Basketball im TV:Großer Sport - kleine Wirkung

Brose Baskets v FC Bayern Muenchen - BBL Final Game 1

Dusko Savanovic und Bradley Wanamaker sind zwei Protagonisten der BBL-Finalserie - aber es schauen zu wenig Menschen zu.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Bayern und Bamberg liefern sich die hochklassigste Finalserie der deutschen Basketball-Geschichte - doch das entscheidende Spiel ist im frei empfangbaren Fernsehen nicht zu sehen. Aus gutem Grund.

Kommentar von Joachim Mölter

Das muss man sich mal vorstellen: Da kommt es in der hochklassigen Finalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft zum Showdown, zum entscheidenden fünften Spiel zwischen dem erstklassig besetzten Titelverteidiger FC Bayern München und dessen nicht minder hochkarätig bestückten Vorgänger als Champion, den Brose Baskets Bamberg - und dann kann das keiner sehen. Zumindest nicht im frei empfangbaren Fernsehen. Verständlich, dass das ein Ärgernis ist für die neugewonnenen Fans, die sich dieser Sport jüngst erarbeitet hat, etwa mit der dramatischen Halbfinalserie zwischen dem FC Bayern und Alba Berlin. Da ging der Showdown in die Verlängerung.

Nun ist es aber so, dass man das Finale der Finalserie am Sonntag durchaus live sehen kann, halt nur im Internet. Die Telekom hat sich vor dieser Saison die Übertragungsrechte der Basketball-Bundesliga (BBL) gesichert und strahlt nun alle, wirklich alle Punktspiele auf einer eigens eingerichteten Plattform aus. Einige Partien hat sie zur Zweitverwertung an Sport1 verkauft, den frei empfangbaren Sender; quasi als Appetithäppchen.

Die Telekom ist ja keine gemeinnützige Organisation, sie will mit ihrer Investition Geld verdienen. Wer Mobilfunk- oder Internet-Kunde ist, kann kostenlos auf das Basketball-Angebot zugreifen; wer es nicht ist und auch nicht werden will, muss dafür bezahlen. Und wer nicht zahlen will, schaut halt in die Röhre - in eine schwarz bleibende Fernseh-Bildröhre.

So ist das im digitalen Wandel: Die werbefinanzierte Gratis-Mentalität, welche Privat-TV und Internet in ihrer Anfangszeit geschaffen haben, ist überholt; heutzutage gibt es Inhalte nur noch für Geld. Kaum ein Medien-Unternehmen leistet es sich noch, alle Nachrichten, Informationen, Bilder zu verschenken.

Natürlich kann man diesen Wandel beklagen oder darüber schimpfen, dass die BBL bei den Gesprächen über die TV-Rechte nicht mehr Einfluss genommen hat, um die Fans in den Genuss eines echten Endspiels kommen zu lassen. Aber ihre Verhandlungsposition ist ja nicht stark: Als im vorigen Jahr die Großstadtklubs aus München und Berlin im Finale aufeinandertrafen, schauten im Schnitt 150 000 Fans bei Sport1 zu; als das ZDF in diesem Frühjahr das Pokalfinale übertrug, waren es 280 000. Zum Vergleich: Das EM-Auftaktspiel der deutschen U21-Fußballer sahen am Mittwoch 5,7 Millionen in der ARD. Angesichts solch unterschiedlicher Zahlen kann man es den Sendern nicht verdenken, wenn ihnen Basketball wenig wert ist. Und der BBL nicht vorwerfen, dass sie in Medien ausweicht, wo man das anders sieht.

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