Kommentar:Tore aus dem Freibad

Was haben Carsten Jancker und Romario gemeinsam? Beide schießen Tore bei niederklassigen Vereinen und erhöhen so ihre Quote.

Angeblich hat Carsten Jancker am Wochenende fast ein Tor geschossen. Ein paar Tage zuvor hat er sogar ganz ein Tor geschossen, und wenn Romario nicht aufpasst, wird ihm dieser Jancker irgendwann noch mal gefährlich. Carsten Jancker hat Romarios Trick nämlich durchschaut, er lässt sich jetzt auch so weit nach unten transferieren, bis er automatisch trifft. Er spielt inzwischen für Mattersburg in, ähem, Österreich, ganz nach dem Vorbild des großen Romario, der im letzten Jahr erst 20 Tore für den FC Miami erzielte und dann zwecks weiterer Aufbesserung der Torquote einen Vier-Spiele-Vertrag beim australischen Erstligisten Adelaide FC unterschrieb.

Carsten Jancker

Carsten Jancker (hier noch im Udine-Dress): Tore für Mattersburg.

(Foto: Foto: dpa)

Romario hat nicht mehr viel Zeit, er braucht jedes Tor. Er ist 41 und will endlich die 1000-Tore-Marke erreichen, und immerhin hat er einen recht beruhigenden Vorsprung auf Jancker. Obwohl: Wer Janckers Lebenstorquote hochrechnet, kommt zu dem Ergebnis, dass er nicht sehr viel älter als Johannes Heesters werden müsste, um 1000 Tore zu schaffen. Um ein paar Jahrzehnte zu sparen, könnte Jancker noch ein paar Treffer hinzuzählen, die er als Kind an der heimischen Garage sowie im Freibad gelandet hat. Er könnte diese Treffer dann auf eine Liste schreiben und an die Fifa schicken.

So ähnlich hat Romario das nämlich auch gemacht, und nach eigener, streng objektiver Zählung ist er am Wochenende nach einem Hattrick im Trikot von Vasco da Gama bei Treffer 998 angelangt. So sieht das zum Glück auch die Fifa; die Vertreter dieser menschenfreundlichen Vereinigung haben Romario am Montag vehement gegen die brasilianische Sportzeitschrift Placar in Schutz genommen, die Romario 101 Tore aberkennen will.

So sollen neun Tore aus Romarios Eindhovener Zeit nicht mal im Archiv des holländischen Klubs auftauchen, aber die Holländer sind bestimmt nur neidisch, dass Romario Elfmeter schießen kann. Außerdem stören sich die Bedenkenträger daran, dass Romario 71 Tore aus Jugendzeiten mitgerechnet hat, außerdem 13 Tore aus Prominentenspielen sowie sieben aus Spielen der mit Romario verstärkten Juniorenelf von Vasco da Gama. Man muss der Fifa danken, dass sie Romario ihre Unterstützung bei seinem Goal Projekt zugesichert hat, denn die Vorwürfe sind ja wirklich lächerlich. So soll Romario auch ein Tor mitgezählt haben, das im Zuge eines Schiedsrichterskandals annulliert wurde, aber Skandale gibt es ja gar nicht, das weiß niemand besser als die Fifa.

Romario möchte später Politiker werden, hat er mal gesagt, zum Einstieg böte sich ein Job bei der Fifa an. Als Erstes könnte er sich dann mal um Janckers Liste kümmern.

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