Prämien in der Champions League:Paläste fürs Kartell der Superklubs

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Uefa-Präsident Michel Platini. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Drei Jahre nacheinander mussten die Teilnehmer der Champions League ohne Tariferhöhung auskommen. Von der nächsten Saison an sollen sie deutlich mehr Geld erhalten. Das stärkt einmal mehr die Großen.

Kommentar von Philipp Selldorf

Gott sei Dank! Gott sei Dank gibt es in der nächsten Saison mehr Geld für die Teilnehmer der Champions League. So konnte es ja wirklich nicht weitergehen. Drei Jahre nacheinander mussten Bayern München, Real Madrid und die anderen führenden Zirkus-Truppen des Kontinents ohne Tariferhöhung klarkommen. Nun dürfen sie sich über eine wohlverdiente, angemessene Gehaltsanhebung freuen.

Von der nächsten Saison an bezahlt die Uefa den 32 Teilnehmern der Champions-League-Hauptrunde 2,5 Prozent mehr als bisher. Pardon: Nicht 2,5. Sondern 25 Prozent. Statt einer Milliarde Euro fließen aus der Vermarktung des Wettbewerbs 1,25 Milliarden an die wesentlich Beteiligten.

15 statt 10,5 Millionen Euro für den Sieger

In Wahrheit dürfen Europas gewohnheitsmäßige Gewinnerklubs sogar noch eine deutlich größere Steigerung erwarten. Richtig profitabel wird die Eliteliga nämlich in den K.-o.-Runden, vom Achtelfinale bis ins Finale betragen die Prämien- und Beteiligungszuwächse nicht bloß 25 Prozent, sondern . . . ach, das soll ein anderer ausrechnen. Der Champions-League-Sieger verdient allein im Endspiel künftig 15 Millionen Euro Prämie statt lumpiger 10,5, der Verlierer erhält zum Trost 10,5 statt 6,5 Millionen Euro.

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Den BVB würde das Verpassen der Champions League finanziell offenbar nicht so schwer treffen wie befürchtet. Gegen den gröbsten Schaden hat sich der Klub mit einer Versicherungspolice abgesichert.

Von Thomas Hummel und Carsten Eberts

Das sind gute Nachrichten für das Kartell der Superklubs, die auch diesmal den Lorbeer unter sich ausmachen: Bayern, Barcelona, Real - und als Gaststar Juventus Turin, auch kein Dorfverein. Seit 2010 hat Real fünfmal, also immer, das Halbfinale erreicht, Bayern und Barcelona je viermal. Die Champions League ist, wie ein schlauer deutscher Funktionär spottete, das neue Schwäbisch Hall: Auf ihren Steinen werden Paläste errichtet.

Immer dieselben Vereine, siehe oben, nehmen Jahr für Jahr mehr Geld ein als die anderen. Dass die Uefa auch die Europa League finanziell aufwertet, berührt die Macht der Großen nicht, das Volumen der Ausschüttungen im kleinen Europacup beträgt nicht mal ein Drittel dessen, was die Champions League abwirft.

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Das Wunder von Neapel? Bleibt aus. Zwar kann der VfL Wolfsburg beim 2:2 im Rückspiel eine erneute Niederlage vermeiden - am Ende fehlen aber drei Tore. Mario Gomez schießt den AC Florenz ins Halbfinale.

So bleiben die nationalen und internationalen Herrschaftsverhältnisse gewahrt. Quizfrage am Rande: Wann stand zuletzt ein Verein aus Osteuropa im Champions-League-Endspiel? Richtig, noch nie! Im Europacup der Landesmeister erreichten Roter Stern Belgrad 1991 und Steaua Bukarest (1986, 1989) das Finale.

Noch nie konnte der Champion seinen Titel verteidigen

Einerseits ist die Champions League ein maßgebender Faktor des totalen Kapitalismus im Fußball - und auch der langweiligste Wettbewerb der Welt, weil er dem Gros der Teilnehmer quasi systematisch den Gewinnerplatz versagt. Andererseits ist die Champions League der spannendste Wettbewerb überhaupt, weil sich die Giganten der Giganten zu nahezu gleichen Konditionen messen.

Innerhalb des Oligopols der Superklubs herrscht maximale Konkurrenz. Nie seit Einführung der Champions League (1992) konnte ein Klub seinen Titel verteidigen. Auch diesmal wird die ganze Welt gebannt zusehen, niemand sagt: Oh Mann, schon wieder RealBarçaBayern. Die ständige Wiederholung garantiert das Niveau und fasziniert die Menschen, das macht sie so wertvoll.

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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