Kommentar zu Neuvilles Handspiel:Polsters Fluch

Das schamlose Treiben des Oliver Neuville bietet Gelegenheit, auf einen anderen Fall heimtücksichen Handspiels hinzuweisen, der zwar mehr als sechs Jahre zurückliegt, dessen Folgen für Täter und Opfer aber bis in die Gegenwart reichen.

Von Philipp Selldorf

Es handelt sich um einen Vorfall Ende April 1998, als an einem trüben Abend im Gelsenkirchner Parkstadion Schalke 04 gegen den 1.FC Köln ein Nachholspiel des 27. Spieltags austrug.

Der Schalker Mittelfeldspieler Oliver Held lenkte kurz vor Schluss beim Stand von 0:0 einen Schuss des Kölners René Tretschok über die Latte.

Jedem der 50.000 Zuschauer war ersichtlich, dass er dazu die Hand benutzte. Jedem - außer Schiedsrichter Uwe Kemmling aus Kleinburgwedel, der am Sonntag in Mönchengladbach, so spielt das Leben, erneut über eine Handball-Debatte richten musste.

Ob Herr Kemmling ein Fall für Fielmann ist, soll hier aber nicht zur Debatte stehen. Damals - anders als diesmal - befragte Kemmling den Täter, ob er die Hand zur Hilfe genommen habe.

Held log und verneinte, es gab einen Eckstoß. Wenig später glückte Radoslav Latal der Treffer zu Schalkes 1:0-Sieg. Zwei Wochen darauf endete die Saison: Schalke 04 erreichte den Uefa-Cup, Köln musste erstmals seit der Bundesliga-Zugehörigkeit absteigen.

Die drei Punkte aus dem Schalke-Spiel hätten gereicht, um das zu verhindern.

Oliver Held wurde vom DFB nachträglich wegen "unsportlichen Verhaltens" für zwei Spiele gesperrt. Doch härter traf ihn die Ächtung seiner Berufskollegen, und am härtesten der Fluch des Kölners Toni Polster, der unter Blitz und Donner ausrief: "Oliver Held soll nie mehr Glück in seinem Leben haben."

So kam es dann auch. Nach drei weiteren weitgehend auf der Reservebank verbrachten Jahren bei Schalke wechselte Held zum FC St. Pauli, mit dem er als Tabellenletzter aus der ersten Liga und im folgenden Jahr als 17. auch aus der zweiten Liga abstieg.

Im Sommer 2003 verkrümelte er sich zum TSV Kropp in die Oberliga Schleswig-Holstein, doch selbst in diesem stillen Winkel zwischen Ortschaften wie Bennebek und Owschlag erreichte ihn Polsters Verwünschung: Sein Team stieg sogleich aus der Ober- in die Verbandsliga ab, wo sich Oliver Held nun an Gegnern wie FC Sörup-Sterup und Rot-Weiß Moisling messen muss.

Oliver Neuville bleibt so ein Schicksal wohl erspart. Schließlich steht der Hexenmeister Toni Polster mittlerweile in Diensten von Borussia Mönchengladbach.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: