Kuriose Stadionnamen:Kicken im Schlaraffenland

Trainingsauftakt Hamburger SV

Heißt nun wieder wie früher: das Hamburger Volksparkstadion.

(Foto: dpa)

Endlich wieder Volksparkstadion: Der Hamburger SV ist seinen sperrigen Stadionnamen los. Andere Sportvereine hat es schlimmer erwischt: Von Trolli-Arena bis Brainwash Stadion.

Von Tim Brack

Alles wird anders sein am 22. August. Klar, der Hamburger SV ist immer noch Erstligist, aber wenn der Klub sein erstes Heimspiel der neuen Saison bestreitet, sind die Fans endlich wieder glücklich. Sie pilgern dann nicht mehr in die "Imtech-Arena", sondern wieder ins Volksparkstadion - nach 14 Jahren hat die Arena ihren ursprünglichen Namen wieder.

"AOL-Arena", "HSH-Nordbank-Arena" und eben "Imtech-Arena" hieß die Heimstätte in der Zwischenzeit - sperrige Konstruktionen also, die nicht nur Gästefans zum Spotten brachten. Manchmal fiel sogar einer der großen Buchstaben ab, die über dem Stadion prangten, was die Lästereien noch verstärkte. Der Verein konnte immense Einnahmen verzeichnen, rund 63 Millionen Euro für alle drei Namensverkäufe. Die Hamburger haben diese Verkaufsidee nicht erfunden - und es kann einen Sportfan sogar noch schlimmer treffen, wie diese kuriosen Fälle zeigen:

  • Von der Spielzeugkiste zum Schlaraffenland

Die Spielstätte von Greuther Fürth könnte als wahres Kinderparadies durchgehen. Aus dem "Playmobil-Stadion" wurde 2010 nach 13 Jahren die "Trolli-Arena". Der eine Werbepartner ist ein Spielzeughersteller, der andere für die Produktion von gummiartigen Leckereien bekannt. Die Zielgruppe: irgendwo im Grundschulalter. Ob die Franken sich einen Ruf als Talentschmiede erarbeiten wollten oder einfach mehr junge Zuschauer ins Stadion strömen sollten, ist nicht überliefert. Den Spott der Auswärtsfans hatten sie natürlich sicher. 2014 endete das Engagement des Süßigkeitenherstellers, der kindliche Name war passé. Das Stadion heißt jetzt wieder Sportpark Ronhof wie zuletzt 1997. Jeder wird irgendwann erwachsen.

  • Sorgenfrei mit Slogan

Der österreichische Bundesligist SV Ried hatte bei seiner Sponsorenwahl mehr Glück. Denn die Versicherungsgruppe gab dem Stadion des SV Ried nicht ihren eigenen Namen (Oberösterreichische Versichung), sondern brachte lieber den Werbeslogan des Unternehmens über dem Eingang an. Seither heißt die Heimspielstätte der Rieder "Keine Sorgen Arena". Welches bessere Omen könnte es für eine erfolgreiche Zukunft geben?

Der Slogan entfaltete schnell seine positive Wirkung. Nach dem erfolgreichen Aufstieg 2005 folgten ein zweiter Platz in der Meisterschaft 2007 und ein Pokalsieg 2011. Um den Abstieg mussten sich die Rieder, die regelmäßig mit einem der kleinsten Etats in die Saison starten, seither keine Sorgen mehr machen. Das Modell findet in Österreich mittlerweile Nachahmer in anderen Sportarten. Seit 2014 spielen die Linzer Eishockeyspieler in der "Keine Sorgen EisArena".

  • Schläfrig beim Basketball

Das amerikanische Basketball-Team Sacramento Kings tritt seit Oktober 2012 in der "Sleep Train Arena" an, was sich ins Deutsche mit "Nachtzug Arena" übersetzen lässt. Der Spender für den gemütlich anmutenden Namen ist ein Matratzenhersteller. Passend scheint die Benennung für den sehr schnellen und auf Spektakel getrimmten Sport allerdings nicht. Ob sich das NBA-Team aus Sacramento bei seinen müden Leistungen der abgelaufenen Saison vom Sponsor hat inspirieren lassen? Die Playoffs in der Western Conference wurden verpasst, nur zwei Mannschaften waren schlechter. Im Herbst 2016 bekommt die Mannschaft einen Weckruf in Form einer neuen Arena. Die Namensrechte sind schon vergeben. "Golden1Center" - klingt verheißungsvoll.

  • Kerzenleuchter in San Francisco

Der Name hört sich romantisch an: An der Küste von San Francisco steht der "Candlestick Park". Das bedeutet so viel wie Kerzenhalter, rührt aber tatsächlich daher, dass früher alte Schiffe an jener Küste verbrannt wurden. Für vier Jahre wurde aus dem Kerzenleuchter sogar der "Monster Park" - eine biestige Wandlung.

Die Nostalgie um die Spielstätte nährten nicht nur die Baseballmannschaft Giants und das Football-Team 49ers. Die "Beatles" spielten 1966 hier ihr letztes großes Stadionkonzert. Bald müssen sich die Fans von ihrem Stadion verabschieden, es wird abgerissen. Die letzten Pfeiler des Baus sollen im Jahr 2015 fallen. Dann weicht "The Stick" einem Einkaufszentrum und Wohnanlagen. Der Name wird endgültig vergehen.

Glück im Unglück

Den Fans des 1. FC Nürnberg läuft vermutlich jetzt noch kalter Schweiß den Rücken herunter, wenn sie an die Zeiten denken, in denen ihre Sportstätte "easyCredit-Stadion" hieß. Die Franken sind mit dem ungeliebten Namen aber einem noch größeren Übel entgangen. 2010 erhielt der Baukonzern Hochtief den Zuschlag als Betreibergesellschaft - und damit die Namensrechte. Den Nürnberg-Anhängern graute es vor der Häme der gegnerischen Fans. Eine Fahrstuhlmannschaft wie der FCN spielt in der Hochtief-Arena? Dieser Witz erzählt sich von selbst.

2012 lief der Vertrag mit dem Kreditunternehmen aus, die Spielstätte hieß ein halbes Jahr schlicht "Nürnberg Stadion", bis sich ein neuer Sponsor fand. Ob "Grundig Stadion" geschmackvoller klingt als "easyCredit", muss jeder selbst beurteilen.

  • Diskussionen um "Glücksgas"

Für Diskussionen sorgte die Umbenennung des Rudolf-Harbig-Stadions in Dresden. Das bayerische Energieunternehmen "Glücksgas" erwarb 2010 die Rechte an der Heimspielstätte von Dynamo Dresden, fortan liefen die Spieler im "Glücksgas-Stadion" auf - angesichts der Verbrechen während des Nationalsozialismus eine umstrittene Namensgebung. Der Verein sah sich dadurch in seinem Kampf gegen das rechtsextreme Image des Vereins geschwächt, die Fans protestierten: Die Neubenennung biete Zulauf für die rechte Szene.

Und auch die Verantwortlichen der Stadt, bei denen die Namensrechte lagen, fanden den Namen "unglücklich gewählt". Einigkeit auf allen Seiten? Der Millionen-Investor setzte sich durch. Die Proteste des Fußballvereins brachten keinen Erfolg, Dynamo war selbst nur Mieter des Stadions und hatte keine Rechte an dem Namen. Von 2010 bis 2014 hieß die Spielstätte also "Glücksgas-Stadion". Im Sommer endete der Vertrag mit dem Energieunternehmen vorzeitig. Die Fußballer spielen jetzt im "Stadion Dresden".

  • Schnelle Kredite in Cleveland

Wenn harte Arbeit nicht reicht oder es fix gehen muss, greifen auch US-Bürger gerne auf Kredite zurück. Nicht überraschend, dass dort eine Kreditgesellschaft in den Nationalsport Basketball investiert. Die Arena der Cleveland Cavaliers, dem Basketball-Team von LeBron James, trägt seit 2005 den Namen "Quicken Loans Arena", auf Deutsch etwa: "Schnelle Kredite Arena".

Das Unternehmen hat sich auf Hypothekenkredite spezialisiert, ein Markt, auf dem regelmäßig hohe Summen den Besitzer wechseln. Ein passender Sponsor, denn im amerikanischen Profi-Basketball herrscht ein ebenso reger Geldfluss. Die talentiertesten Spieler verdienen zweistellige Millionenbeträge als Salär - LeBron James bringt es auf geschätzte 32,8 Millionen Euro. Bei einem 14-köpfigen Kader mit entsprechenden Gehältern schadet ein guter Draht zu einem schnellen Kreditgeber daher nicht.

  • Gehirnwäsche für die Gegner

Der niederländische Fußballklub Den Bosch hat eine spezielle Taktik, um seine Spiele zu gewinnen. Das lässt der Name der Heimspielstätte, "Brainwash Stadion", also Gehirnwäsche Stadion, vermuten. Dabei ist der Sponsor eine Friseurkette und hat nichts mit Psychotricks zu tun. Die jahrelange Zweitklassigkeit des Vereins besiegelt jeden Verdacht auf einen hypnotischen Spielstil.

  • Kulinarisches im Fußball

Für den deutschen Fußballfan gehört die Stadionwurst zu einem guten Fußballspiel wie der Jubelsalto zu Miroslav Klose. In den Vereinigten Staaten, wo "Soccer" immer beliebter wird, vermischte ein Verein den europäischen Sport mit einem anderen Gericht - und das, obwohl mit den Hot Dogs ein Äquivalent zur deutschen Stadionwurst zur Hand war: In der Arena des FC Dallas wurde ab 2005 Pizza beworben und verkauft.

Die Restaurantkette "Pizza Hut" hatte sich die Namensrechte gesichert und eine Reklametafel im Stadion angebracht. 2012 endete die aus deutscher Sicht kuriose kulinarische Vermischung. Ob Jürgen Klinsmann damit zu tun hatte? Nur ein halbes Jahr zuvor hatte der ehemalige Bundestrainer die Nationalmannschaft seiner Wahlheimat übernommen.

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