Kommentar:Reiner Optimismus

Von Christian Zaschke

Fest steht schon vor Beginn der Bundesliga-Saison 2004/2005, dass der FC Schalke 04 kein Gegentor mehr kassieren wird, da er sich Marcelo Bordon und Mladen Krstajic geleistet hat, die antreten, die beste Innenverteidigung der Welt zu bilden. Der Hamburger SV hingegen wird den steinalten Torrekord des FC Bayern München brechen (1971/72, 101 Tore), da er Emile Mpenza und Benjamin Lauth verpflichtet hat, die antreten, das beste Sturmduo der Welt zu bilden.

Borussia Mönchengladbach wird, angeführt vom neuen Kapitän Christian Ziege, im neuen Stadion an die große Zeit der siebziger Jahre anknüpfen. Der 1.FC Kaiserslautern hat beinahe die komplette Mannschaft ausgetauscht und wird dank der ordnenden Hand Christian Nerlingers und der herrlichen Abstauber-Tore von Carsten Jancker mit dem Abstieg so was von gar nichts zu tun haben. Bayern München hat mal wieder den besten Kader aller Zeiten zusammengestellt und gewinnt alles, was es zu gewinnen gibt.

Bielefeld beißt sich im Mittelfeld fest, Mainz überrascht alle, Stuttgart unter Trainer Sammer: ein Fest. So viel Zuschauer wie nie strömen in all die renovierten und neu gebauten Stadien, und sie werden eine erstaunliche Saison erleben, in der fünf Mannschaften Deutscher Meister werden, zehn Mannschaften sich für europäische Wettbewerbe qualifizieren und keiner absteigt.

So viel Optimismus wie vor dieser Saison herrschte nie. Noch ahnt niemand, dass sich der Neu-Schalker Ailton am dritten Spieltag fürchterlich mit Trainer Heynckes verkracht. Die Wettbüros haben schon wieder Recht: HSV-Trainer Klaus Toppmöller fliegt als erster raus. Wie so oft steigen zwei der drei Aufsteiger einfach wieder ab, sechs bis sieben Mannschaften spielen gegen den Abstieg, darunter einige, von denen das niemand vermutet hätte. Der FC Bayern wird nach frühem Höhenflug ("Das goldene Ballett") unsanft landen ("Gold allein macht nicht glücklich"), und Borussia Dortmund geht pleite und meldet sich vom Spielbetrieb ab.

Was sie wirklich bringt, diese 42.Bundesliga-Saison, wissen natürlich nur der sog. Fußball-Gott und Max Merkel, der seit etwa 600 Jahren voraussagt, wie die Saison verläuft. Im vergangenen Jahr prophezeite er, dass der FC Bayern Deutscher Meister wird. In diesem Jahr prophezeit er, dass der FC Bayern Meister wird, für alle anderen sieht er ziemlich schwarz. Es besteht also wirklich Grund zum Optimismus.

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