Kommentar:F****** Piep!

In den USA hat der Baseball-Trainer Bryan Price eine Wutrede gehalten, gegen die die legendären Ausbrüche von Giovanni Trapattoni und Rudi Völler niedlich klingen. In nur fünfeinhalb Minuten bringt Price fast 90 Flüche und Schimpfwörter unter.

Von Joachim Mölter

Die Cincinnati Reds haben in der amerikanischen Baseball-Profiliga MLB die ersten vier Saisonspiele gewonnen, danach aber sieben der acht weiteren Begegnungen verloren - verständlich, dass ihr Chefcoach Bryan Price unter Druck stand vor der Partie bei den Milwaukee Brewers am Montag. Besonders gereizt hatte ihn ein Reporter der Lokalzeitung Cincinnati Enquirer, der wahrheitsgemäß berichtet hatte, dass ein schon länger verletzter Profi auch am Sonntag gegen die St. Louis Cardinals ausfallen werde; zudem, dass der Klub einen Akteur aus seiner zweiten Mannschaft kommen lassen und dafür einen anderen dorthin schicken wolle.

In einem kleinen Journalistenkreis hat der 52-Jährige seinem Unmut über diesen - von ihm zumindest so gesehenen - Geheimnisverrat Luft gemacht: Diese Informationen gingen niemanden etwas an, nützten nur dem Gegner, und überhaupt sei es nicht die Aufgabe von Sportjournalisten, Nachrichten aus dem Sportbetrieb zu verbreiten.

Das Bemerkenswerte an Price' Äußerungen ist nun, dass er in fünfeinhalb Minuten 77 Varianten eines englischen Schimpfwortes benutzte, dessen Grundform mit F anfängt und mit -uck aufhört, dazu rund ein Dutzend Begriffe, die mit Körperausscheidungen zu tun haben, in fester wie in flüssiger Form.

Im Vergleich dazu wirkt die berühmte Wutrede des früheren FC-Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni von 1998 ("Flasche leer") geradezu niedlich, selbst die Tirade des damaligen Bundestrainers Rudi Völler anno 2003 ("Käse, Mist, Gurus!") erklingt in einem milderen Ton.

Es existiert eine Tonaufnahme von Price' Wutanfall, wie in Amerika üblich wurden jedoch alle Injurien mit einem Piep übertönt. Der Cincinnati Enquirer verzichtete darauf, diese Aufnahme auf seiner Homepage im Internet zu veröffentlichen, vermutlich, weil es zu viel piepte. In der Schriftform ersetzen die Amerikaner böse Wörter mit Sternchen (*) - das abgetippte Werk von Price liest sich dann so: "F*** me! It's a f****** disgrace. I'm f******sick of this s***!"

Das ist recht derb, selbst in Cincinnati, wo man einen rauen Umgangston gewohnt ist. Die frühere Reds-Besitzerin Marge Schott wurde einst wegen rassistischer und antisemitischer Bemerkungen von der Liga drei Jahre gesperrt. Welche Konsequenzen die 77 F**** nun für Bryan Price haben werden, ist offen.

Übrigens, auch wenn das niemanden etwas angeht: Die Partie in Milwaukee gewann sein Team trotz des Geheimnisverrats 6:1.

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