Kommentar:Neues Heim für kleine Özils

Der DFB wirbt für seine neue Akademie auf dem Areal der Galopprennbahn in Frankfurt.

Von Johannes Aumüller

Für Juni sieht der Kalender des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zwei wichtige Termine vor: einen leichten und einen nicht ganz so leichten. Der eine ist am 13. Juni das EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar. Der andere ist ein Bürgerentscheid eine Woche später in Frankfurt am Main, bei dem es um die Frage geht: Kann der Verband auf dem Areal der Galopprennbahn seinen als "Jahrhundertprojekt" gepriesenen Neubau hochziehen?

Die Vorgeschichte: Der DFB will ein neues Zentrum, weil er glaubt, auf diese Weise Kompetenzen bündeln und leichter die künftigen Özils ausbilden zu können. Die Stadt Frankfurt will den DFB unbedingt in ihrem Gebiet halten. Deshalb bot sie ihm das Rennbahn-Gelände an, im Herbst wurde der Deal besiegelt. Doch von der Pferde-Fraktion und aus der Bevölkerung kam mehr Widerstand als erwartet - und im Januar lagen genügend Unterschriften vor, um einen Bürgerentscheid am 21. Juni zu erzwingen.

Nun beginnt die Auseinandersetzung so richtig. Der DFB hat am Mittwoch eine selbst in Auftrag gegebene Umfrage veröffentlicht, wonach 79 Prozent der Frankfurter die Akademie-Idee begrüßen. Die Pferde-Befürworter haben wie einst Gerhard Schröder eine "Kampa" gegründet und kündigen einen "bunten und witzigen Wahlkampf" an.

Rein vom Ergebnis her muss sich der DFB wohl nur bedingt sorgen. Die Hürden für den Bürgerentscheid sind hoch. 25 Prozent der Wahlberechtigten müssten den Antrag bejahen, das wären knapp 120 000 Menschen. So viele Stimmen hat nicht mal Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der letzten Wahl bekommen. Glück hat der DFB, dass der Entscheid schon jetzt stattfindet. Laut Koalitionsvertrag der schwarz-grünen Landesregierung soll in Hessen das Quorum bald auf 15 Prozent sinken.

Aber trotzdem kann der Bürgerentscheid für den DFB unangenehm werden. Unabhängig vom Erreichen des Quorums wird am Ende ein Wahlergebnis stehen, und wenn dabei eine deutliche Mehrheit gegen den Neubau stimmt, tut dies dem Image eines Weltmeister-Verbandes nicht gerade gut. Zum anderen: Dem DFB dürfte im Wahlkampf noch manche Debatte über Sinn und Unsinn seiner neuen Akademie ins Haus stehen. Immerhin hat die Stadt das 15-Hektar-Areal dem Verband zu günstigen Konditionen - 99 Jahre Erbpacht, 6,8 Millionen Euro - überlassen. Und immerhin soll der Neubau 89 Millionen Euro kosten. Da dürften sich viele fragen, ob es all das wirklich braucht, um die Özils von morgen auszubilden.

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