Kommentar:Geschenk zum Abschied

Basketball-EM mit Nowitzki

Basketballprofi Dirk Nowitzki wird voraussichtlich Mitte August sein Comeback im Nationalteam geben. "Ich mache vielleicht schon die Kroatien-Spiele mit", sagte der Kapitän des NBA-Klubs Dallas Mavericks, als er am Donnerstag bestätigte, an der Europameisterschaft (5. bis 20. September) teilzunehmen. Am 14. und 16. August testet die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) zweimal gegen Kroatien. Am wahrscheinlichsten ist, dass Nowitzki, 36, beim zweiten Spiel in Bremen dabei sein und auf das Duell in Zagreb verzichten wird. Beim Supercup in Hamburg (21. bis 23. August) will Nowitzki auf jeden Fall auflaufen. "Der Supercup ist fast schon ein bisschen zu spät", gab er jedoch zu bedenken, "wir werden das nach vorne verlegen." Sein übliches Einzeltraining mit Mentor Holger Geschwindner wird der gebürtige Würzburger Mitte Juli aufnehmen. Nowitzki, 141-maliger Nationalspieler, hatte wenige Monate nach dem Gewinn des NBA-Titels mit Dallas bei der EM 2011 in Litauen zum bislang letzten Mal für Deutschland gespielt. sid

Der Basketball-Bund bereitet Dirk Nowitzki mit der Heim-EM eine große Bühne zum Karriereende in der National-Auswahl. Von seiner Zusage profitiert indes auch der DBB.

Von Joachim Mölter

Zugegeben: Es hat lange gedauert, ehe die Basketball-Anhänger hierzulande Dirk Nowitzki mal in einem wirklich wichtigen Turnier erleben dürfen, nicht bloß in einem Vorbereitungsspiel auf Titelkämpfe, die dann woanders ausgetragen werden. Aber in diesem Sommer wird es so weit sein, der bald 37 Jahre alte Nowitzki hat seine Zusage gegeben, bei der EM (5. bis 20. September) mitzumachen; in Berlin wird man Deutschlands besten Basketballer in der Vorrunde ans Werk gehen sehen.

Es wurde auch Zeit. Ingo Weiss, der Präsident des Deutschen Basketball Bundes (DBB), hat schon 2006 angekündigt, eine EM nach Deutschland zu holen, um Nowitzki auch mal vor heimischem Publikum eine große Bühne zu bieten. Quasi als Dankeschön für all das, was er für den deutschen Basketball geleistet hat. Der Würzburger war ja in den ersten zehn Jahren seiner Profi-Karriere stets zur Stelle, er hat trotz der strapaziösen Spielzeiten in der amerikanischen Profiliga NBA mit bis zu 100 Partien pro Saison immer noch im Sommer das DBB-Trikot übergezogen. Mit WM-Bronze 2002, EM-Silber 2005 und Olympia-Teilnahme 2008 hat er auch für die größten DBB-Erfolge nach dem EM-Triumph 1993 gesorgt.

Und was hat der Verband daraus gemacht? Wenig. Zur Talentförderung hat der DBB Nowitzkis Popularität in all den Jahren jedenfalls kaum genutzt. Der frühere Nationalspieler Johannes Herber hat mal festgestellt, dass er fünf Jahre lang stets der Jüngste in der Auswahl gewesen ist. Als Nowitzki sich dann eine Auszeit nahm vom Nationalteam, hat es bei EM oder WM keine Rolle mehr gespielt, kam nicht mal unter die Top Ten. Nun hat der DBB Dirk Nowitzki also doch noch die Gelegenheit verschafft, dem deutschen Publikum sein Können live zu zeigen. "Ein schöner Abschluss meiner Nationalmannschaftskarriere", findet der 2,13-Meter-Mann. Seine EM-Teilnahme ist freilich auch ein Geschenk für den DBB: Nowitzki wird die Arena in Berlin füllen, und auch wenn er nicht mehr der dominierende Spieler von einst ist, kann er der Auswahl immer noch zur EM-Finalrunde nach Lille verhelfen, vielleicht sogar den Weg ebnen zu Olympia 2016 in Rio. Er wird bei diesem Vorhaben so viele junge, talentierte Kollegen um sich herum haben wie es sie in Deutschland lange nicht mehr gab, allen voran den Spielmacher Dennis Schröder, 21, der es ja auch schon in die NBA geschafft hat. Insofern ist Nowitzkis letzter EM-Einsatz auch so etwas die Staffel-Übergabe an eine neue Generation. Mal sehen, was die aus seiner Vorlage macht.

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