Kommentar:Zu wenige Hunde jagen den FC Bayern

Bayern München - Werder Bremen

Grinst schon wieder: Thomas Müller.

(Foto: dpa)

Wer soll die fünfte Meisterschaft des FC Bayern in Serie verhindern? Der BVB, Leverkusen und Gladbach müssen sich erst in der Champions League sortieren. Den Traditionsklubs fehlt es an Substanz.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Die billigste Nummer wäre es jetzt, ein 6:0 gegen einen willfährigen Gegner als Einstieg in eine Abrechnung mit der Arbeit von Pep Guardiola zu nutzen. Der war zwar für die Mia-san-mia-Gemeinde weit anstrengender als sein Nachfolger, der nette Signore Ancelotti, es je sein wird. Die Fairness aber gebietet es, dass eine solche Trainer-Rechnung, so sie überhaupt Sinn ergibt, frühestens ab Weihnachten in der Knockout-Phase der Champions League begonnen wird.

Ein 6:0 gegen eine angstvoll zum Opfergang angetretene Reisegruppe aus Bremen bietet keine Substanz für den fairen Vergleich. Zumal das Resultat ja zweifelsfrei noch auf der Detailarbeit des Vorgängers fußt. Auch die Münchner Weiter-weiter-immer-weiter-Gesellschaft sei daran erinnert, dass die drei deutschen Pep-Meisterschaften mit insgesamt 39 Punkten Vorsprung erwirtschaftet worden sind. Der Prozess wurde dem Katalanen dann in der Champions League gemacht - nach dem dreimaligen Scheitern in den Halbfinals.

Bis es also international ernst wird, dürfte man Signore Carletto wohl meist so gemütlich-genießend wie am Freitag in seinem Wartehäuschen sitzen sehen. Wegweisend könnte jetzt schon der erste Auswärtstrip sein, der nach der Länderspielpause zum FC Schalke führt. Beim letzten Ausflug ins Ruhrgebiet, dem herausgekonterten 2:0 im Supercup in Dortmund, zeigten die Bayern ja durchaus ein paar Wackler. Schalke ist jedoch nicht der BVB, das hat sogleich deren 0:1 in Frankfurt bestätigt. Haben die Bayern also schon am ersten Spieltag den Titelkampf gekillt? Die Sehnsucht nach Gänsehaut-Dramaturgie? Jetzt, da wieder mal ein Start-Ziel-Sieg droht.

Klubs wie Dortmund, Gladbach sowie die im Samstag-Topspiel knapp unterlegenen Leverkusener haben, ebenso wie zum Beispiel die Wolfsburger, durchaus viel Qualität in ihren Kadern. Doch sie müssen diese - im krassen Kontrast zum FC Bayern - erst noch sortieren; und dies ausgerechnet in der kräftezehrenden Vorrunde in der Champions League im Herbst.

Das Letzte, was man deshalb den Münchnern zum Vorwurf machen kann, ist ihre Kaderplanung. Diese begnügte sich ohne Aktionismus mit zwei Zugängen (Hummels, Sanches) sowie einem neuen Trainer. Die Bayern sehen sich so präpariert für internationale Vergleiche mit dem Fußball aus Barcelona und Madrid sowie der Finanzkraft aus London und Manchester.

Dass sie sich in der Bundesliga selber stürzen sollen, der besseren Dramaturgie wegen, wäre dann doch etwas zu viel verlangt. Dafür sind - theoretisch - andere zuständig. Allerdings hat der Auftakt bestätigt, woran es der Liga seit Jahren krankt: an Substanz und Schlagkraft der Traditionsklubs. Bremen schickt eine Phantom-Elf, Schalke verliert, der Hamburger SV lässt daheim ein Remis zu, Hannover und Stuttgart spielen jetzt in Liga zwei. Es sind viel zu wenig Hunde, die mal Beute wollen.

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