Kühne beim Hamburger SV:Kühne macht Schluss, der HSV widerspricht

Klaus-Michael Kühne

Investor Klaus-Michael Kühne will vorerst kein weiteres Geld in den Hamburger SV pumpen.

(Foto: Axel Heimken/dpa)
  • Milliardär Klaus-Michael Kühne kündigt an, vorerst kein weiteres Geld in den Hamburger SV zu inverstieren.
  • HSV-Vorstand Heribert Bruchhagen sieht aber "keine Anhaltspunkte dafür, dass die Beziehung zwischen Klaus-Michael Kühne und dem HSV erschüttert ist".
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Von Jörg Marwedel, Hamburg

Am Dienstag hat sich Klaus-Michael Kühne mal wieder gemeldet zu seinem Engagement beim Hamburger SV. Dem Handelsblatt erklärte der Logistik-Unternehmer: "Für mich ist jetzt erst einmal Schluss." Er werde vorerst nichts mehr investieren in den sportlich wie wirtschaftlich arg gebeutelten Traditionsklub. Nach eigener Aussage hat der Milliardär etwa 60 Millionen Euro in den Verein gesteckt. Die Hälfte davon habe er ausgegeben für die 17 Prozent an der HSV Fußball AG, die ihm inzwischen gehören. Diese Summe bedeute "unverhältnismäßig viel Geld, aber in der Branche werden ja mittlerweile ganz andere Beträge bezahlt", sagte der 80 Jahre alte Geschäftsmann. Die Ablösesummen und den gesamten Transfermarkt bezeichnete er als "beängstigend".

Wer aber das Ende der Kühne-Ära heraufziehen sieht, ist laut HSV-Vorstand Heribert Bruchhagen schlecht informiert. Bruchhagen relativierte Kühnes Ausführungen prompt: Der HSV sei Kühne nach dessen eigener Aussage weiter eine Herzensangelegenheit. Die Interview-Bekundungen würden sich nicht decken mit dem, "was wir direkt mit ihm kommunizieren. Da beweist er immer, dass er emotional mit großem Herzblut mit uns verbunden ist", meinte Bruchhagen. Es gebe "keine Anhaltspunkte dafür, dass die Beziehung zwischen Klaus-Michael Kühne und dem HSV erschüttert ist - das Gegenteil ist richtig". Zudem könne es ja sein, dass der Verein ihn gar nicht bitten werde, weiteres Geld zur Verfügung zu stellen: "Es muss ja immer unser Ziel sein, autark zu sein."

Sein Engagement, sagt Kühne, sei "das Gegenteil einer Erfolgsstory"

Kühne nahm auch Stellung zu jenem Gespräch mit dem Spiegel im August, in dem er einige Profis des HSV als "Luschen" bezeichnet hatte. "Der Verein hat wahnsinnig schwierige Zeiten hinter sich. Es gab etliche Wechsel. Auch Spielerverkäufe entpuppten sich als Flops", sagte er nun, seine Kritik erneuernd. Da sei es "doch klar, dass man da mal unruhig wird, wenn man so viel Geld investiert wie ich". Sein Engagement sei "das Gegenteil einer Erfolgsstory und deshalb sehr traurig".

Anfeindungen stören Kühne angeblich nicht. "Ich habe da auch ein dickes Fell entwickelt - und hätte vielleicht auch das eine oder andere Mal den Mund halten sollen. Aber ich bin ein sehr offener Mensch, der seine ehrliche Meinung sagt." Die Äußerungen des Milliardärs hatten zuletzt sogar die Deutsche Fußball Liga beschäftigt. Sie wollte seinen Einfluss auf das operative Geschäft des Hamburger SV überprüfen.

Die internen Befindlichkeiten haben sich offenbar auch auf den Ruf des HSV in der Markenlandschaft des deutschen Fußballs ausgewirkt. Die TU Braunschweig, die jährlich eine Studie über das Image der 36 Profiklubs erstellt, hat gerade die neueste veröffentlicht. Dabei geht es um die Aspekte Sympathie, Attraktivität und Bekanntheit. Und kein Klub ist in den vergangenen zwölf Monaten so abgesackt wie der HSV - vom achten auf den 28. Rang, bundesweit noch hinter eher wenig beachtete Vereine wie Darmstadt 98 oder FC Ingolstadt. Der Imageschaden hat neben der anhaltenden fußballerischen Schieflage gewiss auch mit dem Bild zu tun, das die Führungsetage lange Zeit abgab. Der Gegner im Ligaspiel an diesem Mittwoch (20.30 Uhr) ist übrigens Borussia Dortmund, das nicht nur die Bundesligatabelle anführt, sondern auch bei der Studie den Spitzenplatz einnimmt. Und noch etwas wird dem HSV nicht gefallen: Lokalrivale FC St. Pauli liegt auf Rang vier.

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