi" war natürlich ganz klar lauter als das "Herzlich Willkommen, Timo".

Vor allem aber war es kein perfekter Zeitpunkt, weil die in ungewohnter Formation spielende, junge deutsche Mannschaft lange Zeit kaum ins Spiel fand und sich vor allem in der ersten Hälfte oft in die Defensive gedrängt sah. Vornehmlich konnte Werner seine Schnelligkeit und Aggressivität zeigen, wenn er alleine auf Englands Torhüter Joe Hart zustürmte, um ihn bei Ballbesitz des Gegners zu stören. In der 77. Minute ging er humpelnd vom Platz, er wurde gegen Thomas Müller ausgewechselt - am Tag nach dem Spiel folgte eine bittere Diagnose: Muskelfaserriss im linken Oberschenkel. Das teilte der DFB mit. Damit fällt Werner auch für das WM-Qualifikationsspiel am Sonntag (18.00 Uhr/Liveticker SZ.de) in Baku gegen Aserbaidschan aus.

Aber auch so wird Bundestrainer Joachim Löw nicht lange darauf schauen, wie auffällig oder unauffällig Werner an diesem Abend war. Er hat dem Angreifer "Potenzial zur Weltklasse" zugesprochen und ist sich in dieser Hinsicht einig mit Leipzigs Übungsleiter Ralph Hasenhüttl, der Werner im Sturm für "die beste Aktie im deutschen Fußball" hält: "Timo hat Qualitäten, die außergewöhnlich sind. Er sieht, wo etwas abfällt, und nutzt die Räume. Er ist schnell, geht in die Tiefe und ist extrem abschlussstark. Ihn zu holen, ist spannend und ganz sicher kein Fehler."

Werners Nationalmannschafts-Debüt passte irgendwie zu seiner jüngsten Karriere. "Im vergangenen Sommer bin ich noch mit Stuttgart abgestiegen", hat er der Sport-Bild zu seiner Nominierung gesagt: "Da hatte ich niemals damit gerechnet. Vielleicht lag es beim VfB auch am Misserfolg des Teams, dass der Einzelne nicht so gut aussah. In Leipzig bin ich mit der Mannschaft immer besser geworden und habe gezeigt, dass ich es kann." Es wird nicht sein letztes Länderspiel gewesen sein - und wenn die Mannschaft demnächst besser aussieht, dürfte auch Timo Werner besser aussehen. So er denn bald wieder fit wird.

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