Kommentar:Verdächtige Hilfe

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Kurz vor der Wahl eines neuen Fifa-Präsidenten verabredet der asiatische Fußballverband einen fragwürdigen Solidarpakt mit dem afrikanischen.

Von Thomas Kistner

Prinz Ali war bester Stimmung bei der Weltfußballer-Ehrung Ballon d'Or. Im Zürcher Nobelhotel Baur au Lac, wo sich diesmal sogar Fifa-Vorstandsherren frei bewegen konnten, führte der Präsidentschaftskandidat vorige Woche lange Gespräche mit Offiziellen. Inklusive manch spitzer Bemerkung gegen seinen Hauptrivalen, der auf die Schweiz-Reise verzichtet hatte: Scheich Salman al-Khalifa aus Bahrein. Der Chef des Asien-Verbandes AFC schwänzte den Treff der weltbesten Kicker und betrieb lieber Lobbyarbeit in Afrika.

Dorthin, nach Kigali/Ruanda, begab sich dann auch der jordanische Prinz - doch was er am Rande des afrikanischen Nations-Cup erlebte, trieb seine Laune derart in den Keller, dass er Salman umgehend bei der Fifa-Wahlkommission für die Präsidentschaftsbewerber anschwärzte: Der Favorit unter den fünf Kandidaten habe einen Deal mit Afrikas Erdteilverband Caf geschlossen, um sich die entscheidenden Voten für die Fifa-Thronwahl am 26. Februar zu sichern.

Für Reformen im Weltverband liegt Hoffnung nur auf dem FBI

Tatsächlich hat Salman als AFC-Chef soeben eine neue, auffallend umfassende Kooperation mit der Caf präsentiert. Vier Jahre lang wollen die Kontinentalverbände einander unterstützen, just über die erste Amtszeit des neuen Präsidenten. Wobei sich jeder selbst ausmalen darf, wer im Innenverhältnis von Asien und Afrika der Geber von Benefizleistungen ist und wer eher der Nehmer. Auch den Zeitpunkt dieser, nun ja, Solidaraktion wertet Ali als "offensichtlichen Versuch, eine Block-Abstimmung zu organisieren". So sieht es aus. Ob es so ist, muss nun das unabhängige Wahlgremium prüfen. Wobei wie stets ein drängender Anschein nicht reicht, es braucht den Nachweis konkreter Regelverstöße - und der ist in den Kameradschaftsgeflechten des Sports vom Fußball bis zur Leichtathletik fast nur zu führen, wenn humorfreie Justizorgane mit harten Ermittlungsinstrumenten eingreifen. Was sich aber sagen lässt, ist, dass die Spitzen des Weltfußballverbands weitermachen wie bisher - zumindest politisch.

Salman gehört Bahrains Herrscherfamilie an, die 2011 eine prodemokratische Protestbewegung im Lande brutal niederknüppeln ließ. Er verkörpert damit nicht direkt das, was sich als neue Galionsfigur für eine transparentere, moderne Fifa bezeichnen ließe. Menschenrechtler sind entsetzt über die Kandidatur des Mannes, der eine mäßig bedeutende Fußballnation repräsentiert; Bahrain dümpelt hinter Oman und Aruba auf Platz 121 der Weltrangliste. Und das sportpolitische Gespür des Scheichs in stürmischen Zeiten wie diesen offenbart ja nun gerade sein jüngster Deal. Besiegelt nur Wochen vor der Wahl, und zwar mit Issa Hayatou. Das ist der selbst einschlägig vorbelastete Caf-Chef, der die Fifa seit Sepp Blatters Sperre führt. All das zeigt die personelle Verfassung des Weltverbands an: Sie ist unverändert.

Im Februar wählt die Fifa ihren neuen Präsidenten, es läuft derzeit auf Salman hinaus. Ihm assistiert dann ein Vorstand mit vielen alten Problemfällen, auch aus Europa: von Spanien über Zypern bis zu Russlands Sportminister Witali Mutko, der nebenbei den heimischen Leichtathletik-Dopingskandal verantwortet. Wie naiv ist es, von solchen Leuten harte Reformen zu erwarten, einen echten Neuanfang? Auf den arbeiten wahre Experten hin. Die von der US-Bundespolizei FBI.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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