Fortuna-Spieler Kerem Demirbay:Erst Pöbler, dann Vorbild

Fortuna Düsseldorf - MSV Duisburg

Kerem Demirbay - als er gerade einen Treffer für Düsseldorf erzielt

(Foto: dpa)

Kerem Demirbay soll eine Schiedsrichterin beleidigt haben und deswegen nun ein Mädchen-Fußballspiel pfeifen. Warum das unsinnig ist - und der Fortuna-Spieler vieles richtig macht.

Kommentar von Kathrin Steinbichler

Der Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf erlebt gerade keine gute Zeit. Die Mannschaft kämpft gegen den Abstieg, der Vorstand bemüht sich nach der Entlassung von Frank Kramer um einen neuen Trainer. Jetzt muss sich der Traditionsverein auch noch mit einer Geschlechterdebatte herumschlagen, nachdem der 22-jährige Kerem Demirbay am Sonntag beim 2:1 über den FSV Frankfurt die Beherrschung verloren und der erfahrenen Unparteiischen Bibiana Steinhaus, 36, nach seinem Platzverweis eine Beleidigung an den Kopf geworfen hat.

"Ich finde, Frauen haben im Männerfußball nichts zu suchen", soll Demirbay gesagt haben. Steinhaus notierte den Spruch im Spielberichtsbogen, der Kontrollausschuss des Deutsche Fußball-Bundes (DFB) ermittelt nun wie bei jedweder Beleidigung im Rahmen eines Spiels, ob es eine Verbandsstrafe gibt. Der Verein, erklärte Sportdirektor Rachid Azzouzi bereits, toleriere "solche verbalen Entgleisungen" nicht und belegte Demirbay mit einer Geldstrafe in ungenannter Höhe.

Fortunas kommissarischer Vorstandsvorsitzender Paul Jäger machte daneben jetzt noch seinen ganz eigenen Vorschlag zur Resozialisierung des in kniffligen Situationen offenbar überforderten Fußballprofis: "Es wäre doch eine gute Sache", meinte Jäger, wenn Demirbay "sein wirkliches Frauenbild dadurch unterstreicht, dass er bei einem Mädchen-Fußballspiel auf den Platz geht - als Schiedsrichter".

In der Psychologie fällt dieser Vorschlag wohl unter die Konfrontationstherapie. Der Betroffene muss sich dabei den angstauslösenden Reizen aussetzen, um zu lernen, dass seine Existenz und seine Gesundheit in der Situation sicher sind, er nicht überreagieren muss - und das Ganze eben gar nicht so schlimm ist, wie er denkt. Demirbay allerdings hat bereits festgestellt, dass sein Spruch Blödsinn war. Per Telefon hat er sich bei Steinhaus entschuldigt. Der Satz tue ihm "extrem leid", er "entspricht auch nicht meinem Frauenbild", stellte er über seine Profilseiten in den sozialen Medien klar. Er habe seine Emotionen "einfach nicht im Griff" gehabt.

Das Bemerkenswerte an dem Vorfall ist daher nicht die Beleidigung - herablassende Bemerkungen gegenüber Frauen gibt es im Sport leider zuhauf. Bemerkenswert ist, wie Demirbay mit dem Vorfall umgeht. Ehrlich und offen für die Kritik daran. Damit ist er vielleicht mehr Vorbild, als er selbst jemals dachte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: