Fußball:Vernunft muss her - auch beim FC Bayern

FC Bayern Muenchen Christmas Market

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Fußball-WM mit 48 Teams? Klub-WM mit 32 Teams? Bayern-Boss Rummenigge prangert den Kommerz im Fußball an - ausgerechnet er.

Kommentar von Claudio Catuogno

Sensationsmeldung gerade von der Fifa: Zum ersten Mal überhaupt in einem Fifa-Wettbewerb hat ein Videoschiedsrichter einen Elfmeter verhängt, in Osaka, im Halbfinale der Klub-WM zwischen Kashima Antlers und Atlético Nacional Medellin (3:0). Prima, könnte man jetzt sagen, dass die Fifa da mit der Zeit geht. Man könnte aber auch mit Franz Beckenbauer fragen: Ja is' denn scho' wieder Klub-WM?

In der Tat, es ist scho' wieder Klub-WM, und das muss man der Fifa natürlich vorwerfen: dass sie dieses Spitzen-Event nicht besser promotet! Aber keine Sorge, Fifa-Chef Infantino hat längst Pläne, diese, nun ja, "WM" ab 2019 zu einem globalen Ereignis für 32 Klubteams aufzublähen. Unumstritten ist das zwar nicht. Der wendige DFB-Präsident Grindel wäre wohl erst mal strikt dagegen. Aber bald darauf bestimmt doch dafür. Und dann bliebe ja nur noch die Frage: 32 Mannschaften? Ist das nicht total démodé? Dürfen es nicht gleich 48 sein?

Die WM für 48 (National-)Teams ab 2026 ist ja quasi schon durch, der Beschluss im Januar nur noch Formsache. Grindel war erst dagegen, ist jetzt aber irgendwie dafür. Nur Karl-Heinz Rummenigge leistet noch Widerstand. Kein Scherz: Es geht ihm da zu viel ums Geld!

Wie sollen die teuren Fußballerkörper nur immer mehr Spiele schaffen?

"Politik und Kommerz dürfen im Fußball nicht zur exklusiven Priorität werden", sagte der FC-Bayern-Boss gerade im Namen der Klub-Vereinigung ECA. "Im Sinne der Fans" fordert er, "das Teilnehmerfeld nicht weiter zu vergrößern." Rummenigge macht sich Sorgen: Wie sollen die teuren Fußballerkörper nur immer mehr Spiele schaffen? "Die Profis müssen inzwischen Tag und Nacht behandelt werden, damit sie überhaupt noch regenerieren können."

Das ist in der Tat ein Problem. Immer noch mehr Spiele, das schafft selbst der höchstgezüchtete Bayernkörper nicht. Da muss am Ende des Tages dringend Vernunft her! Deshalb ein Vorschlag: Wenn die Bayern demnächst wieder den Beckenbauer-Cup, den Audi Cup, das Spiel gegen die Paulaner Traumelf oder ihre Zirkusspielchen in Fernost absolvieren: Einfach nicht drüber reden! Dann wird der Fan schon nicht merken, dass es längst keine exklusivere Priorität mehr gibt im Fußball als den Kommerz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: