Kommentar:Unterwegs nach Frognerseteren

Der Medaillenspiegel

Go Si Br Ge

1. Frankreich 6 4 1 11

2. Norwegen 4 2 3 9

3. Deutschland 1 3 3 7

4. Österreich 0 1 1 2

5. Italien 0 1 0 1

6. Kanada 0 0 1 1

Ukraine 0 0 1 1

Finnland 0 0 1 1

Bei aller Freude über die gute Bilanz wissen die deutschen Biathleten: Diese WM in Oslo war nur eine Station.

Von Volker Kreisl

Zum Abzählen brauchten die Medaillenhaushälter diesmal wieder beide Hände, daran ist der Erfolg schon erkennbar. Sieben sind es geworden, damit hat der Deutsche Skiverband bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Oslo das notwendige Maß mehr als erfüllt. Die Abordnung hat beim Groß-Event mehr als ordentlich mitgehalten, sie kann zufrieden nach Hause fahren.

Die Einschaltquoten waren, obwohl der Winter 2016 schon müde und alt ist und die deutschen Fans ihre schwarzrotgelbe Biathlontracht längst eingemottet haben, mit mehr als vier Millionen Zuschauern und bis zu 30 Prozent Markt- anteil wie immer solide. Diese Erwartungen hat das deutsche Team bestätigt. Dazu zählt auch das gesamte Auftreten in dieser Saison. Die Mannschaft hat im Dezember überragend begonnen, binnen weniger Wettkämpfe waren die Startplätze für die WM im März auf fast alle verteilt, als wären sie nur im Dezember zu haben gewesen. Danach sank die Formkurve zwar, stabilisierte sich wieder, erreichte allerdings nicht mehr das Anfangsniveau. Im Gesamtweltcup, der kommende Woche in Chanty-Mansijsk/Russland zu Ende geht, stellt der DSV dennoch die besten Teams. Die Männer sind mit vier Läufern unter den besten 15 vertreten, die Frauen mit drei. Stärker war keine andere Nation.

Pyeonchang soll Sotschi vergessen machen. Dafür gibt es noch einiges zu lernen

Bei aller Freude über diese Bilanz wissen sie beim DSV allerdings, dass die WM in Oslo nur eine Station ist wie der Holmenkollen-Bahnsteig auf der Strecke der U-Bahn 1 nach Frognerseteren. Der DSV kam von fast ganz unten bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi mit keiner Frauen-Medaille, Staffel-Debakel, Dopingfall - zum Medaillenzählen genügten zwei Finger. Der Weg ist erst halb absolviert, denn gemessen werden die Biathleten an Olympia und ihrer Bilanz in Pyeonchang 2018.

Für das Projekt gibt es auch aus dieser Saison einiges zu lernen. Eines davon ist der Formaufbau. In manchen Momenten auf der Schlussrunde wirkten die Deutschen in Oslo deutlich matter als zu Saisonbeginn. Das Team hinter den Topleuten, zum Beispiel Vanessa Hinz, Miriam Gössner und Benedikt Doll, muss sich weiter am Schießstand stabilisieren, allgemein braucht das Männerteam nach Andreas Birnbachers Abschied neue junge Läufer. Und das gesamte Ensemble war in diesem Winter arg viren- und verletzungsanfällig. Laura Dahlmeier, die die meisten Oslo-Medaillen geholt hat, macht sich Gedanken über zu viele Erkältungen. Wegen denen musste sie ja, wie auch Simon Schempp, früh die Hoffnung auf den Gesamtweltcupsieg begraben. An der Resistenz ihrer Läufer müssen sie weiter arbeiten beim Deutschen Skiverband. Die Medaillen sind gezählt, die Bahn fährt schon weiter.

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