Bundesliga:Etwas mehr Abwechslung, bitte

FC Carl Zeiss Jena v Bayern Muenchen - DFB Cup

In Bedrängnis geraten: Robert Lewandowski.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

In der Tabelle droht schon wieder Langeweile - wie wohltuend, dass immerhin ein Stürmer die Torjägerbranche aufmischt. Da ist plötzlich einer effektiver als Robert Lewandowski.

Kommentar von Ulrich Hartmann

Der Schalker Leon Goretzka berichtet, er habe am Freitagabend eine Halbzeit lang aus nächster Nähe Ratlosigkeit in den Augen der Fußballer vom FC Bayern München gesehen. Das ist eine kostbare Erfahrung für einen Profi, der sich mit seinem FC Schalke 04 zurzeit am entgegengesetzten Ende der Tabelle aufhält. Es habe Spaß gemacht, die Bayern vorübergehend in Bedrängnis zu bringen, sagte Goretzka ungeachtet jener 0:2-Niederlage, die seine Schalker letztlich erlitten. Mit Bedrängnis hat die Situation des FC Bayern und seiner Handvoll vermeintlicher Herausforderer aber schon nach zwei Spieltagen erst einmal nichts mehr zu tun.

Während die Münchner das Tableau mit 8:0 Toren und sechs Punkten anführen, ist Schalke mit null Punkten Vorletzter, Leverkusen und Mönchengladbach stehen nach zum Teil mediokren Leistungen und je drei Punkten bloß im Mittelfeld - und Dortmund hat am Samstagabend in Leipzig verloren. Wer soll in den kommenden Wochen Ratlosigkeit in den Münchner Gesichtern provozieren?

"Das Rennen ist eröffnet", hat Dortmunds Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang vor zwei Wochen getwittert, als Robert Lewandowski für die Bayern im ersten Spiel soeben drei Treffer erzielt hatte. Aubameyang ist am Samstagabend beim Gastspiel in Leipzig ausgewechselt worden, kurz bevor in der Schlussphase der Gegentreffer zur Dortmunder 0:1-Niederlage fiel. Die Borussen empfangen die Bayern erst in zwei Monaten zum direkten Duell. Wenigstens bis dahin sollte die Meisterschaft noch nicht entschieden sein. Zum fußballerischen Allgemeinwohl.

Effektiver als Lewandowski, zumindest kurzzeitig

Niemand konnte ahnen, dass Aubameyang in dem von ihm offiziell eröffneten Torjäger-Rennen zunächst nur einen Verfolgerplatz belegen würde. Lewandowski als bester Torschütze der Bundesliga hat vorübergehend einen neuen, bislang unbekannten Konkurrenten. Diesen Duellanten hatte wirklich niemand auf der Rechnung. Es ist ein 21-jähriger Finne namens Joel Pohjanpalo, der vor drei Jahren nach Deutschland gekommen ist, um von Bayer Leverkusen zunächst ein Jahr zum Zweitligisten VfR Aalen und dann zwei Jahre zum Zweitligisten Fortuna Düsseldorf ausgeliehen zu werden.

Nun darf er minutenweise für Leverkusen erstmals in der Bundesliga spielen. Pohjanpalo ist im ersten Saisonspiel in der 78. Minute eingewechselt worden und hat sofort ein Tor geschossen - und er ist am Samstag in der 72. Minute eingewechselt worden und hat noch drei Tore erzielt. Vier Tore binnen 38 Minuten, damit ist Pohjanpalo kurzfristig einer der effektivsten Torjäger der Bundesliga-Geschichte. Effektiver auch als Lewandowski.

Selbst wenn er diese Quote nicht wird halten können, überrascht der Finne momentan eine ganze Branche - und das ist auch schon eine Menge wert in Zeiten, in denen Variantenreichtum an der Bundesligaspitze eine Mangelerscheinung ist. Letztmals nicht Tabellenführer war der FC Bayern München übrigens exakt vor einem Jahr. Die Zeit hielt nicht lange an.

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