Kommentar:Revanche für die Rutschpartie

Kommentar: Das DFB-Finale wird bereits zum vierten Mal innerhalb von fünf Jahren zwischen dem FC Bayern und dem BVB entschieden.

Das DFB-Finale wird bereits zum vierten Mal innerhalb von fünf Jahren zwischen dem FC Bayern und dem BVB entschieden.

(Foto: dpa; getty)

Bayern gegen Dortmund, das Pokalfinale in Berlin, zum vierten Mal binnen fünf Jahren - vorbei ist jene Zeit, in der der DFB-Pokal noch ein Festival der Amateure von Cottbus oder Union Berlin war.

Von Klaus Hoeltzenbein

Bayern gegen Dortmund, Dortmund gegen Bayern - langsam mündet die Angelegenheit in eine Endlosschleife. Allein der VfL Wolfsburg hatte sich im Vorjahr ja erdreistet, sich erfolgreich einzumischen, womöglich auch nur, weil der FC Bayern damals ausrutschte. Womit sich jenes 2015er-Halbfinale - in dem die Münchner Lahm und Alonso im Elfmeterschießen am hauseigenen Kreidepunkt wie auf der Seife ihren Stand verloren - zu den wenigen Kuriositäten der jüngeren Historie des DFB-Pokals gesellte. Es waren Szenen, die an die großen Slapstick-Nummern des Kinos erinnerten. Doch selbst die Hardcore-Fans des FC Bayern können womöglich schon wieder mit einem Schmunzeln auf jene Niederlage gegen den BVB zurückblicken, zumal jetzt, da feststeht, dass es auf neutralem Geläuf zu einer Revanche für die Rutschpartie kommen wird.

Bayern gegen Dortmund in Berlin - zum dritten Mal binnen fünf Jahren. Nach Siegen steht es 1:1, seit sich diese Klubs gegenseitig hochschaukeln. Spätestens seit die Münchner im 2012er-Finale von euphorisierten Jürgen-Klopp-Jüngern mit 2:5 gedemütigt wurden, ist dieses Pokal-Duell eine sehr ernste Angelegenheit geworden, auf die der BVB-Nationalspieler Mats Hummels mit dem passenden Pathos einzustimmen versucht: "Es ist eine der größten Aufgaben im Weltfußball. Aber wir haben die Mittel, die zu schlagen."

Vorbei jene Zeit, in der der DFB-Pokal noch ein Festival der Amateure war. Gut, in der ersten Runde lässt sich immer mal wieder der Hamburger SV vom FC Carl Zeiss Jena rauskicken, aber dann nähert sich der Spaß mit den Stolpersteinen und Mini-Hürden allmählich schon dem Ende. Fern ist jene Epoche, in der die Bundesligisten schlampten und die Amateure von Hertha BSC (1993), Energie Cottbus (1997) und Union Berlin (2001) zumindest bis ins Finale ließen. Heute ist der Finaleinzug nicht nur eine Frage der Ehre, sondern auch der Rendite - im Vorjahr wurde der 3:1-Triumph der von Kevin De Bruyne inspirierten Wolfsburger gegen Dortmund gar als grandiose Exporthilfe für deutsche Automobile verbucht (ein VW-Triumph, dessen Wirkung bekanntermaßen durch die Diesel-Affäre wieder marginalisiert wurde).

Und nun steht in Berlin, um im Hummels-Duktus zu bleiben, nichts weniger im Programm als: Guardiola oder Tuchel? Gegenwart oder Zukunft? Erkenntnisse werden erwartet, ob sich dem Tuchel-BVB nach Guardiolas baldigem Abschied zu Manchester City die Chance bieten könnte, die Bayern endlich auch in der Liga wieder hart zu fordern - nach demnächst vier Meistertiteln in Serie. Obwohl so mancher zur Abwechslung sicher gerne mal wieder etwas Kurioseres wie Bayer Uerdingen gegen Bayern München (2:1 im Jahre 1985) gesehen hätte, so tut dieses Favoriten-Finale dem deutschen Fußball als Bilanztag für den Guardiola-Zyklus sicher gut. Bleibt nur die Frage, wer mit dem Pokal schläft? 1985, als im DFB-Pokal noch nicht die Fragen von Welt diskutiert wurden, tat es der Uerdinger Siegtorschütze Wolfgang Schäfer. Der wurde tief in der Nacht mit der Trophäe vermisst. Seine letzten Worte waren: "Ich bin total besoffen, aber wer will es mir verübeln?"

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: